Banken
Trotz Zwangshochzeit mit UBS: Credit Suisse zahlt hohe Boni
21. März 2023, 13:22 Uhr aktualisiert am 21. März 2023, 19:01 Uhr
Die per Notübernahme gerettete Schweizer Großbank Credit Suisse hat trotz Milliardenverlusten 2022 Topleuten Boni im Umfang von rund einer Milliarde Franken zugesagt und großteils schon ausgezahlt. Dies verlautete am Dienstag aus Bankenkreisen. In einem internen Memo hat die Bank Angestellten versichert, dass noch nicht gezahlte Boni und Gehaltserhöhungen wie geplant gezahlt werden sollen. Zuvor hatte die Agentur Bloomberg darüber berichtet. Die Bank bestätigte das Memo, wollte sich aber nicht weiter dazu äußern.
Dennoch müssen Mitarbeiter der Credit Suisse auf bestimmte Ansprüche bis auf Weiteres verzichten. Wie die Schweizer Regierung am Dienstagabend mitteilte, hat das Finanzministerium aufgeschobene variable Vergütungen, zum Beispiel in Form von Aktien, vorläufig gestoppt. Laut Bankengesetz kann so eine Maßnahme für große Finanzinstitute angeordnet werden, die Staatshilfen in Anspruch nehmen. Bereits ausbezahlte oder in Auszahlung befindliche Vergütungen seien nicht betroffen, stellte die Regierung klar.
Nach zahlreichen Skandalen, Kritik wegen eines schlechten Risikomanagements und Geldabflüssen in dreistelliger Milliardenhöhe stand die Credit Suisse am Wochenende mit dem Rücken zur Wand. Der Aktienkurs war trotz Liquiditätszusagen abgestürzt. Um angesichts der Nervosität in der Bankenbranche einen Flächenbrand und eine globale Finanzkrise zu verhindern, drängten Regierung und Aufsichtsbehörden die UBS zur Übernahme. Sie zahlt drei Milliarden Franken (gut 3 Mrd Euro) für die Credit Suisse und steht für Verluste von bis zu fünf Milliarden Franken gerade. Hinzu kommen eine staatliche Verlustgarantie von neun Milliarden Franken sowie Liquiditätszusagen
Es ist der größte Bankendeal in Europa seit der globalen Finanzkrise vor 15 Jahren. Die Credit Suisse war einer der größten Vermögensverwalter der Welt. Die Transaktion soll innerhalb weniger Wochen abgeschlossen werden, sagte ein UBS-Sprecher.
Mehrere Kanzleien in den USA und Großbritannien arbeiten bereits an Sammelklagen, wie der "Tages-Anzeiger" berichtete. Dabei geht es unter anderem um AT1-Anleihen, deren Besitzer auf Geheiß der Schweizer Finanzaufsicht wertlos werden. Es geht um 16 Milliarden Franken, die Banken, Versicherer und andere Anleger in solche nachrangige Anleihen investiert hatten.