Modemärkte in Bayern
Adler-Insolvenz - So soll es weiter gehen
11. Januar 2021, 17:01 Uhr aktualisiert am 11. Januar 2021, 17:01 Uhr
In der deutschen Modebranche häufen sich die Hiobsbotschaften, auch renommierte Hersteller und Händler sind zunehmend von der Corona-Krise betrofffen. Jetzt hat es auch die Adler Modemärkte erwischt: Wegen Überschuldung stellte das Unternehmen Antrag auf Insolvenz. In Bayern sind deutschlandweit die meisten Mitarbeiter bei Adler beschäftigt, wie das Unternehmen auf Nachfrage mitteilt.
Im Freistaat arbeiten bei Adler insgesamt 769 Menschen in 21 Modemärkten und in der Konzernzentrale in Haibach bei Aschaffenburg. Als Grund für die Insolvenz gibt das Unternehmen den Corona-Lockdown an. Ziel sei es nun, das Unternehmen über einen Insolvenzplan zu sanieren. Dabei soll der Geschäftsbetrieb unverändert fortgeführt werden, bestätigt das Unternehmen gegenüber idowa.
Geplant ist vorerst wohl sämtliche Standorte in Deutschland - also auch die Filialen in Ostbayern - nach dem 31. Januar 2021 wieder zu öffnen. Ob beziehungsweise in welchem Umfang es dann zu Veränderungen in der Filialstruktur kommt, ist dem Unternehmen zufolge aber noch unklar. Zu einzelnen Standorten könne die Adler AG noch keine konkreten Aussagen treffen. Adler Modemärkte gibt es in Ostbayern in Straubing, Neutraubling, Ergolding, Passau, Weiden und Neumarkt in der Oberpfalz.
Gericht bestätigt Insolvenzantrag
Das Landgericht Aschaffenburg hat am Montag den Eingang eines Insolvenzantrages der Adler Modemärkte AG bestätigt. Es sei ein Gutachter damit beauftragt worden, zu prüfen, ob die Abwicklung der Insolvenz in Eigenverantwortung möglich sei, sagte der zuständige Insolvenzrichter Jürgen Roth der Deutschen Presse-Agentur. Trotz intensiver Bemühungen sei es der Gesellschaft nicht möglich, die entstandene Liquiditätslücke zu schließen, hieß es vom Unternehmen.
Der Vorstand bleibe weiterhin verwaltungs- und verfügungsbefugt. Zur Unterstützung habe der Vorstand den Rechtsanwalt Christian Gerloff zum Generalbevollmächtigten bestellt. Auch die Adler Mode GmbH, die Adler Orange GmbH & Co. KG und die Adler Orange Verwaltung GmbH - jeweils 100-prozentige Tochtergesellschaften - hätten beschlossen, beim Amtsgericht Aschaffenburg einen Antrag auf Eröffnung von Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu stellen.
Die Adler Modemärkte AG mit Sitz in Haibach bei Aschaffenburg gehört zu den größten Textileinzelhändlern in Deutschland. Die Gruppe setzte 495,4 Millionen Euro im Jahr 2019 um. Adler beschäftigte zuletzt 3.350 Mitarbeiter und betreibt insgesamt 171 Modemärkte, davon 142 in Deutschland. Die ausländischen Töchter seien nicht von der Insolvenz betroffen, hieß es.
Corona trifft geschwächte Händler
Wie andere Unternehmen aus der Modebranche hat Adler, einst im sächsischen Annaberg gegründet, eine bewegte Geschichte hinter sich. Firmengründer Wolfgang Adler verkaufte sein Unternehmen Anfang der 1980er Jahre an den Metro-Konzern. Später wechselte Adler mehrmals den Besitzer, unter anderem griffen Finanzinvestoren zu.
Viele Unternehmen aus der Modebranche hatten schon vor der Corona-Krise mit Herausforderungen zu kämpfen. Dem Siegeszug des Onlinehandels und dem Erfolg von Fast-Fashion-Anbietern wie Primark oder Zara hatten sie nur wenig entgegenzusetzen. Große Marken wie Hugo Boss, S. Oliver oder Esprit mussten Federn lassen, andere wie der Ex-Adler-Eigner Steilmann gingen in die Insolvenz. Das Coronavirus traf also, als es erstmals im Frühjahr 2020 für flächendeckende Ladenschließungen in Deutschland sorgte, auf eine Branche mit bereits geschwächten Herstellern und Händlern.