Wohnungslosigkeit

Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern registriert mehr Bedürftige


Ein Mitarbeiter der Notschlafstelle "Diana-Herberge" bereitet ein Zimmer vor.

Ein Mitarbeiter der Notschlafstelle "Diana-Herberge" bereitet ein Zimmer vor.

Von dpa

Wohnungs- und Obdachlose in Bayern stehen vor einem harten Winter. Bei Anlaufstellen wie Wärmestuben oder Tafeln hätten sich zuletzt immer mehr Bedürftige gemeldet, sagte Verena Zillig, Geschäftsführerin der Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern.

Offenbar hänge das unter anderem mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage und den enormen Preissteigerungen zusammen. Unter den Hilfesuchenden seien auch viele Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet seien. Allerdings sei noch unklar, ob die Zahl der Wohnungs- und Obdachlosen gestiegen sei, sagte Zillig.

Allgemein spricht man von Wohnungslosen, wenn Menschen keine eigene Wohnung besitzen oder mieten - dazu zählen auch solche, die beispielsweise in Gemeinschafts- oder Notunterkünften oder bei Freunden untergekommen sind. Als obdachlos bezeichnet man Menschen, die keinen festen Wohnsitz und keine Unterkunft haben und daher meist im öffentlichen Raum übernachten - etwa in Parks, U-Bahnstationen oder unter Brücken.

Wie Vera Zillig erklärt, verlieren Menschen häufig durch Miet- oder Energieschulden ihre Wohnung. Auch nach Trennungen, Krankheiten oder Gefängnisaufenthalten stehen demnach viele auf der Straße. Vor allem bei Frauen kamen häusliche Konflikte als Grund dazu.

Wohnungslos ist nicht gleich obdachlos

Das Münchner Sozialreferat schätzt die Zahl der Obdachlosen im Stadtgebiet auf rund 550. Für sie unterhält die Landeshauptstadt zahlreiche Anlaufstellen, Essensangebote und Kleiderkammern. Auch im "Übernachtungsschutz" auf dem Gelände der ehemaligen Bayern-Kaserne im Stadtteil Freimann können Obdachlose schlafen und duschen.

Wohnungslos waren nach Angaben der Stadt Ende des dritten Quartals 2022 knapp 8.900 Menschen - dazu zählen auch Kriegsgeflüchtete, etwa aus der Ukraine. Der Krieg habe zu einem deutlichen Anstieg der Wohnungslosenzahl geführt, teilte ein Sprecher des Sozialreferats mit. Die Betroffenen seien teils im städtischen System der Wohnungslosenhilfe untergebracht, andere lebten in sogenannten dezentralen Unterkünften, Gemeinschaftsunterkünften oder Einrichtungen von Hilfsverbänden.

Die Stadt Nürnberg stellt nach eigenen Angaben gemeinsam mit verschiedenen Trägern 200 Notschlafplätze für Bedürftige zur Verfügung - nach Angaben des Sozialreferats ist das derzeit ausreichend. Tagsüber können sich Wohnungs- und Obdachlose in einer Wärmestube oder einer Straßenambulanz aufhalten, in der sie bei Bedarf auch medizinisch versorgt werden. Auch stellt die fränkische Metropole nach Geschlechtern getrennte Aufenthaltsräume sowie Angebote speziell für Drogenabhängige bereit.

Winterliche Temperaturen können lebensgefährlich sein

Nürnbergs Sozialreferentin Elisabeth Ries appelliert an Betroffene, die Angebote der Stadt anzunehmen: "Niemand muss die Nacht unter freiem Himmel verbringen. Allen Wohnungslosen in Nürnberg bieten wir gemeinsam mit unseren Partnern Schlafmöglichkeiten an." Bei winterlichen Temperaturen draußen zu übernachten, sei lebensbedrohlich, warnte Ries.

Bayerns drittgrößte Stadt Augsburg meldet keinen signifikanten Anstieg der Obdachlosenzahl im Vergleich zu früheren Wintern. "Wir verfügen nach wie vor über eine ausreichend große Zahl an Unterbringungsplätzen", teilte ein Sprecher des Sozialreferates mit.

Derzeit seien in Augsburg knapp 230 Personen in städtischen Obdachlosenunterkünften untergebracht - dazu zählten Wohnungen und sogenannte Übergangswohnheime. Daneben arbeitet die schwäbische Großstadt mit Sozialverbänden und Streetworkern zusammen und hält tagsüber eine Wärmestube und einen Kältebus bereit.