Bayern
Ein Fasching ohne Kehraus: Münchner Narren hinterlassen viel Müll
21. Februar 2023, 18:05 Uhr aktualisiert am 21. Februar 2023, 18:05 Uhr
München - Wer gestern die Marktweiber über die Bühne am Viktualienmarkt wirbeln sehen wollte, brauchte ein bisserl Glück: Es war nämlich durchaus kompliziert, in der riesigen Menschenmenge einen Platz mit guter Sicht zu bekommen (und gleichzeitig nicht von der Sonne geblendet zu werden).
Viel besser zu erkennen - nein, eigentlich nicht zu übersehen - war dahingegen der Müll, der sich im Laufe des Tages rund um den Marienplatz ansammelte. Der Boden war innerhalb kürzester Zeit mit buntem Konfetti besprenkelt, leere Bier- und Schnapsfläschchen zierten die Brunnen am Markt und die Mülleimer fingen an, überzuquellen.
Dass die Innenstadt nach dem bunten Treiben am Faschingsdienstag wüst aussehen würde, war eigentlich zu erwarten. Üblicherweise rückt abends jedoch die Straßenreinigung an und kehrt sämtliche Überbleibsel zusammen. 2020 hat sie 4,5 Tonnen Müll eingesammelt, mit 40 Kollegen. Dieses Jahr bleiben all das Konfetti, die Dosen und die Glasscherben jedoch erst mal liegen.
Der Grund: Ein zweitägiger Warnstreik der Münchner Straßenreinigung, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat (AZ berichtete)i. Sie fordert für die Beschäftigten dieser Tarifgruppe 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 500 Euro mehr im Monat. "Mit dem Streik zum Faschingshöhepunkt wird sichtbar werden, was es bedeuten würde, wenn es die Straßenreinigung der Stadt München nicht gäbe", teilte die Gewerkschaft am Sonntag mit - und schätzte die Lage damit vollkommen richtig ein.
Denn Pappbecher, Verpackungen und Flaschen stapelten sich schon gestern Mittag auf und neben den Mülleimern und dieses Bild wird sich vorerst auch nicht ändern. Die Mitarbeiter der Straßenreinigung kehren zwar am heutigen Aschermittwoch in die Innenstadt zurück, nicht jedoch, um den Unrat zu beseitigen, sondern für eine Versammlung der Streikenden um 9.30 Uhr am Marienplatz. Gleichzeitig werden heute die Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst in Potsdam fortgesetzt.
In den letzten Wochen fanden nach dem Verhandlungsauftakt im Januar, den Verdi als enttäuschend bezeichnete, bundesweit Aktionen und Warnstreiks statt, wie vergangenen Freitag am Münchner Flughafen.
"Ich erwarte von der Arbeitgeberseite, dass sie ein substanzielles Angebot auf den Tisch legt, mit dem die Menschen im teuren Ballungsraum München über die Runden kommen können. Ansonsten werden wir die Streikaktionen ausweiten", sagt Heinrich Birner, Geschäftsführer von Verdi München.
Und so kehren in diesem Jahr am Viktualienmarkt die Standlbesitzer die Faschingsreste zusammen, denn für den Streik haben die meisten von ihnen Verständnis.