Bayern

Am Grünwaldpark: Wird die südliche Auffahrtsallee autofrei?

Am Grünwaldpark könnte die Straße für den Verkehr gesperrt werden. Der Bezirksausschuss hat sich schon dafür ausgesprochen. Doch sowohl in der Politik als auch vor Ort gibt es Bedenken. Die AZ erklärt die Debatte.


"Wir testen in Deutschland eh zu wenig", sagt der Großvater auf dem Spielplatz nebenan.

"Wir testen in Deutschland eh zu wenig", sagt der Großvater auf dem Spielplatz nebenan.

Von Jakob Mainz

Die Südliche Auffahrtsallee ist keine Verkehrsaorta!", sagt ein Großvater, der auf dem Spielplatz im angrenzenden Grünwaldpark sein Enkelkind schaukelt. Was er damit meint: Das Verkehrsaufkommen auf der Südlichen Auffahrtsallee ist gering, eine Straßensperrung sei verkraftbar. Oder zumindest einen Versuch wert: "Wenn es nicht funktioniert, kann man es ja rückgängig machen. Wir testen in Deutschland eh zu wenig!"

Dass hier im Vergleich zu anderen Straßen viel Potenzial für ein solches Experiment ist, das sieht auch Anna Hanusch so. Sie ist von den Grünen und die Bezirksausschusschefin von Neuhausen-Nymphenburg. Dadurch, dass im Abschnitt nicht mehr kostenlos geparkt werden darf, würden ohnehin wenige Autos hier parken. Deren Wegfall sei verkraftbar.

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"Tagsüber war auf der Sommerstraße wenig los": Felix Bauer könnte sich hier einen Skatepark vorstellen.

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Am Grünwaldpark könnte die Straße für den Verkehr gesperrt werden. Der Bezirksausschuss hat sich schon dafür ausgesprochen. Doch sowohl in der Politik als auch vor Ort gibt es Bedenken. Die AZ erklärt die Debatte.

Und die Vorteile der Sperrung, die als Sommerstraße schon einmal getestet wurde? Da hat Hanusch vor allem Kinder im Blick: "Es gibt hier einen großen Bedarf, angstfrei zu spielen." Das bestätigen Sebastian und Sarah. Die beiden jungen Eltern haben selbst schon auf dem Spielplatz im Grünwaldpark nebenan gespielt, jetzt sind sie mit ihren Kindern da: "Der Zaun, der den Spielplatz von der Straße trennt, hat ziemlich viele Löcher! Teilweise kann das richtig gefährlich werden, wenn die Kinder auf die Straße kommen!" Sie ergänzen: "Es wäre schön, ohne Autos zum Kanal und zu den Enten zu kommen. Der Uferweg ist außerdem ziemlich eng, mit Kinderwagen wird's da schwierig. Insgesamt finden wir die Idee, die Straße für Autos zu sperren, super!"

Zwar wurde der Antrag für eine Spielstraße mit Sportgeräten im Bezirksausschuss einstimmig befürwortet, die endgültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Ganz so überzeugt wie Hanusch klingen nicht alle in der Viertel-Politik. Gudrun Piesczek (CSU) ist Vorsitzende des Unterausschusses Bau- und Stadtplanung. Mit Blick auf die Erfahrungen während der Sommerstraße hat sie eine Sorge: "Damals haben Jugendliche nachts ziemlich Lärm gemacht. Furchtbar war das!" Wie das bei einer dauerhaften Straßensperrung anders werden solle, sei "nicht zu Ende gedacht." Und sie ergänzt: "Wir von der CSU müssen bei solchen Fragen ja eine bestimmte Position haben. Wichtig ist, dass es einen Mehrwert gibt. Einfach nur die Straße sperren, will niemand."

Auch Felix Bauer hat die Sommerstraßenzeit in nicht allzu guter Erinnerung. Der 20-jährige Neuhauser arbeitet für eine Schweißtechnikfirma und macht am Schlosskanal gerade Mittagspause. "Wir wurden abends von Ordnern vertrieben. Und tagsüber war auf der Straße oft nichts los. Die Stadt hat sich wenig Mühe gemacht." Wenn der Abschnitt jetzt dauerhaft zur Sommerstraße werden würde, sei ihm das "ehrlich gesagt egal". Doch als er erfährt, dass der Asphalt höchstwahrscheinlich bleibt, fällt ihm ein: "Wobei, wenn ich jetzt so drüber nachdenke: Ein Skatepark wäre nicht schlecht. Dann hätten nicht nur die Kinder etwas davon, sondern auch die Jugendlichen."

Ideen gibt es allem Anschein nach also genug, wie die südliche Auffahrtsallee zwischen Gerner Brücke und Hubertusbrunnen genutzt werden könnte, wenn sie für den motorisierten Verkehr gesperrt werden würde. Bis zum endgültigen Beschluss allerdings wird es noch einige Monate dauern. Da sind sich Hanusch und Piesczek einig. "Jetzt wird erst einmal diskutiert", sagt Piesczek. Immerhin hat Hanusch angekündigt, im Frühjahr einen Ortstermin zu veranstalten: "Um die Bürger mitzunehmen und mit ihnen über die Idee zu sprechen."

Involviert in diese Diskussionen sind gleich drei Instanzen: der Denkmalschutz, die Schlösser- und Seenverwaltung und das Mobilitätsreferat. Diskutiert wird etwa, wie die Auffahrt von der südlichen Auffahrtsallee auf die Waisenhausstraße kompensiert werden könne. Eine Überlegung ist, eine Linksabbiegerspur von der Nymphenburger Straße aus einzurichten, die allerdings mit einer Tramspur kollidieren würde. Es gibt also noch Gesprächsbedarf.

Mal wieder. Gewissermaßen sind die Neuhauser in der Sache das Warten eh schon gewohnt. Bereits 2017 hatte ein Ehepaar aus dem Viertel die Idee, den Straßenabschnitt nicht nur zu sperren, sondern sogar zu entsiegeln.

Und damit den Grünwaldpark zu erweitern. Damals machte der Denkmalschutz der Idee einen Strich durch die Rechnung - die für das Gesamtbild des Schlosses wichtige Symmetrie mit der nördlichen Auffahrtsallee würde durch eine Entsiegelung verloren gehen.

Daran wird sich wohl nichts ändern. Aber auch wenn der Asphalt bleibt: Jetzt gibt es die Hoffnung, dass wenigstens die Autos wegbleiben auf dem Abschnitt zwischen Schlosskanal und Grünwaldpark. Und so Platz für neue Ideen entsteht.