Spanien

Sorge auf Mallorca nach deutscher Reisewarnung


Angesichts steigender Sars-CoV-2-Nachweise geht auch auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln die Angst um, zu einem Corona-Risikogebiet erklärt zu werden. (Symbolbild)

Angesichts steigender Sars-CoV-2-Nachweise geht auch auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln die Angst um, zu einem Corona-Risikogebiet erklärt zu werden. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Spanien ist das Lieblingsziel von Urlaubern aus Deutschland im Ausland - normalerweise. Doch in der Corona-Krise häufen sich die schlechten Nachrichten. Das hat nicht nur für die spanische Tourismusbranche Folgen.

Nach der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für die spanische Hauptstadt Madrid und das Baskenland wächst die Sorge um Urlaubsfreuden auf Mallorca. Noch ist die liebste Ferieninsel der Bundesbürger nicht von einer Reisewarnung aus Berlin betroffen. Aber auch auf den stark vom Tourismus abhängigen Baleareninseln steigen die Corona-Zahlen und damit die Angst, schon bald auch zum Risikogebiet erklärt zu werden, schrieb die "Mallorca Zeitung" am Mittwoch.

Das Auswärtige Amt hatte am Dienstagabend die Reisewarnung für Teile Spaniens um Madrid und das spanische Baskenland wegen der "erneut hohen Infektionszahlen" erweitert. Bereits seit Ende Juli gilt eine Warnung vor Reisen in drei andere spanische Regionen, darunter Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona und den Stränden der Costa Brava. Das geschieht in der Regel, wenn die Zahl der Corona-Neuinfektionen die Marke von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen übersteigt.

Diesem Wert nähern sich die Balearen langsam an. Noch sind die Inseln und die Kanaren sowie der Süden Spaniens aber nicht zu einem Risikogebiet erklärt worden. Auf den Balearen sind derzeit nach offiziellen Angaben mehr als 1.000 aktive Corona-Fälle registriert. Binnen 24 Stunden seien am Dienstag 228 Neuinfektionen festgestellt worden. Erstmals kletterte der Wert am Dienstag auf leicht über 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner.

Für die Inseln wäre eine deutsche Reisewarnung ein weiterer schwerer Schlag. Zuvor hatte schon die Ende Juli in Großbritannien angeordnete Quarantänepflicht für Rückkehrer aus Spanien für einen Einbruch bei den Buchungen gesorgt.

Auch für die von der Corona-Krise hart getroffene deutsche Branche steht einiges auf dem Spiel. Die bislang von Reisewarnungen betroffenen Regionen Spaniens spielen für deutsche Veranstalter eine vergleichsweise geringe Rolle. Anders sieht es dagegen mit den Balearen und den Kanaren aus.

Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) zählen auch in Corona-Zeiten die Balearen zu den Topzielen. Mehr als 50.000 Passagiere beförderte beispielsweise der Ferienflieger Tuifly in den ersten zwei Monaten nach dem coronabedingten Neustart nach Mallorca und zurück. Bei einer Reisewarnung müssen Veranstalter bereits gebuchte Trips absagen. Kunden haben die Wahl zwischen Gutschein oder Rückerstattung des Geldes. Urlauber, die zum Zeitpunkt der Warnung in der Region sind, können die Reise abbrechen. Der Veranstalter bringen sie zurück.

Grundsätzlich befürwortet der DRV differenzierte Bewertungen einzelner Regionen, statt einer pauschalen Reisewarnung, wie sie bis Ende August noch für etwa 160 Länder gilt.

Viele Touristen aus dem europäischen Ausland hatten sich schon in den vergangenen Wochen durch Reisewarnungen, Zwangsquarantäne nach einer Rückkehr aus Spanien und Berichte über wieder steigende Corona-Zahlen von einer Reise nach Spanien abschrecken lassen.

An den Stränden drängen sich deshalb zurzeit vor allem Einheimische. Wo die Zahl der Strandbesucher reduziert wurde, bilden sich dennoch teils schon früh morgens lange Warteschlangen. Wer etwa an Stränden in Begur an der Costa Brava nicht schon frühmorgens an der Einlasssperre erscheint, muss sich mit stundenlangen Wartezeiten abfinden.

Der spanische Reiseverband betont jedoch, dass die einheimischen Urlauber die durch den weitgehenden Wegfall des internationalen Tourismus entstehenden Einnahmeverluste von geschätzten 50 Prozent nicht ausgleichen können. Die Branche hatte zunächst noch gehofft, nach dem Ende des Corona-Notstandes am 21. Juni und der Öffnung der Grenzen für Europäer zumindest mit einem blauen Auge davonzukommen. Das erwies sich schon bald als Wunschdenken.

Ihre schon bisher pessimistischen Prognosen für dieses Jahr mussten wegen wieder gestiegener Corona-Zahlen und neuer Einschränkungen noch einmal drastisch gesenkt werden. Bis zum Jahresende drohten der Verlust von bis zu 750.000 Arbeitsplätzen und ein Rückgang der in normalen Zeiten zu erwartenden Einnahmen um mehr 50 Prozent oder 83 Milliarden Euro, berichtete die Zeitung "El País" kürzlich unter Berufung auf Schätzungen des Reiseunternehmerverbandes Exceltur.

Die Tourismusbranche in Spanien trägt in normalen Zeiten mehr als zwölf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und sichert Hunderttausende Arbeitsplätze.