Meister der Selbsthilfe

So repariert sich unsere Haut


Bei Freistunde erfahrt ihr, wie Wundheilung funktioniert.

Bei Freistunde erfahrt ihr, wie Wundheilung funktioniert.

Von Tanja Pfeffer

Aua - einen Kratzer hat man schnell mal in der Haut oder auch einen Schnitt. Manchmal blutet es mehr, manchmal weniger. Bei richtig großen Verletzungen hilft ein Arzt, aber kleinere Wunden kann unser Körper selbst heilen. Wie das geht, erklärt Dr. med Christoph Weber. Er ist leitender Arzt der Abteilung Gefäßchirurgie im Klinikum St. Elisabeth in Straubing.

Bei einem Schnitt in den Finger werden kleine Gefäße durchtrennt, die unter der Haut verlaufen. Aus diesen Gefäßen läuft nun Blut. Je größer die Gefäße sind, umso stärker blutet die Wunde. "Blut hat die Eigenschaft, dass es gerinnt, sobald es nicht mehr fließt oder mit Gewebe außerhalb der Gefäßwand in Kontakt kommt", erklärt Dr. Christoph Weber. Sobald das Blut also mit der Wunde in Berührung kommt, gerinnt es. Möglich machen das die Blutplättchen und die durch die Wunde aktivierten Gerinnungsfaktoren. Die Blutplättchen fließen sonst einzeln im Blut umher. Bei einer Wunde bilden sie Blöcke und das Blut wird eine feste Masse, die nicht mehr fließen kann. Das ist also wie körpereigener Klebstoff.

Schorf ist ein natürliches Pflaster

Das geronnene Blut ist nun an der Wundoberfläche. Die Wasseranteile im Blut verdunsten auf der Haut und übrig bleibt eine Kruste über der Wunde, der Schorf. "Der Schorf schützt die Wunde vor Keimen. Er wirkt wie ein Pflaster", sagt der Arzt. Die Blutgefäße haben sich nun zusammengezogen, so dass kein neues Blut mehr nachfließen kann. Das Bluten selbst war schon der erste Schritt zur Heilung. Denn mit dem Blut werden auch Keime und Schmutz ausgespült. So ist die Wunde erstmal sauber. "Natürlich kommt es hier immer auf die Menge an. Wenn das Blut richtig rausfließt oder spritzt, sollte man dringend zum Arzt. Das gilt auch bei großen Wunden", warnt Dr. Weber.

Wunde schließt sich von selbst

Liegt der Schorf über der Wunde, hat die Haut jetzt Zeit, sich zu reparieren. Die sogenannten Fresszellen säubern die verwundete Stelle von Schmutz, Bakterien und abgestorbenen Hautzellen. Ist alles aufgeräumt, kann sich die Haut jetzt wieder erneuern. "Von den Wundrändern her bilden sich neue Hautzellen. Ist die Haut erneuert, fällt auch der Schorf wieder ab", sagt der Arzt. Den darf man übrigens vorher nicht abkratzen, weiß Dr. Christoph Weber. Warum? "Weil man die Wunde sonst wieder aufreißt und der ganze Prozess fängt von vorne an. Dann war die ganze Arbeit umsonst."

Damit du weißt, ob deine Haut das alleine schafft oder Hilfe braucht, musst du dir diese Fragen stellen:

Wie groß ist die Wunde?
Die Größe einer Wunde ist entscheidend, ob sich der Körper noch selbst helfen kann oder ob man besser schnell zum Arzt geht. "Eine Schnittwunde, die drei Millimeter lang ist, heilt von alleine. Aber ein tiefer Schnitt mit drei Zentimetern Länge gehört sofort zum Arzt", sagt Dr. med Christoph Weber vom Straubinger Klinikum. Ist die Wunde etwa einen bis eineinhalb Zentimeter lang, reicht noch ein Klammerpfl aster. Das hilft, die Enden der Wunde zusammenzuziehen, so dass die Wundränder zusammenkommen und direkt verkleben können. So entsteht nur eine schmale Wunde. Ist die Wunde größer, muss genäht werden.

Wie ist es passiert?
Hast du dich geschnitten oder bist hingefallen und hast dein Knie aufgeschürft? Ist es ein glatter Schnitt oder hast du eine Platzwunde mit unregelmäßigen Wundrändern? All diese Wunden benötigen eine andere Versorgung. Ein Schnitt kann oberflächlich oder auch sehr tief sein. Tiefe Wunden sollte immer der Arzt behandeln, um festzustellen, ob Muskeln und Sehnen verletzt wurden. Tiefe Wunden müssen genäht werden. Eine Schürfwunde dagegen ist sehr großflächig, aber nicht tief. Hier heilt die Haut schnell. Bei einer Platzwunde oder einer aufgerissenen Wunde hat man keine glatten Ränder. Hier muss der Arzt helfen, dass sich die Haut wieder gut verschließen kann.

Ist die Wunde sauber?
Als erster Schritt muss eine Wunde immer gespült, gereinigt und desinfiziert werden. Schürft man sich das Knie auf der Straße auf, sind oft viele kleine Splitter in der Wunde. Solche Fremdkörper müssen entfernt werden, sonst können sie sich entzünden und eine Infektion auslösen. Bei größeren Splittern sollte man sich aber dringend vom Arzt helfen lassen, rät Dr. Christoph Weber.

Wie stark blutet die Wunde?
"Dass die Wunde blutet, ist erstmal gut, das spült die Keime aus. Natürlich aber nur bei einer geringen Menge", sagt Dr. Christoph Weber. Sein Tipp: Nach dem Ausspülen fest auf die blutende Stelle drücken. So verschließt man die Blutgefäße und das Blut kann nicht mehr fließen. Hört die Wunde nach etwa drei Minuten auf zu bluten, verschließt man die Stelle am besten mit einem luftdurchlässigen Pflaster und lässt das Reparaturteam der Haut seine Arbeit machen. Blutet es länger, empfiehlt Dr. Weber zum Arzt zu gehen.

Dr. med. Christoph Weber ist leitender Arzt der Abteilung Gefäßchirurgie im Klinikum St. Elisabeth in Straubing. (Foto: Fotowerbung Bernhard)

Dr. med. Christoph Weber ist leitender Arzt der Abteilung Gefäßchirurgie im Klinikum St. Elisabeth in Straubing. (Foto: Fotowerbung Bernhard)