Bayern

Münchens Wirtschaft unter Grün-Rot: Das sagen die Verbände

IHK und Handwerkskammer zur Grün-Roten Wirtschaftspolitiik in München.


Peter Kammerer von der IHK.

Peter Kammerer von der IHK.

Von che

"Keiner fragt, wo Handwerker parken können"

"München hat alles, was ein guter Standort braucht"

München ist immer noch ein hervorragender Standort, sagt Peter Kammerer von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Er sieht das so, weil es hier viel Forschung, viel Innovation, viele Start-ups gebe. Doch dann folgt auch schon ein großes Aber: "Die Stadt kann es sich nicht leisten, immer mehr Gewerbeflächen in Wohnungen und Grünflächen umzuwandeln." In den vergangenen Jahren seien viele Gewerbeflächen verlorengegangen. Mindestens müsse es das Ziel der Stadt sein, die bestehenden Gewerbeflächen zu erhalten. Vor allem beim Thema Verkehr hat Kammerer Bedenken. Er sieht es kritisch, dass es noch keine Gesamtstrategie für den Verkehr in der Altstadt gebe und dass die Stadt stattdessen in jeder Straße einzeln über den Wegfall von Stellplätzen diskutiere. Richtig findet er deshalb, dass sich die Stadt entschieden hat, eine eigene Strategie für den Wirtschaftsverkehr zu entwickeln. Wünschen würde er sich vor allem, dass Anträge von Unternehmen schneller und transparenter bearbeitet werden. "Die Abläufe in der Stadt dauern einfach viel zu lange. Da gibt es noch viel Luft nach oben", meint Kammerer. Auch die Kommunikation zwischen dem Rathaus und den Münchner Unternehmen müsse besser werden. Von der Bettensteuer habe die Branche zum Beispiel erst aus der Presse erfahren. Eine Note will Kammerer nicht vergeben. Er sagt: "Wir sind optimistisch. München hat eigentlich alles, was ein guter Standort braucht."

Franz Xaver Peteranderl von der Handwerkskammer.

Franz Xaver Peteranderl von der Handwerkskammer.



Dass es ein Ziel der Stadt ist, neue Gewerbehöfe zu schaffen, hat der Chef der Handwerkskammer Franz Xaver Peteranderl mitbekommen. Gute Sache. Im Prinzip. "Denn eigentlich sollte die Politik doch dafür sorgen, dass die Betriebe an ihren angestammten Plätzen bleiben können", sagt er.Peteranderl kennt einen Heizungsbauer, der früher seinen Betrieb im Lehel hatte und der dann in einen Gewerbehof am Ostbahnhof umzog. Die Anwohner hatten sich zu sehr gestört gefühlt. Sein Anfahrtsweg sei nun viel weiter - und so gehe es vielen Betrieben. Denn die Gewerbehöfe befinden sich meist am Stadtrand."Für Schanigärten fallen Parkplätze weg, aber keiner fragt, wo die Handwerker parken können", sagt Peteranderl. Er weiß, dass die Stadt Lieferzonen geschaffen hat. Doch die reichen aus seiner Sicht bei Weitem nicht. Er fordert neue Verkehrskonzepte von der Stadt. Für Bäcker sei es schwer, auf den ÖPNV umzusteigen - schlicht, weil ihre Arbeit beginnt, wenn kaum Trambahnen fahren. Auch für den Berufsverkehr sollte die Stadt Lösungen entwickeln. "Immer, wenn ein verlängertes Wochenende ist und die Berufspendler nicht mehr in die Stadt fahren, haben wir gar keine Probleme Stellplätze zu finden." Die Stadt müsste sich also attraktivere Angebote überlegen.Von einem "Munich Green Social New Deal", einem sozial-ökologischen Investitions- und Konjunkturprogramm, das im Koalitionsvertrag versprochen wird, hat Peteranderl noch nie gehört.