Verkehr
Verkehr nach Warnstreik schnell angerollt
28. März 2023, 3:12 Uhr aktualisiert am 28. März 2023, 16:30 Uhr
Während der Verkehr auf der Schiene und in der Luft am Dienstag nach dem 24-Stunden-Warnstreik schnell wieder angelaufen ist, hat es am Verhandlungstisch im Tarifkonflikt des öffentlichen Diensts nur wenig Bewegung gegeben. Die Tarifparteien Verdi und Beamtenbund sowie Bund und Kommunen waren in ihren Positionen weit voneinander entfernt, wie es aus Verhandlungskreisen hieß. Am Vortag hatten sie ihre Gespräche hinter verschlossener Tür unterbrochen.
Die meisten Verkehrsanbieter meldeten derweil am Dienstagmorgen ein schnelles und weitgehend reibungsloses Wiederanlaufen des Fahr- und Flugbetriebs.
Verdi und Beamtenbund hatten am Montag gemeinsam mit der Bahngewerkschaft EVG mit einem bundesweiten Warnstreik den öffentlichen Verkehr weitgehend zum Erliegen gebracht. Betroffen waren neben dem Fern- und Regionalverkehr auf der Schiene auch die meisten deutschen Flughäfen außer Berlin sowie der Schiffsverkehr.
Davon war am Dienstag kaum noch etwas zu spüren. Die Deutsche Bahn teilte mit, dass in den Morgenstunden nur einzelne Fahrten im Fernverkehr ausgefallen seien. Die Regional- und S-Bahnen hatten bereits am Montagnachmittag vielerorts wieder den Betrieb aufgenommen. Auch im Güterverkehr hätten bereits in der Nacht alle versorgungsrelevanten Züge wieder fahren können. Der streikbedingte Rückstau an den Rangierbahnhöfen sollte im Laufe des Dienstags vollständig aufgelöst sein.
Die Flughäfen, darunter Deutschlands größter in Frankfurt, nahmen ebenfalls den Betrieb wieder auf. Insgesamt waren am Dienstag in Frankfurt 1118 Flugbewegungen mit rund 157.000 Passagieren geplant, darunter knapp 3800, die streikbedingt zuvor nicht hätten fliegen können, sagte eine Sprecherin des Betreibers Fraport. Am Morgen gab es demnach rund 40 Annullierungen. Teils seien diese auf Streikfolgen zurückzuführen.
Mit den Warnstreiks wollten EVG und Verdi den Druck auf die Arbeitgeber in ihren jeweiligen Tarifkonflikten erhöhen. Bei den Eisenbahnen beginnt am Mittwoch die nächste Runde mit nach und nach rund 50 Unternehmen für rund 230.000 Beschäftigte. Der größte Arbeitgeber ist die Deutsche Bahn. Hier soll Ende April weiterverhandelt werden.
Ein Bahnsprecher forderte erneut, früher zusammenzukommen. "Wir müssen jetzt verhandeln und keine Osterpause machen", sagte er. "Wir müssen zügig am Verhandlungstisch zu einer Lösung kommen."
EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch reagierte darauf: "Wir haben Verhandlungen rund um Ostern von vornherein ausgeschlossen." Erneut betonte er, dass somit auch keine weiteren Warnstreiks über die Feiertage geplant seien. Die EVG forderte für die nächste Runde von allen Unternehmen deutlich bessere Angebote oder überhaupt eine erste Offerte.
Die EVG fordert mindestens 650 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten oder zwölf Prozent mehr Geld für die oberen Lohngruppen. Die Deutsche Bahn hat unter anderem angeboten, die Löhne in zwei Schritten um insgesamt fünf Prozent anzuheben. Zudem wurden Einmalzahlungen von insgesamt 2500 Euro in Aussicht gestellt. Die EVG lehnt dies ab.
Verdi und Beamtenbund verhandeln derweil seit Montag in dritter Runde für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Potsdam mit Bund und Kommunen. Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber bieten 5 Prozent mehr in zwei Schritten bei einer Laufzeit von 27 Monaten. Einen Mindestbetrag lehnen Kommunen und Bund ab, bieten aber Einmalzahlungen von zunächst 1500 und später noch einmal 1000 Euro.
