Wirtschaft
Zentrum für Künstliche Intelligenz
1. Dezember 2018, 9:49 Uhr aktualisiert am 1. Dezember 2018, 9:49 Uhr
Das geplante Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) nimmt Gestalt an: Nachdem der bayerische Ministerrat im Frühjahr dieses Jahres den Beschluss bekanntgegeben hatte, an der THI fünf Forschungsprofessuren zum Thema Künstliche Intelligenz einzurichten, ist daraus die Idee entstanden, ein eigenes Zentrum für Künstliche Intelligenz aufzubauen. Dazu sollen neben den staatlich finanzierten Wissenschaftlern der THI auch Stiftungsprofessuren für das Thema gewonnen werden. Weiter soll die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt mit ihren Kompetenzen in diesem Verbund mitwirken.
Das Zentrum, das an Anwendungen von Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen unter anderem in den Bereichen Mobilität, Handel und Gesundheit forschen wird, verfolgt den Anspruch, die Forschungsergebnisse in gesellschaftlich relevante Produkte bzw. Produktionsmethoden sowie im Anschluss mit auch in Unternehmensgründungen zu überführen. In Bezug auf die gesellschaftlichen Auswirkungen der KI-Technologien wird dies durch Grundlagenforschung ergänzt.
Mit der Gründung als gGmbH soll die Gesellschaft die relevanten Akteure in der Region, die zu diesem Thema einen Beitrag liefern können, zusammenführen. Unter ihnen befinden sich aktuell die THI, die KU Eichstätt-Ingolstadt, die Stadt Ingolstadt, die AUDI AG, Media-Saturn, das Klinikum Ingolstadt und die Fraunhofer-Gesellschaft.
Seinen Sitz wird das Zentrum im Aufbau zunächst in bestehenden Räumlichkeiten der THI haben. Später ist eine Unterbringung im Digitalen Gründerzentrum denkbar. Das Zentrum sieht für den Start neben den fünf vom Freistaat Bayern finanzierten Professuren weitere sieben Professuren vor. Von letzteren sollen zwei vom Krankenhauszweckverband Ingolstadt, je eine von der KU, der Stadt Ingolstadt, der AUDI AG, Media-Saturn und der Fraunhofer Gesellschaft über einen Zeitraum von fünf Jahren finanziert. Im Anschluss sollen sie sich über Drittmittle selbst tragen und in den Hochschulhaushalt übergeben. Zu den Professuren kommen jeweils Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter, so dass der Aufbau auf 22 grundfinanzierten Stellen erfolgt. Nach den fünf Jahren soll das Zentrum auf mindestens 30-40 Mitarbeiter wachsen.
Die Gesellschaftsgründung erfolgt im ersten Quartal 2019, anschließend findet die Ausschreibung der vorgesehenen Professuren statt. Für einen zügigen Start der Forschungsarbeiten beginnt die Arbeit des Zentrums parallel zu den Berufungen mit bereits bestehenden Personalressourcen der Hochschulen.
Statements
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Wissenschaftsminister Bernd Sibler: "Mit dem Zentrum für künstliche Intelligenz in Ingolstadt gründen wir eine wichtige neue Zukunftsschmiede in der Region, die in ein starkes bayerisches Netzwerk eingebettet ist. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft entwickeln hier entscheidende Technologien von morgen. Unser Ziel ist es dabei, international wettbewerbsfähig zu sein. Denn Zukunftstechnologien eröffnen neue Chancen, sichern Arbeitsplätze und bringen den Wissenschaftsstandort Bayern weiter voran!"
Technische Hochschule Ingolstadt
THI-Präsident Prof. Dr. Walter Schober: "Mit dem Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen setzen wir im Zusammenspiel aus Wissenschaft, Wirtschaft und kommunalen Einrichtungen einen sichtbaren Anker in einem Zukunftsfeld, welches den Erfolg nicht nur unserer Region mit ausmachen wird. Das Zentrum ist ein weiterer Schritt auf dem Weg des Standorts Ingolstadt zum digitalen Kompetenzzentrum."
