Filmtipp

Der mit dem Bär tanzt


Simon Forster.

Simon Forster.

Von Simon Forster

Daraus werden Kinderträume gemacht! Ein beigefarbener Teddybär mit plüschigem Kuschelfell und extragroßen schwarzen Kulleraugen ist das schönste Weihnachtsgeschenk für den achtjährigen John Bennett aus Brockton, Massachusetts. Und weil dieser sonst keine Freunde hat, ist Teddy, so tauft John seinen Kuschelbären, von nun an sein bester Freund. In einer sternenklaren Winternacht wünscht sich John vor dem Einschlafen, dass sein Teddy auch mit ihm sprechen kann. Wie durch ein Wunder wird Teddy über Nacht schließlich quicklebendig. So weit, so gut.

Regisseur und Drehbuchautor Seth MacFarlane, Schöpfer der US-Zeichentrickserien "Family Guy" und "American Dad", wagt mit seinem R-rated-Buddy-Movie "Ted" nun also den Sprung auf die große Leinwand. Dabei vergisst er jedoch nicht, wo er herkommt. Denn "Ted" strotzt nur so von derbem Humor und popkulturellen Anspielungen, die ihn schon bei seinen Zeichentrickserien berühmt gemacht haben. Sein Held ist diesmal zwar keine fiktive Figur, ganz echt ist "Ted" aber trotzdem nicht. "Der Bär ist im Motion-Capture-Verfahren aufgenommen. Doch das System ist extra hierfür noch verändert worden. Ich habe nicht so viele Punkte im Kostüm gehabt, sondern mehr so eine Art Scharniere. Das machte alles beweglicher", sagte MacFarlane unlängst in einem Interview, um zu erklären, wie aus einem gewöhnlichen Teddybären ein im Film animierter Teddy wurde.

Nach dem Intro setzt die Komödie 27 Jahre später ein. John (Mark Wahlberg) und Ted sind immer noch beste Freunde und leben zusammen in einer kleinen Wohnung in Boston. Beide hängen jede freie Minute miteinander ab, schauen die trashige "Flash Gordon"-Verfilmung, rauchen Bongs, trinken Alkohol und schlafen - wenn es donnert - sogar miteinander im Bett. Ted, der sich seine Stimme vom Regisseur selbst geliehen hat, übernimmt die Rolle des Draufgängers, der nichts anderes als Unsinn im Kopf hat. John, der eigentlich bei einem Autoverleih arbeitet, macht jeden Schwachsinn mit, da sich Darsteller Mark Wahlberg auch für nichts zu schade ist. Das passt seiner schönen Freundin Lori Collins (Mila Kunis), mit der John bereits seit vier Jahren ein Paar ist, so gar nicht. Bis jetzt war der ungewöhnliche Freund Ted nie ein Problem, doch dessen immenses Drogen- und Alkoholproblem - wir reden hier von einem animierten Teddybären! - hat nun auch schlechte Auswirkungen auf deren Beziehung. Lori stellt John vor ein Ultimatum: Entweder sie oder Ted!

Bis zu diesem Zeitpunkt ist Ted genauso frech, wie man das nach den Trailern auch erwartet hat. Danach verläuft sich Seth MacFarlanes-Film jedoch irgendwo zwischen Romanze und Möchtegernkrimi. Denn nachdem Ted in eine eigene Wohnung ziehen muss, wird er von einem paranoiden Vater entführt. John, dessen Beziehung gerade eine Zerreißprobe durchmacht, ist von dem ganzen Hin und Her dermaßen verwirrt, dass er am Ende sogar alles zu verlieren scheint: Seine große Liebe und seinen Kindheitstraum.

Seth MacFarlane präsentiert sein Erstlingswerk mit zwei Gesichtern. Einerseits als rotzfreche Komödie, bei der vor allem Ted viele Sympathien verbuchen kann. Andererseits als Film mit einer guten Grundidee, die jedoch weniger gut ausgebaut wird. Trotzdem bietet MacFarlane gute Unterhaltung mit soliden Schauspielern. Insgesamt ist "Ted" ein Film über Freundschaft, Liebe und darüber, doch irgendwie nie erwachsen zu werden.