Nürnberg
S-Bahn-Tragödie: Zwei Verdächtige festgenommen
26. Januar 2019, 19:30 Uhr aktualisiert am 26. Januar 2019, 6:48 Uhr
Ein Streit am S-Bahn-Gleis hat zum Tod zweier Jugendlicher nach einer Party in Nürnberg geführt. Drei 16-Jährige stürzten am Samstag kurz nach Mitternacht vom Bahnsteig auf die Schienen - nur einer konnte sich nach Polizeiangaben vor dem gerade einfahrenden Zug retten. Die anderen beiden Jungen wurden von der S-Bahn erfasst und getötet.
Wenige Stunden nach der Tat nahm die Kripo zunächst einen 17 Jahre alten Verdächtigen fest. Später wurde ein weiterer Jugendlicher gleichen Alters ermittelt. Gegen die beiden jungen Deutschen hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehle beantragt. Sie sollten am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt werden, sagte ein Polizeisprecher am Samstag.
Die beiden 17-Jährigen sollen dafür verantwortlich sein, dass ihre drei Kontrahenten vom Bahnsteig in die Gleise fielen. Die Ermittler ließen zunächst offen, ob die mutmaßlichen Täter die drei Jüngeren geschubst, geschlagen oder getreten haben. Dies müssten die weiteren Ermittlungen noch konkret zeigen, erklärte der Polizeisprecher.
Zum Tatzeitpunkt sei eine Traube von Menschen in unmittelbarer Nähe gewesen. Deswegen seien die Ermittlungen zum genauen Geschehen sehr schwierig, Dutzende Zeugen müssten befragt werden. Die Kripo wertet auch die Videoaufnahmen der Überwachungskameras aus dem Bahnhof aus. Die Mordkommission des Nürnberger Polizeipräsidiums ermittelt wegen des Verdachts von Tötungsdelikten gegen die beiden verdächtigen Jugendlichen. Nach ersten Erkenntnissen habe ein "völlig nichtiger Anlass" zu dem Streit zwischen den mindestens fünf Jugendlichen am S-Bahnhof Frankenstadion geführt, erläuterte der Sprecher.
Die Beamten nahmen kurz nach der tödlichen Tragödie in der Nacht ihre Ermittlungen auf. Am Morgen wurde der erste Tatverdächtige aufgrund von Zeugenaussagen identifiziert und festgenommen. Später wurde auch der Junge gefunden, der von den Schienen entkommen konnte. Anschließend gab es Hinweise auf den zweiten Verdächtigen. Die Jugendlichen sollen nun zu der Tat weiter befragt werden.
Zur Zeit des Geschehens waren laut Polizei rund 150 Menschen auf dem Bahnsteig und in der ankommenden S-Bahn. Dass der Bahnhof um diese Uhrzeit relativ stark frequentiert war, lag an einer Feier von Jugendlichen in der Nähe. Eine große Zahl der Partygänger soll am Freitag gegen 24.00 Uhr die Veranstaltung verlassen haben und zu dem Bahnhof gegangen sein. Viele Anwesende wurden nach der Tragödie von Notfallseelsorgern betreut, die Verkehrsgesellschaft schickte zwei Linienbusse als Aufenthaltsort für die Zeugen an den Bahnhof.
Das Geschehen führte zu einem Großeinsatz. Neben Polizisten waren Notärzte und Sanitäter sowie Feuerwehrleute am Ort des Geschehens. Beamte der Spurensicherung untersuchten den Tatort. Mehrere Stunden lang wurde die Bahnstrecke deswegen gesperrt.