Statistik 2020 für Bayern
Umsatzplus im Einzelhandel: Wie kann das sein?
25. Januar 2021, 15:21 Uhr aktualisiert am 4. April 2023, 9:02 Uhr
Die Zahlen, die das bayerische Landesamt für Statistik (LfStat) am Montag veröffentlicht hat, überraschen: Im Corona-Krisenjahr 2020 hat Bayerns Einzelhandel seinen Umsatz gesteigert. Doch die Lage ist je nach konkretem Handelssektor sehr unterschiedlich, wie der Bayerische Handelsverband (HBE) erläutert. Manche Händler haben extrem gut verdient, andere fragen sich, wie die extremen Ausfälle kompensiert werden können.
Der Einzelhandel im Freistaat kommt 2020 im Vergleich zum Vorjahr auf ein Plus von nominal 7,3 Prozent, preisbereinigt von 6,4 Prozent. Das geht aus ersten Ergebnissen der Monatsstatistik des LfStat hervor. Die Zahlen scheinen auf den ersten Blick erstaunlich, musste doch eher mit einem in Summe deutlichem Minus im Krisenjahr gerechnet werden. Doch ergaben sich in bestimmten Bereichen des Handels deutliche Zuwächse, die die starken Einbrüche an anderer Stelle kompensieren konnten.
Besonders deutlich legte laut Statistik der sogenannte "sonstige Einzelhandel" zu - dazu gehört unter anderem der Versand- und Internethandel. Ein sattes Plus von 24 Prozent schlägt hier zu Buche. Aufgrund der Lockdowns im vergangenen Jahr wanderten etliche Shopper ins Internet ab und bestellten die gewünschten Produkte in Online-Shops. Großer Profiteur ist hier natürlich der allgegenwärtige Riese amazon, über den allein 40 Prozent des Onlinehandels läuft, und der allein im dritten Quartal den Jahresumsatz um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern konnte. Jedoch sind mittlerweile auch etliche bayerische Unternehmen mit einem eigenen Shop im Internet vertreten, bieten click & collect Service an oder präsentieren ihre Waren wenigsten auf der amazon-Plattform. Und es werden immer mehr. Teils können die Einzelhändler mittlerweile auch mit Service punkten, den nicht mal amazon bietet. Zum Beispiel werden Waren bei angeschlossenen Händlern in Straubing noch am gleichen Tag ausgeliefert, wenn bis 13 Uhr bestellt wird.
Baumärkte und Fahrradhändler mit gutem Geschäft
Einer der Gewinner der Krise ist der Lebensmittel-Einzelhandel. Preisbereinigt wuchs der Umsatz im Jahr 2020 um mehr als sechs Prozent, beim Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln wuchs er sogar um 6,5 Prozent. Allerdings gestaltet sich in diesem Bereich die Umsatzentwicklung sehr unterschiedlich. Während in manchen Segmenten ein sehr guter Geschäftsgang zu verzeichnen war, mussten andere einen deutlichen Rückgang hinnehmen.
"Natürlich denkt man, wenn man sowas liest, erstmal: Wie kann das sein, nach einem Jahr, wo immer nur von Krisen die Rede war?", sagt HBE-Sprecher Bernd Ohlmann im Gespräch mit idowa. "Aber wir dürfen nicht vergessen, dass der Lebensmittelhandel gerade im Prinzip ganz Bayern ernährt: Kantinen, Mensas, Gastronomie - alles geschlossen. So kommt auch hier ein großes Plus zustande, zumal der Lebensmittel-Handel trotz Lockdowns niemals geschlossen war." Als weitere Umsatz-Treiber nennt Ohlmann die Baumärkte und die Fahrradhändler. "Im Sommer mussten die Menschen teilweise wochenlang auf ein Fahrrad warten", sagt er. Dabei spiele wohl zusätzlich der anhaltende E-Bike-Trend eine Rolle.
In anderen Handelssektoren waren über das Gesamtjahr hingegen starke Einbrüche zu verzeichnen, wie Ohlmann betont. "In der Textilbranche, nach dem Lebensmittelhandel die zweitgrößte in Bayern, sehen wir einen massiven Umsatzeinbruch von rund 30 Prozent und bei den Schuhen sieht es kaum besser aus." Unterm Strich bleibe dank des enormen Zuwachses vor allem beim Online-Handel aber trotzdem eine positive Zahl.