Laut Studie
120.000 Arbeitsplätze in Bayern hängen an Polen und Ungarn
28. September 2022, 6:23 Uhr aktualisiert am 28. September 2022, 6:23 Uhr
Ungeachtet des politischen Dauerstreits der EU mit Ungarn und Polen sind beide Länder nach einer neuen Studie mittlerweile wirtschaftlich eng mit Bayern verwoben. Eine Eskalation der Auseinandersetzung mit den dortigen rechtspopulistischen Regierungen könnte sich deswegen wirtschaftlich negativ auf Bayern ebenso wie auf Deutschland insgesamt auswirken.
Das schreiben die Fachleute des Prognos-Instituts in der am Mittwoch veröffentlichten Analyse für die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Rund 80.000 Arbeitsplätze in Bayern hängen laut Prognos an der Nachfrage aus Polen, weitere 40.000 am Außenhandel mit Ungarn. Bayerische Unternehmen produzierten demnach knapp sieben Milliarden Euro Bruttowertschöpfung an Gütern und Dienstleistungen für die beiden Länder. Darüber hinaus waren in Bayern im vergangenen Jahr 66.900 polnische und 41.300 ungarische Arbeitnehmer beschäftigt, eine große Rolle spielen sie vor allem im Baugewerbe.
Die Beziehungen der EU mit Ungarn und Polen leiden seit Jahren unter dauernden Konflikten, unter anderem um die Unabhängigkeit der Justiz. "Ein sich fortsetzender Konflikt mit Polen und Ungarn gefährdet die Kooperation zwischen der EU und diesen Ländern und könnte sich negativ auf den Wohlstand in Polen, Ungarn und Deutschland sowie in Bayern auswirken", schreiben die Autoren der Studie.
Nach Einschätzung von vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt sollte die EU aber nicht deswegen ihre Linie ändern und Verstöße gegen Grundwerte einfach hinnehmen. "Besonders in Zeiten existenzieller Bedrohungen, die der russische Angriffskrieg darstellt, dürfen wir die europäische Einheit nicht durch innereuropäische Konflikte gefährden", sagte Brossardt. "Wir setzen sehr darauf, dass sich Polen und Ungarn der Vorteile ihrer EU-Mitgliedschaft und der damit verbundenen Verantwortung der Mitgliedschaft bewusst sind."