Börsenrally
Dax knackt nächsten Rekord - erstmals über 20.000 Punkten
3. Dezember 2024, 9:33 Uhr
Der Dax hat erstmals die Marke von 20.000 Punkten übertroffen. Der deutsche Leitindex stieg am Dienstag um 0,35 Prozent auf 20.003 Punkte.
Auch wenn es zuletzt reihenweise Hiobsbotschaften aus der Autoindustrie gab: Für einige Dax-Konzerne läuft es rund. Versicherer wie die Allianz und Munich Re fahren Rekordgewinne ein, ebenso der Industriekonzern Siemens. Banken profitieren von gestiegenen Zinsen und die Aktie des wertvollsten Dax-Konzerns SAP hat ein Rekordhoch erreicht. Ohnehin richten sich die Blicke von Aktienanlegern oft nicht auf die aktuelle Lage, sondern auf künftige Gewinne.
Für das Börsenjahr 2024 steht im Dax schon ein Gewinn von knapp 20 Prozent zu Buche. Innerhalb nur eines Jahres ist der Leitindex um rund 3.000 Zähler gestiegen - erst im September hatte er die Marke von 19.000 Punkten geknackt. Die starke Jahresbilanz dürfte weitere Käufer anlocken, meinen Börsianer. Denn es gelte, "den fahrenden Zug nicht gänzlich zu verpassen". Steigende Kurse zum Jahresausklang sind typisch: An der Börse spricht man von der "Jahresendrally".
Positive Impulse gab es zuletzt auch von soliden Konjunkturdaten aus China. Händler verwiesen zudem auf den Haushaltsstreit in Frankreich und politische Unsicherheit in Paris. Investoren könnten daher Anlagen nach Deutschland umschichten.
Investoren setzen vor allem darauf, dass die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen weiter senken. In der Eurozone ebbt die Inflation ab, während die Sorgen um die schwache Wirtschaft wachsen. Unter Ökonomen gelten Zinssenkungen der EZB bei ihrem nächsten Entscheid am 12. Dezember als ausgemacht - und auch im nächsten Jahr.
Für Aktienanleger sind Aussichten auf sinkende Zinsen positiv: Aktien werden dann gegenüber festverzinslichen Papieren attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich so leichter finanzieren, Investitionen werden erschwinglicher.
Rückenwind für den Dax kommt von den US-Börsen, wo der marktbreite Index S&P 500 ebenfalls ein Rekordhoch erreicht hat. Dort hat der Wahlsieg von Trump die Kurse beflügelt. Denn der designierte US-Präsident hat Steuersenkungen, weniger Regulierung und hohe Zölle auf Importe versprochen. Davon dürfte die heimische Wirtschaft profitieren. "Es hat diesmal lange gedauert, bis die große Wallstreet-Euphorie in Deutschland angekommen ist", meint Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Jetzt sei die Euphorie aber auch hierzulande richtig spürbar.
Besonders stark hat die Kryptowährung Bitcoin von Trumps Sieg profitiert. Der Kurs notiert nahe der Marke von 100.000 Dollar - vor den Wahlen waren es noch weniger als 70.000 Dollar. Trump hat sich im Wahlkampf als "Krypto-Präsident" bezeichnet und eine Lockerung der strengen US-Regeln in Aussicht gestellt. Experten warnen aber vor zu großer Euphorie. Es bleibe offen, wie weit Trump die Regulierung tatsächlich lockere, schrieb Analyst Timo Emden von Emden Research. Noch in seiner ersten Amtszeit hatte sich Trump skeptisch zum Bitcoin geäußert.
Weniger gut lief es zuletzt für Gold-Anleger. Der Preis des Edelmetalls lag zuletzt mit rund 2.640 Dollar etwas unter dem Rekordhoch von 2.800 Dollar je Feinunze von Ende Oktober. Die Aussicht auf sinkende Zinsen hilft tendenziell aber auch Gold: Dann wird der Kauf des Edelmetalls, das weder Zins noch Dividende abwirft, attraktiver.
Zudem dürfte Gold als Inflationsschutz gefragt bleiben - etwa sollte die Teuerung in den USA mit hohen Einfuhrzöllen steigen und Trump Einfluss auf die Notenbank Fed nehmen. Traditionell schätzen Investoren Gold als sicheren Hafen angesichts von Krisen und Kriegen.
Börsenrekorde hin oder her: 2025 stehen dem Dax Belastungsproben bevor. So dürften sich Investoren rund um die Bundestagswahl am 23. Februar zurückhalten. Bis eine neue Bundesregierung steht, die mit Reformen die schwache deutsche Wirtschaft ankurbeln könnte, werden Monate vergehen.
Ein großes Risiko sind zudem Handelskonflikte. Trump hat hohe Zölle auf Importe aus Europa angekündigt. Ökonomen fürchten einen Handelskrieg mit der EU, die mit Gegenmaßnahmen reagieren könnte. Besonders betroffen wäre wohl die exportstarke deutsche Wirtschaft.
Sollte Trump 20 Prozent Zoll auf Importe aus der EU und 60 Prozent Zoll auf Einfuhren aus China erheben, könnten die deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent sinken, schätzt das Ifo-Institut. Und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt, die Zollpläne von Trump könnten Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten.
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