Wirtschaft
Metzgereien-Sterben im Freistaat
28. April 2023, 16:03 Uhr
MÜNCHEN - Bratwürste und Baseball-Cap: Dieses Foto twittert Ministerpräsident Markus Söder am Donnerstag nach dem Besuch einer Nürnberger Metzgerei. "Das Metzgerhandwerk gehört einfach zu Bayern dazu. Wir wollen es unterstützen. Wir sind gegen Verbote von Fleisch und Wurst", schreibt er dazu. Im Netz sorgt der Beitrag für viel Häme - und eine Anfrage der Landtags-FDP zeigt, dass es dem Metzgerhandwerk im Freistaat alles andere als gut geht.
"Das Bild beweist: Es gibt Job-Alternativen für Markus Söder. Man muss ihn nicht wählen", schreibt ein User. Fabian Köster von der "heute-show" fragt: "Ist Crystal Mett im Angebot?" Eine Anspielung auf einen Versprecher des CSU-Chefs. "Wollen Sie mit Cap jugendlich wirken? Falls ja: Hat nicht geklappt", übt ein dritter Stilkritik.
Doch erhält auch ernste Zuschriften: "Was macht ihr gegen das Sterben von den kleinen Betrieben?", will ein Internet-Nutzer wissen - und legt damit den Finger in eine tiefe Wunde: Zwischen 2012 und 2022 ist die Zahl der Metzgerbetriebe im Freistaat von 4388 auf 3341 gesunken, wie eine parlamentarische Anfrage des wirtschaftspolitischen Sprechers der FDP-Landtagsfraktion, Albert Duin, nun ergab: ein Rückgang von 24 Prozent. Mehr als die Hälfte (56,4 Prozent) der Betriebe, die aufgegeben haben, waren demnach Einzelunternehmen.
"Das sind alarmierende Zahlen! In nur zehn Jahren haben wir rund ein Viertel unserer bayerischen Metzgereien verloren", sagt Duin der AZ. "Bald könnte es vielerorts gar keine dieser traditionellen Handwerksbetriebe mehr geben. Das wäre dramatisch, denn sie sind oft die letzte Möglichkeit zur Nahversorgung, gerade im ländlichen Raum."
Die Staatsregierung tue zu wenig, um dem Metzgereien-Sterben entgegen zu wirken, findet der Liberale. "Söder macht wieder nur schöne Bilder, aber packt nicht an. Er redet, aber liefert nicht." Ein zentrales Problem sei, dass die Betriebe händeringend nach Fachkräften suchten. Die CSU verhindere jedoch seit Jahren deren Zuwanderung. "Und nun fordert ihre Schwesterpartei CDU sogar Steuererhöhungen für genau solche inhabergeführten Betriebe!"
Die werde es mit der FDP nicht geben, sagt Duin. Außerdem setze sich seine Partei für mehr qualifizierte Arbeitskräftezuwanderung und weniger Bürokratie ein. Und die Meisterausbildung solle künftig komplett kostenlos sein. Duin weiter: "Der Meister muss gleich viel wert sein wie der Master."