Offen ist, ob in der bis Mittwoch angesetzten dritten Runde ein Kompromiss erzielt werden kann. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte sich zum Auftakt am Montag "sehr zuversichtlich" gezeigt, dass es in dieser Woche eine Lösung gibt.
Gelingt kein Durchbruch, könnte eine Urabstimmung bei den Gewerkschaften über Erzwingungsstreiks folgen. Betroffen sein könnten erneut der öffentliche Verkehr und zahlreiche weitere Bereiche wie Kitas, Kliniken oder die Müllabfuhr. Doch muss es nicht in neue Streiks münden, wenn beide Seiten ohne Kompromiss auseinandergehen. Bereits am Vortag hatte Beamtenbund-Chef Ulrich Silberbach Spekulationen über eine mögliche Schlichtung angestellt.
Die Deutsche Bahn hatte Passagiere darauf eingestellt, dass es im Fernverkehr am Dienstag noch zu Ausfällen und Verspätungen kommen kann. Der Regional- und S-Bahnverkehr war nach ihren Angaben schon am Montagabend in vielen Regionen nach und nach wieder angelaufen.
Auch die Flughäfen, darunter Deutschlands größter Airport in Frankfurt, nahmen den Betrieb am Dienstag wieder auf. "Es wird langsam voller", sagte eine Sprecherin des Betreibers Fraport. Insgesamt waren am Dienstag in Frankfurt voraussichtlich 1118 Flugbewegungen mit rund 157.000 Passagieren geplant, darunter knapp 3800 Passagiere, die streikbedingt zuvor nicht hätten fliegen können. Am Morgen waren für Dienstag rund 40 Flugannullierungen bekannt, teils sei dies auf Streikfolgen zurückzuführen, so die Sprecherin.
Auch am Flughafen Köln/Bonn gab es noch einige Streikauswirkungen. Frühe Flüge wurden laut Abflugplan auf den späteren Vormittag verlegt und vereinzelt auch annulliert. Der Streik am Flughafen dauerte bis 7 Uhr, sagte eine Sprecherin. Am Airport Düsseldorf lief der Flugverkehr dagegen nach Angaben eines Sprechers "normal an". Das gelte auch für die Abfertigung. Verspätungen von frühen Flügen wurden in Düsseldorf nicht angezeigt, nur zwei Flüge wurden am frühen Morgen annulliert. Auch am Flughafen Hamburg, in Hannover-Langenhagen und München hoben am Dienstagmorgen die ersten Flieger wieder ab. In München gebe es noch rund 38 Annullierungen, hieß es.
Im Schiffsverkehr lösten sich Folgen des Streiks ebenfalls auf. Die Lotsenversetzer im Hamburger Hafen wollten ab 6 Uhr ihre Arbeit wieder aufnehmen, so dass wieder Lotsen an Bord der Schiffe gelangen können. Auch der Nord-Ostsee-Kanal sollte wieder geöffnet werden.
Die Deutsche Bahn (DB) hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG nach dem Großstreik im Verkehr dazu aufgerufen, nun an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wir müssen jetzt verhandeln und keine Osterpause machen", sagte ein Bahnsprecher am Dienstag in Berlin. "Wir müssen zügig am Verhandlungstisch zu einer Lösung kommen." Die nächste Tarifrunde von DB und EVG ist für Ende April verabredet, zuvor geht die Gewerkschaft in Verhandlungen mit zahlreichen kleineren Bahnunternehmen.
Die Gewerkschaften Verdi und EVG hatten den Bus-, Bahn- und Flugverkehr in Deutschland am Montag weitgehend lahmgelegt. Auch der Schiffsverkehr war teilweise beeinträchtigt. Mit dem großen Warnstreiktag wollten sie in laufenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Die dritte Verhandlungsrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen im öffentlichen Dienst hatte am Montag in Potsdam begonnen. Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert Verdi 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro pro Monat mehr Lohn. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelt mit der Bahn und rund 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen über mehr Geld.