Bayern

Ukrainerin ersticht IT-Chef der LMU-Klinik

Der 54-Jährige hattedie aus dem Krieg geflüchtete Frau bei sich zu Hause aufgenommen. Auslöser für die tödlichen Stiche war offenbar, dass er wollte, dass sie wieder auszieht


Von Nina Job

Die Belegschaft im Klinikum Großhadern ist entsetzt, bestürzt, fassungslos. Wie ein Lauffeuer hat sich die furchtbare Nachricht verbreitet: Eine Führungskraft aus dem LMU-Klinikum ist am Sonntag Opfer eines Verbrechens geworden. Nach jetzigem Stand der polizeilichen Ermittlungen hat Jürgen F. (54) seine Hilfsbereitschaft mit dem Leben bezahlen müssen: Er hatte eine Geflüchtete aus der Ukraine bei sich aufgenommen.

Die Frau wurde am Sonntagabend unter dringendem Tatverdacht am Tatort festgenommen. Es gibt zwei Zeugen der Bluttat, eine von ihnen erlitt eine Schnittverletzung. Die Tatverdächtige (51) sitzt mittlerweile in der JVA Stadelheim in Untersuchungshaft.


Jürgen F. leitete das IT-Referat im Klinikum Großhadern. Privat wohnte der 54-Jährige in einem Mehrfamilienhaus in einer ruhigen Straße in Dachau. Vor wenigen Wochen hatte er dort eine Frau bei sich aufgenommen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet war. Das bestätigte Michaela Grob, Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, der AZ. Jürgen F. und die Geflüchtete kannten sich offenbar bereits. Wie sie sich kennengelernt hatten, ist noch unklar. Laut Polizeisprecherin Michaela Grob gibt es "derzeit keine Hinweise auf eine sexuelle Beziehung". Im LMU-Klinikum war die Frau nach AZ-Informationen nicht beschäftigt.


Die Ukrainerin hatte Jürgen F. offenbar gebeten, ob sie ein paar Tage bei ihm wohnen könne. "Nach derzeitigen Erkenntnissen war von Anfang an nicht geplant, dass er ihr längerfristig Unterschlupf gewährt", so Grob. Als aus dem Zusammenwohnen Wochen wurden und sie keine Anstalten machte, auszuziehen, habe der 54-Jährige die Frau aufgefordert auszuziehen. Am Sonntagabend wollte er ihr das offenbar ein letztes Mal deutlich machen.


Dabei kam es zum heftigen Streit zwischen Jürgen F. und seiner Mitbewohnerin. In der Wohnung waren zu diesem Zeitpunkt auch seine Ex-Frau und deren neuer Ehemann. Die Auseinandersetzung eskalierte, plötzlich griff die Ukrainerin zu einem Messer, stach es Jürgen F. in den Oberkörper.

Seiner Ex-Frau und dem anderen Zeugen gelang es zwar, die Angreiferin zu überwältigen und ihr das Messer zu entreißen - doch für Jürgen F. kam jede Hilfe zu spät. Er erlag wenig später in der Wohnung seinen schweren Verletzungen.
Die Polizei nahm die 51-Jährige noch am Tatort fest. Die Ex-Frau musste ärztlich versorgt werden, sie hatte eine Verletzung an der linken Hand erlitten.

Am Montag wurde die Ukrainerin auf Antrag der Staatsanwaltschaft München II wegen Verdachts auf Totschlag dem Haftrichter vorgeführt. Die Kripo Fürstenfeldbruck ermittelt.


"Die Beschäftigten des LMU-Klinikums und vor allem die unmittelbaren Kolleginnen
und Kollegen sind angesichts des Todes unseres sehr geschätzten Mitarbeiters zutiefst betroffen", teilte ein Kliniksprecher der AZ gestern auf Anfrage mit. "Wir werden dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie, der wir viel Kraft in dieser sehr schweren Zeit wünschen."