Wirtschaftspolitik
Baywa-Chef Lutz: Deutschland ist phlegmatisch geworden
4. März 2023, 8:23 Uhr aktualisiert am 5. März 2023, 20:20 Uhr
Der Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages, Josef Lutz, geht mit der Bundesregierung und den Deutschen hart ins Gericht. "Wir haben uns in Deutschland ausgeruht und sind phlegmatischer geworden", sagte der Vorstandschef des Agrarhandelskonzerns Baywa der"Augsburger Allgemeinen" (Samstag). "Erstens spielt Leistungswille nicht mehr die Rolle wie früher. Und zweitens ist in Vergessenheit geraten, dass man das, was ausgegeben wird, vorher auch verdienen muss."
Die unzureichende Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung oder auch der mangelhafte Zustand von Autobahnen und Brücken zeige, "dass wir in Deutschland vieles nicht mehr hinkriegen", sagte Lutz. Die Politik mache Schulden und gebe Geld mit dem Füllhorn aus, um sich Wählerstimmen zu sichern. Aber Geld für dringend notwendige technische Innovationen fehle. Angesichts der hohen Strompreise wanderten energieintensive Unternehmen ab. Die Grünen predigten Wohlstand durch Verzicht. "Dieser Bundesregierung geht jeder marktwirtschaftliche und unternehmerische Geist ab", sagte der BIHK-Präsident. Dass der wertvollste DAX-Konzern, Linde, die Frankfurter Börse verlasse, sei ein Alarmsignal für Deutschland.
Im April schalte Deutschland seine letzten drei Atomkraftwerke ab, obwohl der Strombedarf steige und Deutschland die Wegstrecke zu den erneuerbaren Energien mit Kohle überbrücken müsse. Die Bundesregierung werde ihre Klimaziele verfehlen, wenn so weitergewurstelt werde. "Ich rechne in den nächsten zwei, drei Jahren mit einer Inflation in Deutschland von sieben bis zehn Prozent, weil wir unser Energie-Problem nicht so schnell in den Griff bekommen."