Energieversorgung im Freistaat
Bayern hängt am russischen Gas- und Öltropf
28. Januar 2022, 8:50 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 10:32 Uhr
Mit dem bayerisch-russischen Außenhandel ist es im vergangenen Jahrzehnt steil bergab gegangen. Was könnte eine Ausweitung der gegenseitigen Sanktionen für die Wirtschaft im Freistaat bedeuten? Der BIHK hat ein paar grundlegende Daten zusammengetragen.
Bei einem russischen Einmarsch in die Ukraine drohen die USA und die EU Moskau mit weiteren Sanktionen. Das könnte auch für Bayern Folgen haben. "Von zentraler Bedeutung ist Russlands Beitrag zur bayerischen Energieversorgung: 36 Prozent der Erdöl- und Erdgasimporte Bayerns stammen aus Russland", teilte der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) auf Anfrage mit. Bei den bayerischen Exporten dagegen ist Russland auf Platz 17 abgerutscht.
Im ersten Halbjahr 2021 stand Russland für 2,9 Prozent aller bayerischen Importe, aber nur 1,6 Prozent der bayerischen Ausfuhren. Die Bayern kauften laut BIHK in Russland 2020 für 2,84 Milliarden Euro Erdöl und Erdgas. Mit weitem Abstand zweitwichtiges Importgut waren Metalle im Wert von 280 Millionen Euro. Im abgelaufenen Jahr nahmen die Importe aus Russland - vor allem wegen der gestiegenen Energiepreise - bis November 2021 um 65 Prozent zu.
Außenhandel zuletzt auf Talfahrt
Umgekehrt kaufen die Russen in Bayern vor allem Kraftfahrzeuge, Fahrzeugteile und Maschinen. 2020 summierten sich die bayerischen Exporte nach Russland auf 2,8 Milliarden Euro, bis November 2021 stiegen sie um knapp 9 Prozent.
In den vergangenen zehn Jahren war der bayerisch-russische Außenhandel jedoch auf Talfahrt. 2012 hatten die bayerischen Exporte noch 4,5 Milliarden Euro betragen, die Importe aus Russland rund 8,5 Milliarden. Dann stürzte Russland erst durch Ölpreis- und Rubelverfall in eine Wirtschaftskrise, und seit der russischen Annexion der Krim 2014 sowie den Kämpfen in der Ostukraine verbietet die EU den Export von auch militärisch verwendbaren Gütern. Zudem gibt es Finanzsanktionen. Russland verbietet seither die Einfuhr europäischer Lebensmittel, was auch bayerische Milchbauern und Unternehmen traf.
Bei einem Einmarsch in die Ukraine könnte Russland der Ausschluss aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT, ein Aus für die Gaspipeline Nord Stream 2 oder auch nur Sanktionen gegen einzelne Oligarchen oder Politiker drohen. Letzteres wäre für Bayern nicht so wichtig. "Russland spielt für die bayerische Wirtschaft weder als Zielland für Direktinvestitionen noch als Kapitalgeberland in Bayern eine große Rolle", teilte der BIHK mit.