Zum Welt-Männertag
Ein Fünftel der Männer in Deutschland ist unglücklich im Job
2. November 2020, 17:36 Uhr aktualisiert am 2. November 2020, 17:36 Uhr
Die Männer in Deutschland sind häufiger in Fulltime-Jobs als die meisten ihrer Geschlechtsgenossen in anderen EU-Ländern. Laut einer Aufstellung des Statistischen Bundesamts sind sie aber auch deutlich häufiger unglücklich mit ihren Jobs.
Bei der sogenannten Erwerbstätigenquote sind die Männer in Deutschland im oberen Drittel der EU-weiten Statistik. Das geht aus einer Aufstellung des Bundesamts für Statistik (Destatis) hervor. In der Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen waren im Jahr 2019 rund 80 Prozent der Männer erwerbstätig - deutlich häufiger als Männer im EU-weiten Durchschnitt. Der lag bei 74 Prozent. Nur in Tschechien, den Niederlanden und Malta war die Quote noch höher. Zum Vergleich: Frauen in Deutschland kamen Stand 2019 auf eine Erwerbstätigenquote von 73 Prozent - auch das liegt über dem EU-Durchschnitt.
Teilzeitmodelle scheinen in Deutschland nach wie vor Frauensache zu sein. Nur etwa zehn Prozent der erwerbstätigen Männer ist auf diese Weise angestellt - bei den Frauen übt jede zweite einen Job mit reduzierter Arbeitszeit aus. Den höchsten Anteil in Teilzeit arbeitender Männer innerhalb der EU verzeichneten 2019 laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat die Niederlande mit 28 Prozent.
Finnen bei der Arbeit am zufriedensten
Die Zahlen zur Zufriedenheit, die Destatis veröffentlicht hat, beziehen sich auf das Jahr 2018. Demnach waren 22 Prozent der Männer ab 16 Jahren in Deutschland unzufrieden mit ihrer Arbeit. Im EU-Durchschnitt kamen 17 Prozent der Männer zu einem schlechten bis vernichtenden Urteil über ihren Job. Mehr als die Hälfte der Männer in Deutschland waren mit ihrer Arbeit mittelmäßig zufrieden - der EU-Durchschnitt lag hier leicht darüber mit 59 Prozent. Der Anteil der Männer, die nach eigenen Angaben "sehr zufrieden" mit ihrem Job sind, lag mit 23 Prozent leicht unter dem EU-Durchschnitt.
Im EU-weiten Vergleich wird deutlich, dass der wirtschaftliche Erfolg eines Landes und die Zufriedenheit im Job anscheinend unmittelbar zusammenhängen. Die Schlusslichter waren Bulgarien und Griechenland, gefolgt von der Slowakei. In Bulgarien waren mehr als 30 Prozent der Männer unzufrieden mit ihrer Erwerbstätigkeit. Am geringsten war der Anteil der mit ihrer Arbeit unzufriedenen Männer in Finnland mit fünf Prozent und den Niederlanden mit acht Prozent.
Verhältnis zum Chef wichtiger als persönliche Freiräume
Was aber gibt für Männer den Ausschlag für die Zufriedenheit im Job? Die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) hat 2018 eine Studie veröffentlicht, die einzelne Faktoren wie Stress, Zwischenmenschliches und Aufstiegschancen in den Blick nahm. Für Männer war demnach ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten wichtig. Unter den Männern, die bei der Befragung das Verhältnis zum Chef als schlecht bewertet hatten, lag der Anteil derer, die mit ihrem Job insgesamt zufrieden waren, nur noch bei elf Prozent. Bei den Frauen hatte das Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen einen ähnlich hohen Stellenwert für die Arbeitszufriedenheit, bei den Männern war es hingegen nicht ganz so wichtig.
Nur einen geringen Anteil an der Zufriedenheit scheint dagegen Flexibilität bei den Arbeitszeiten oder bei der Gestaltung der Arbeit zu haben. Sie wirkten sich laut BPB positiv auf die Arbeitszufriedenheit aus, im Vergleich zu den anderen Faktoren hatten sie aber eine geringe Bedeutung. Der Anteil der "Zufriedenen" lag bei jenen Männern, die im Job viele Freiräume hatten, nur um zehn Prozentpunkte höher als bei Erwerbstätigen ohne solche Freiräume.
Immer wichtiger scheint Männern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sein. Laut BPB war über die Hälfte derjenigen, die ihr Familienleben vom Job nicht beeinflusst sahen, insgesamt zufrieden mit ihrer Arbeit. Störte der Job nach ihrer eigenen Einschätzung das Familienleben, waren nur rund ein Drittel der Männer zufrieden oder sehr zufrieden. Laut den Ergebnissen dieser Befragung war der Faktor Familie für die befragten Männer wichtiger als den Frauen, die an der Studie teilnahmen.