Finanzen
Börsenturbulenzen: Geldvermögen 2022 gesunken
21. April 2023, 13:58 Uhr
Die Menschen in Deutschland haben durch Kursstürze an den Börsen im vergangenen Jahr in der Summe Milliarden verloren. Auch die Erholung zum Jahresende 2022 konnte die Rückgänge der Vorquartale nicht wettmachen. Das Vermögen der privaten Haushalte aus Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen lag mit rund 7254 Milliarden Euro deutlich unter dem Rekordwert von 7624 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Wie die gewaltige Summe verteilt ist, geht aus den Daten nicht hervor.
Vor allem Verluste an den Börsen nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ließen das Vermögen der Menschen im Vergleich zum Vorjahr abschmelzen. So büßte der deutsche Leitindex Dax im Gesamtjahr 12,3 Prozent ein. Der Index für mittelgroße Werte MDax verzeichnete sogar ein Minus von 28,5 Prozent. Zum Jahresende erholten sich die Kurse allerdings. Gegenüber dem Vorquartal stieg das Geldvermögen im vierten Quartal auch dank des Sparfleißes der Menschen um 111 Milliarden Euro. Aktien börsennotierter Firmen gewannen laut der Bundesbank mit 32 Milliarden Euro deutlich an Wert.
Bei Aktionärinnen und Aktionären dürfte dies für Erleichterung gesorgt haben. Die Zahl der Anteilseigner hatte nach Daten des Deutschen Aktieninstitutes (DAI) im vergangenen Jahr einen Rekordstand erreicht. Im Schnitt des Jahres 2022 hatten demnach 12,89 Millionen Menschen Aktien, Aktienfonds und/oder börsengehandelte Indexfonds (ETFs) im Depot. Damit wurde nach Angaben der Frankfurter Einrichtung der bisherige Höchststand des Jahres 2001 (12,85 Mio) minimal übertroffen. Allerdings werden seit 2020 in der DAI-Statistik auch ausländische Aktionäre mit Wohnsitz in Deutschland erfasst. Allein das sorgte seinerzeit für einen Anstieg um 500.000. Von 2021 auf 2022 erhöhte sich die Zahl der Aktiensparer hierzulande um knapp 830.000.
Ein großer Teil des Vermögens der privaten Haushalte besteht mit insgesamt rund 3114 Milliarden Euro allerdings unverändert aus Bargeld und Bankeinlagen. Die privaten Haushalte stockten ihre Bestände im vierten Quartal dabei erneut deutlich um 35 Milliarden Euro auf.
Vor allem Bargeld und Sichteinlagen, zu denen in der Regel unverzinste Girokonten sowie Tagesgeld zählen, sind beliebt. Der Vorteil aus Sicht der Sparer: Sie können bei Bedarf rasch auf ihr Geld zugreifen. Tagesgeld wirft zudem zunehmend wieder etwas ab, seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen erhöht.
Kreditinstitute müssen keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, sondern verdienen daran. Daher locken Geldhäuser Neukunden - mit neuen Einlagen lässt sich Geld verdienen. Auch Bestandskunden bekommen bei vielen Banken und Sparkassen wieder Zinsen auf Tagesgeld, in der Regel aber weniger als Neukunden. Allerdings frisst die nach wie vor hohe Inflation diese gleich wieder auf. Im vergangenen Jahr lag die Teuerungsrate in Europas größter Volkswirtschaft im Schnitt bei 6,9 Prozent.
Zudem horten die Menschen nach einer jüngst veröffentlichten Umfrage des Vergleichsportals Check24 teils hohe Summen ohne Zinsen. So gab fast die Hälfte (47 Prozent) der mehr als 2000 Befragten an, mehr als 5000 Euro auf unverzinsten Konten, etwa Girokonten angelegt zu haben oder als Bargeld zu halten. "Millionen Deutsche horten Geld auf unverzinsten Konten und lassen sich so wertvolles Zusatzeinkommen entgehen", sagte Lasse Schmid von der C24 Bank von Check24.
Auch Versicherungen und andere Altersvorsorgeprodukte sind weiterhin beliebt. Ende 2022 waren es rund 2260 Milliarden Euro. Allerdings verloren Pensions- und Versicherungsansprüche aufgrund der steigenden Zinsen im letzten Quartal vergangenen Jahres nach Angaben der Bundesbank 21 Milliarden Euro an Wert.
Abzüglich der Schulden stieg das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte von 5019 Milliarden im dritten Quartal auf rund 5117 Milliarden Euro zum Jahresende 2022. Immobilien werden von den Daten nicht erfasst.