Bayern

Enkeltrick-Betrüger vor Gericht: Sie haben ihre Opfer traumatisiert

Sie haben Senioren mit fiesen Tricks ausgenommen: Jetzt stehen ein 28-Jähriger und ein 31-Jähriger vor Gericht. Die beiden sind geständig. Doch die betrogenen Rentner hat die Tat so verstört, dass sie auch echten Polizisten ihre Tür nicht mehr öffnen.


Vor Prozessbeginn: die beiden wegen Betruges angeklagten Männer mit ihren Anwälten.

Vor Prozessbeginn: die beiden wegen Betruges angeklagten Männer mit ihren Anwälten.

Von John Schneider

München - Ihre Opfer sind 79 Jahre alt oder älter und in ihrer Kritikfähigkeit durch ihr hohes Alter eingeschränkt. Wieder einmal müssen sich zwei Männer wegen Betruges mit dem "Enkeltrick" vor dem Münchner Landgericht verantworten.

Die Opfer sind "schwer schockiert", berichtet der Vorsitzende Richter Markus Koppenleitner. Der Versuch des Gerichts, im Rahmen des Verfahrens in Kontakt mit den alten Menschen zu kommen, sei immer wieder gescheitert. Die Opfer hätten nicht einmal mehr die Tür aufgemacht - aus Angst, es erneut mit Betrügern zu tun zu bekommen. Sie öffneten auch nicht, als die Besucher in Polizeiuniform erschienen.

Weil die Täter gestehen, müssen die Opfer nicht mehr aussagen

Immerhin sind beide Angeklagte (28, 31) geständig. Das bedeutet, dass der Prozess erheblich weniger Zeit in Anspruch nimmt. Und noch viel wichtiger: Es bedeutet, dass die Opfer im Zeugenstand nicht erneut über ihre traumatischen Erlebnisse berichten müssen.

Laut Anklage haben sich die beiden des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs schuldig gemacht: Sie schlossen sich vor dem 17. März 2021 einer Bande an, die mit dem "Enkeltrick" arbeitete.

Die Senioren opfern all ihre Ersparnisse

So läuft der Betrug: Der Anrufer, auch "Keiler" genannt, gaukelt den durchgehend älteren Opfern vor, dass sich ein naher Verwandter oder ein Bekannter in einer finanziellen Notlage befände und dringend Geld brauche. Im Vertrauen auf die Richtigkeit der Angaben, zeigen sich viele bereit, ihre Ersparnisse zu opfern. Dann kommen "Logistiker", "Aufpasser" und "Abholer" ins Spiel.

So soll der 31-jährige auf der Anklagebank als Aufpasser die Aufträge von einem so genannten Logistiker entgegengenommen haben, der wiederum die Infos zum Opfer von einem so genannten Keiler bekommen hatte. Der 31-Jährige gab die Infos zur Geldübergabe dann an seinen 28-jährigen Komplizen weiter, der jetzt neben ihm auf der Anklagebank sitzt.

Der Staatsanwalt wirft den Tätern "besondere Verwerflichkeit" vor

Die Staatsanwaltschaft, und nicht nur die, wirft den Tätern "besondere Verwerflichkeit" vor, da sie die Naivität der Opfer ausnutzen. So fiel eine 85-Jährige auf einen Anrufer herein, der sich als ihr Sohn ausgab. Er habe einen Unfall gebaut und brauche dringend Geld zur Regulierung des Schadens. Die 85-Jährige übergab dem Abholer 40 000 Euro.

Anwältin Ricarda Lang führt für den älteren Angeklagten aus, dass er in Geldnot war, seinen Job in einer Pizzeria wegen Corona hatte aufgeben müssen.

Geldnot sei auch das Motiv seines Mandanten gewesen, erklärt Anwalt Santosh Gupta. Der 28-Jährige muss nach einer Verständigung der Prozessbeteiligten jetzt mit einer Haftstrafe zwischen drei und dreieinhalb Jahren rechnen.