"Schui" oder Schule?

Simon Klesse (15) über die Frage „Soll Dialekt an Schulen stärker gepflegt werden?“


Simon aus Wörth an der Donau findet, Dialekt solle genug Platz in bayerischen Schulen haben, dürfe aber die Hochsprache nicht verdrängen.

Simon aus Wörth an der Donau findet, Dialekt solle genug Platz in bayerischen Schulen haben, dürfe aber die Hochsprache nicht verdrängen.

Von Redaktion idowa

"Etz wird a boarisch gredt": Nach diesem Motto soll künftig der Unterricht an bayerischen Schulen gehalten werden. Der neue Lehrplan PLUS, der an den Grundschulen im Freistaat bereits eingeführt wurde, soll das Sprachbewusstsein der Schüler fördern. Dazu wird sowohl Hochsprache als auch Dialekt im Unterricht gleichermaßen behandelt. Als Politiker Anfang dieses Schuljahres die neuen Bildungsvorgaben vorstellten, fanden sich sofort Befürworter, aber auch Gegner. Welche Argumente sprechen also dafür, welche dagegen? Ein Überblick.

Befürworter des Dialekts argumentieren mit dem hohen Stellenwert, den Mundart in der bayerischen Kultur einnimmt. Bayerisch ist eine urtümliche Sprache, die die Verbundenheit zur eigenen Heimat stärken kann. Traditionen wie eben auch der bayerische Dialekt haben in hektischen Zeiten oft keinen Platz. Wie haben sich eigentlich unsere Großeltern verständigt? Die Antwort: ohne Handy, ohne Computer und auch nicht in sogenannten Jugendsprachen. Sie sprachen schlichtweg bayerisch miteinander.

Dialekt an bayerischen Schulen zu fördern, sei sogar gesetzlich geregelt, sagen Juristen. Deren Job ist es, in Gesetzesbüchern zu prüfen, ob ein Vorschlag auch wirklich legitim oder rechtskräftig, also erlaubt, ist. Doch dass an bayerischen Schulen keine Mundart mehr gelehrt werden dürfte, wäre - zumindest aus Sicht der rechtlichen Grundlagen - nicht erlaubt. So legt Artikel 131 der bayerischen Verfassung der Schule nahe, "nicht nur Herz und Charakter zu bilden, sondern auch die Schülerinnen und Schüler in der Liebe zur bayerischen Heimat zu erziehen." Das bedeutet, dass der Unterricht Bezüge zu unserem Herkunftsland aufbauen soll. Darunter fällt auch die Mundart.

Zudem finden Befürworter des Dialekts, dass Lehrer ihre Schüler mit der Verbindung von Hochsprache und Dialekt sozusagen zweisprachig erziehen. Studien belegen, dass Schüler so auch leichter Fremdsprachen lernen.

Angst vor Schwierigkeiten in der Verständigung

Gegner dieses Projekts befürchten dagegen Verständigungsprobleme zwischen bayerischen Schülern und nicht aus Bayern stammenden Lehrern. Sie denken, dass eine Sprachbarriere zwischen Schülern und Lehrern entstehen könne, die sich auch auf den Unterricht auswirke. Ob sich das in den Noten zeige, hänge vom Ermessen des Lehrers ab. Die Gegner fordern daher, an den Schulen nur Hochdeutsch zu sprechen.

Zudem befürchten Kritiker, dass sich Schüler mit verschiedenen Dialekten gegenseitig schwer verstehen. Sie werfen deshalb die Frage auf: Wenn es schon hier Probleme gibt, sich zu verständigen - wie soll es dann im Ausland funktionieren?
Schule gilt als die Vorstufe zum Berufsleben. Sie soll Perspektiven schaffen, Wege öffnen und nicht zuletzt auch die erforderlichen Voraussetzungen schaffen. Dazu gehöre es laut Dialekt-Gegnern auch, den Schülern eine korrekte hochdeutsche Sprache zu vermitteln. Viele Personalchefs legen Wert auf eine verständliche, weitgehend dialektfreie Ausdrucksweise, bringen Kritiker ein Beispiel. Die Situation zeige sich in ähnlichem Ausmaß an Hochschulen und Universitäten: Hier ist eine korrekte Fachsprache für Referate oder auch Hausarbeiten nötig.

Meiner Meinung nach darf der Dialekt die hochdeutsche Sprache nicht in den Schatten stellen. Nach wie vor ist es wichtig, dass Schüler die Standardsprache einwandfrei beherrschen. Dennoch könnte man den Dialekt auch an Schulen fördern - beispielsweise in speziellen Arbeitsgruppen oder auch in Projekten am Rande des regulären Unterrichts.