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien: "Künstliche Intelligenz und Digitalisierung sind auch im geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich ein zentrales Thema geworden. Zum einen als Gegenstand der Forschung im Hinblick auf die Chancen und Auswirkungen für Gesellschaften und ethische Fragestellungen: Welche Folgen hat es etwa, wenn existentielle Entscheidungen auf Basis von Algorithmen getroffen werden? Zum anderen eröffnen sich durch Künstliche Intelligenz auch für die Geistes- und Sozialwissenschaften selbst völlig neue methodische Zugänge, um Forschung zu betreiben. Beide Aspekte spielen für uns in dieser Kooperation eine Rolle."
Stadt Ingolstadt Oberbürgermeister
Dr. Christian Lösel: "In kürzester Zeit ist es durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Hochschulen, der Industrie, des Mittelstandes und der Stadt gelungen, wegweisende Großprojekte an Land zu ziehen und in die Umsetzung zu bringen: brigk, brigkAIR, diverse Forschungsprojekte, Verdopplung der Technischen Hochschule, Fraunhofer-Forschungszentrum, Jugendforschungszentrum, LoRaWAN-Netzwerk, digitale Ampelsteuerung und viele weitere Projekte sind hier beispielhaft. Das nun zu beschließende Kompetenzzentrum für Künstliche Intelligenz sollte nicht das letzte Projekt sein. Insbesondere die Verschränkung des KI-Zentrums mit Sensorik verspricht höchste Zukunftschancen für unsere Bürger. Bei aller Freude über dieses neue Zentrum sollten wir bereits heute über weitere Schritte nachdenken."
AUDI AG
Peter Kössler, Vorstand Produktion und Logistik AUDI AG: "Wir begrüßen die Gründungsinitiative. Als Premium-Automobilhersteller und größter Arbeitgeber der Region ist es uns besonders wichtig, zukunftsweisende Technologien am Standort zu fördern und die anwendungsbezogene Erforschung großer Datenmengen auf Basis künstlicher Intelligenz zu ermöglichen. Digitaler Wandel und die Mobilität der Zukunft geben den Takt vor. Ingolstadt als Stadt mit der bundesweit höchsten Verkehrsdichte von Neufahrzeugen im großstädtischen Bereich bietet hervorragende Möglichkeiten, Mobilitätsdaten zu generieren und zu erforschen. Wichtig ist für uns die gesamtheitliche Betrachtung zusammen mit der Kommune und der Wissenschaft. Gemeinsam sind wir stark und können so Know-how und Infrastruktur optimal nutzen."
MediaMarktSaturn Retail Group
Martin Wild, Chief Innovation Officer: "Künstliche Intelligenz wird die Welt und damit auch den Handel vermutlich stärker verändern als es die Digitalisierung getan hat. Für den Kunden bringt das vor allem Vorteile: Produkte werden besser verfügbar, Angebote deutlich maßgeschneiderter. Deshalb arbeiten wir bereits sehr intensiv an Anwendungen und freuen uns, dass hier in Ingolstadt ein Kompetenzzentrum entstehen soll."
Klinikum Ingolstadt
Geschäftsführer Dr. Andreas Tiete: "Schon heute assistieren Roboter bei komplexen Eingriffen oder werden Blut- und Gewebeproben im Labor vollautomatisiert analysiert. Zukünftig wird KI vor allem in der Diagnostik und der Früherkennung von Krankheiten eine große Rolle spielen, gerade im Bereich der Radiologie ist man hier schon sehr weit."
Geschäftsführerin Monika Röther: "Wir wissen, dass in der Bevölkerung eine gewisse Skepsis gegenüber KI im Gesundheitswesen herrscht. Hier muss meines Erachtens noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, denn KI soll Ärzte und Pflege nicht ersetzen, sondern unterstützen. Wir möchten, dass unsere Patientinnen und Patienten so schnell wie möglich von den Chancen der KI profitieren können und begrüßen die Gründung des Kompetenzzentrums deshalb sehr."
Fraunhofer-Gesellschaft
Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft: "Künstliche Intelligenz, kognitive Systeme und lernende Maschinen spielen eine entscheidende Rolle in der künftigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Es ist daher für den Technologiestandort Deutschland von fundamentaler Bedeutung, diesen strategisch wichtigen Forschungsbereich nachhaltig zu stärken und auszubauen, um sich im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu positionieren und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie zu sichern. Das Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz wird hier einen wichtigen Beitrag leisten."