Discounter in Grün
Interview: Supermärkte gegen Plastik-Müll?
13. November 2019, 18:02 Uhr aktualisiert am 13. November 2019, 18:19 Uhr
Mit Aldis "Verpackungsmission" setzt sich der bekannteste Discounter der Republik selbst Ziele zur Müllvermeidung und Nachhaltigkeit. Im Zuge dessen hatten die Verantwortlichen neue Behältnisse für ein nachhaltigeres Einkaufen angekündigt. Die Konkurrenz zieht nach und hat eigene Lösungen angekündigt.
Was aber ist dran am neuen "Einkaufswerkzeug"? Und wie grün ist das Gesamtpaket von Aldi & Co.? Waltraud Galaske, Sprecherin des Arbeitskreises Abfall- und Kreislaufwirtschaft des Bund Naturschutz in Bayern, sieht den Aktionismus der Discounter eher skeptisch.
Wie bewerten Sie Aldis "Verpackungsmission" und was das Unternehmen in diesem Zusammenhang bereits gemacht hat?
Waltraud Galaske: Es ist höchste Zeit, dass Supermärkte diese Angebote machen und Alternativen zum Verpackungsmüll schaffen. Gleichzeitig ist vieles davon "Greenwashing" - man führt also einige wenige nachhaltige Produkte ein, um der ganzen Firma einen grünen Anstrich zu geben. Bei einer Vielzahl von Produkten aus dem Sortiment vieler Discounter hat der Kunde bei der Verpackung gar nicht die Wahl. Die liegen bereits verpackt in der Auslage. Noch immer ist viel Obst und Gemüse portionsweise in Plastik eingeschweißt. Beispiele sind auch Süßwaren wie Pralinen. Die Verpackungen sind nach vor aufwendig, mit mehreren Schichten Plastik und Karton. Gleiches gilt für bestimmte Kaffeesorten, bei denen sogar Aluminium als Verpackungsmaterial zum Einsatz kommt. Alles nicht nachhaltig, und das bleibt trotzdem in den Sortimenten. Dazu kommt mehrschichtiges Verbundmaterial, wie beim Tetrapack - das ist kaum zu recyclen. Können wir deshalb auch nicht gut heißen.
Was wären aus Sicht des Bund Naturschutz gute Ansätze für mehr Nachhaltigkeit?
Galaske: Erstens sollte möglichst viel offen verkauft werden. Bei Obst und Gemüse gibt es keinen Grund für weiteren Verpackungsmüll. Die waschbaren Netze bei Aldi sind da ein guter Ansatz. Wir würden uns weitere Produkte wünschen, die "lose" verkauft werden - die "Unverpackt-Läden" machen es vor. Außerdem sollte der Trend zu Mehrweg-Verpackungen gehen. Zum Beispiel gibt es für Joghurt fast überall das Mehrweg-Pfandglas in 0,5 Litern. Wir würden uns dazu noch eines in der Größe 0,25 Liter wünschen, damit es auch für kleine Haushalte diese Alternative gibt. Eine sehr gute Tendenz an vielen Käsetheken ist, dass der Kunde für den Transport auch eigene Tupperschüsseln mitbringen kann. Was wir Aldi & Co. nach wie vor ankreiden, ist, dass sie bei den Getränken kaum Pfandverpackungen, sondern lieber Einweg-Plastikflaschen anbieten. Wir sehen auch einige Packungsgrößen und Rabatt-Verpackungen kritisch, weil sie Verschwendung begünstigen.
Welche Möglichkeiten hat der Kunde, seinen Einkauf möglichst "grün" zu gestalten?
Galaske: Es empfiehlt sich sehr, immer eine Stofftasche oder einen Einkaufsbeutel dabei zu haben. Oft kauft man spontan ein, auf dem Weg zwischen Arbeit und zu Hause zum Beispiel. Verpackungen sollten möglichst oft verwendet werden - ich benutze mittlerweile sogar die Papiertüten vom Bäcker mehrmals. Für die Umweltbilanz insgesamt ist es gut, wenig "Fertiges" zu kaufen. Fertiggerichte können niemals so nachhaltig sein, wie selbst zubereitetes.