Nachgefragt
Haben Bayerns Labore noch genügend Corona-Tests?
28. März 2020, 7:00 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 13:32 Uhr
Immer wieder erreichen die idowa-Redaktion Anfragen von Lesern, die sich Sorgen machen, dass die Coronavirus-Tests zur Neige gehen oder den Laboren in Bayern das Equipment zur Auswertung ausgehen könnte. Wir haben beim Landesamt für Gesundheit und Pflege (LGL) und beim Deutschen Verband Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP) nachgefragt.
Die Corona-Tests laufen vielerorts an den Teststationen, bis die Ergebnisse eintreffen, kann es aber dauern. Der Grund: die schiere Masse an Tests. Gleichzeitig wird vereinzelt von knappen Ressourcen berichtet. So verweist etwa das Landratsamt Straubing-Bogen in einer Mitteilung vom Freitag darauf, dass die aktuellen Kapazitäten in den Laboren problematisch seien - "auch weil Reagenzien derzeit knapp sind." Aktuell würden Bemühungen laufen, die Laborkapazitäten zu erhöhen.
Wie sieht es nun bayernweit mit den Laborkapazitäten aus? "Die Labore des LGL untersuchen - unabhängig von anderen privaten Laboratorien - Proben im Auftrag des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, das heißt der Gesundheitsämter. Am LGL sind vorhandene Lieferengpässe verschiedener Hersteller aktuell gut beherrschbar, da wir die Testmethoden diversifiziert haben", erklärt Henning Brinkmann, Pressesprecher des LGL, auf idowa-Nachfrage. Die Testkapazitäten am LGL würden, so Brinkmann, kontinuierlich ausgebaut. "Wir können hier mittels verschiedener Maschinenplattformen und Testkits mehrgleisige Testungen durchführen."
Außerdem habe das Landesamt verschiedene Testplattformen aufgebaut und evaluiert, um Lieferengpässen von Testherstellern entgegenzuwirken. Neue Verfahren verschiedener Hersteller würden ebenfalls ständig neu bewertet und auf ihre Leistungsfähigkeit getestet.
Bestellungen der privaten Laboratorien werden hingegen nicht zentral über das LGL gesteuert: Da in jedem Labor unterschiedliche Testsysteme vorhanden seien, bestelle jedes Labor eigenverantwortlich seine benötigten Reagenzien, erklärt Brinkmann.
Labore arbeiten auf Anschlag
"Natürlich aber arbeiten auch die privatwirtschaftlichen Labore auf Anschlag und die Materialienfrage wird zunehmend gestellt", sagt VUP-Pressesprecher Anton Blöth. Eine genaue Einschätzung zu den Kapazitäten in den privatwirtschaftlichen Laboren in Bayern habe man derzeit beim Verband in Berlin nicht vorliegen.
"Grundsätzlich verweise ich darauf, dass wir in Deutschland eine fokussierte, wie man so schön sagt: indikationsorientierte Teststrategie verfolgen. Dazu haben sich das Bundesgesundheitsministerium sowie das Robert-Koch-Institut (RKI) in den letzten Tagen auch gemeldet und Empfehlungen gegeben", sagt Blöth weiter. Das bedeute, dass Tests nur bei Symptomen durchgeführt werden sollen, um deren Ursache zu klären.
Testkapazitäten schonen
Wenn man gesund sei, sich aber noch in der Inkubationszeit befinde, sage ein negativer Test auf COVID-19 nichts darüber aus, ob man doch noch krank werden könne, heißt es auf der Seite des RKI. Solche Tests würden Laborkapazitäten unnötig belasten. "So sehr wir das zunehmende Bedürfnis nach Test auf COVID-19 verstehen können, so sehr halten wir die fokussierte Vorgehensweise gerade zunächst für richtig", ergänzt Blöth.
Insofern schließe sich der Verband dem Appell von Fachexperten auf Bundes- und Landesebene an, die Indikationsstellung kritisch zu überprüfen und die Richtlinien des RKI und der EU-Kommission zu berücksichtigen, auch um Testkapazitäten zu schonen.
Eine genaue Einschätzung über die noch vorhandenen Test-Kapazitäten und -Materialien in Bayern lag bis Redaktionsschluss nicht vor.