Wirtschaft
Kein Stau in der Stadt der Zukunft
14. November 2018, 15:18 Uhr aktualisiert am 15. November 2018, 9:58 Uhr
Der Verkehr stockt, jeder will zur Arbeit, irgendwann steht es ganz, es gibt kein vor und kein zurück mehr. Den meisten Ingolstädtern, die für ihre tägliche Fahrt zur Arbeit das Auto nutzen, dürfte diese Situation bekannt vorkommen. Zu den Hauptverkehrszeiten kann man sich in der Autostadt auch mal auf längere Wartezeiten einstellen.
Könnten selbstfahrende Autos hier helfen? Und wenn ja, wie viel Zeit würden wir durch sie im Alltag gewinnen? Um diesen Fragen nachzugehen, hat Audi Audi in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Technologieinstitut (KIT) und dem Münchner Beraterunternehmen MobilityPartners eine Studie durchgeführt: "25. Stunde - Flow". Im Rahmen einer Pressevorführung wurden die Ergebnisse nun vorgestellt.
Ingolstadt als Teststadt
Als Grundlage für ihre Studie nutzten die Beteiligten das bereits vorhandene Verkehrsmodell der Stadt Ingolstadt. Daraus wurde errechnet, wie der Verkehr sich zu den Spitzenzeiten morgens und abends verhält. Ingolstadt eignet sich nicht nur, weil hier der Audi-Hauptsitz ist, sondern vor allem, weil Ingolstadt aufgrund seiner Größe und dem Umstand, dass der Verkehr sich hier auf vier Rädern bewegt (Metro und Tram gibt es nicht), exemplarisch für eine Großstadt mittlerer Größe ist.
Ergebnisse der Studie
Autonome Autos tragen langfristig zur Lösung von Verkehrsproblemen in Städten bei. Positive Effekte zeigen sich aber vor allem bei der Kombination mit intelligenter Verkehrssteuerung und einem höheren Besetzungsgrad, also der durchschnittlichen Zahl an Personen pro Auto. Steigt dieser Wert moderat von 1,1 auf 1,3 Personen, weil sich mehr Menschen ein Auto teilen, gibt es zur Rushhour keinen Stau mehr. Im vollautonomen, vernetzten Verkehrssystem sind dann mehr Menschen (+12%) im Berufsverkehr deutlich schneller (-33%) unterwegs.
Weitere Vorteile
Vernetzte, automatisierte und geteilte Autos ermöglichen es Städten auch, Straßenfläche neu zu verteilen. Wenn alle Autos autonom fahren, könnte auf allen vierspurigen Straßen in Ingolstadt ein Fahrstreifen zum Fuß- oder Fahrradweg werden. Die Studie berücksichtigt, dass mit steigender Zahl selbstfahrender Autos mehr alte Menschen sowie Kinder ohne Führerschein mobil sind und bequeme Robotertaxis mit dem Öffentlichen Nahverkehr konkurrieren.
"So erhöht sich die Lebensqualität in Städten nachhaltig. Diese Erkenntnis bestärkt uns, weiter an der Zukunft zu arbeiten", sagte Melanie Goldmann, Leiterin der Trend-Kommunikation bei Audi.
Etwas skeptisch in Hinblick auf das geteilte Fahren war Prof. Peter Vortisch, Leiter des Instituts für Verkehrswesen am Karlsruher Instituts für Technologie: "Es gibt bisher wenige Anzeichen, dass der Trend zum Teilen sich durchsetzt. Wenn das nicht geschieht, müssen der ÖV (Öffentlicher Verkehr) und der IV (Individualverkehr) stärker miteinander vernetzt werden."
Oberbürgermeister Christian Lösel verwies auf den kürzlich erfolgten Beschluss des Stadtrats, sämtliche Ampeln der Stadt miteinander zu vernetzen und an einen Zentralrechner anzubinden. Die Daten, die dadurch gesammelt werden, sollen laut Lösel auch für die Autoindustrie nutzbar sein, um die Mobilität der Zukunft weiter optimieren zu können.
Eine interaktive Animation mit den Ergebnissen der Studie gibt es online unter
https://25thhour.rndr.studio