Volleyball
NawaRo: Aus der Underdog-Rolle Profit schlagen
19. September 2018, 14:12 Uhr aktualisiert am 19. September 2018, 14:12 Uhr
Trainer Bene Frank ist sechs Wochen vor Saisonstart zufrieden mit seinem Kader und der bisherigen Vorbereitung. Am Wochenende startet NawaRo Straubing in die Testspielphase.
Sechs Wochen sind es noch, bis es in der turmair-Volleyballarena wieder heißt: 1. Volleyball Bundesliga. Dann empfängt Aufsteiger NawaRo Straubing den SSC Palmberg Schwerin, der zuletzt zweimal in Folge Meister geworden ist. Die Vorfreude darauf ist Trainer Bene Frank anzumerken. Er sei "mit Feuer und Flamme" dabei, sagt er. Auch wenn die vergangenen Wochen sehr stressig für ihn waren. Er spricht von maximal fünf Stunden Schlaf pro Nacht. "Ich habe mir ja auch noch einen Hund zugelegt, damit ich auch an den Tagen früh raus muss, an denen ich etwas länger schlafen könnte", erzählt Frank und lacht.
Von der Teamvorbereitung ist aktuell rund die Hälfte rum. Seit 6. August läuft das Mannschaftstraining, dazwischen gab es eineinhalb Wochen Pause. Bislang lag der Fokus auf der Technik und individuellem Training, nun wird vermehrt ins Komplextraining eingestiegen. Am Wochenende steht in Linz das erste Testspiel an, das laut Frank aber eher als ein gemeinsames Training mit dem österreichischen Erstligisten zu sehen ist. Die ersten Spiele seien wichtig für das Team, um sich gegenseitig auf dem Feld besser kennenzulernen. Später in der Vorbereitung warten harte Brocken auf NawaRo, unter anderem die Ligakonkurrenten Vilsbiburg und Stuttgart. "Diese Gegner können uns Schwächen aufzeigen, an denen wir arbeiten müssen", sagt Frank.
Niveau höher, Mannschaft ausgeglichener
Der Trainingsumfang ist derzeit ähnlich wie in der 2. Bundesliga, die Intensität laut Frank aber höher. "Weil das Niveau höher und die Mannschaft ausgeglichener ist", sagt der Trainer. Geändert wurden auch die Inhalte ein Stück weit. So steht aktuell vier- bis fünfmal pro Woche Krafttraining an, "damit wir für die Belastungen der 1. Liga gewappnet sind." Im Trainerstab wurde ein Feedback- und Monitoring-System entwickelt, mit dem das Training besser gesteuert und die Intensität angepasst werden kann. "Die Trainingssteuerung funktioniert hervorragend", ist Frank zufrieden.
Die Kaderplanung ist bei NawaRo so gut wie abgeschlossen. Nur im Mittelblock würde Frank das Team gerne noch breiter aufstellen, wenn es der Etat hergibt. Vor kurzem hat Frank Aufzeichnungen gefunden, die im November oder Dezember gemacht wurden, als er mit der Kaderplanung für die 1. Bundesliga begonnen hat. "Es ist alles so eingetreten, wie wir es schon damals wollten", sagt Frank. "Wir wollten junge Spielerinnen mit Perspektive holen, die vielleicht schon eine Chance in der 1. Bundesliga erhalten, den Durchbruch aber noch nicht ganz geschafft haben." Mit dem Kader könne er nur zufrieden sein.
Besonders freue ihn, dass es NawaRo als Aufsteiger gelungen ist, viele deutsche Spielerinnen nach Niederbayern zu locken. "Das zeigt, dass sich der Verein in den letzten Jahren einen guten Ruf erarbeitet hat", sagt Frank. Mit Talent Valbona Ismaili befinden sich derzeit zwölf Spielerinnen im Training - elf davon sind deutschsprachig. "Die Teamchemie stimmt", so die Einschätzung Franks.
"Jung, wild und mit Perspektive"
Das Korsett des neuen NawaRo-Teams bilden Danica Markovic, Celin Stöhr, Frauke Neuhaus und Lisa Izquierdo. "Sie sollen ein bisschen den Laden schmeißen und die Mannschaft führen", sagt Frank. Mit Neuhaus und Izquierdo kommt Erfahrung nach Straubing. Die restlichen Neuzugänge beschreibt Frank als "jung, wild und mit Perspektive." Frank sagt: "Alle Spielerinnen sind heiß auf die neue Saison und wollen sich in der 1. Bundesliga beweisen."
Im Kader von NawaRo gibt es mit der US-Amerikanerin Tyler Richardson im Übrigen nur einen Vollprofi. Danica Markovic, Lisa Izquierdo, Sophie Dreblow und Valbona Ismaili arbeiten nebenher voll, Celin Stöhr in Teilzeit. Lena Große Scharmann, Franziska Liebschner und Julia Wenzel studieren und Lisanne Meis, Frauke Neuhaus und Dana Schmit absolvieren ein Fernstudium. "Es ist gut, wenn die Mädels auch etwas anderes als Volleyball sehen und ihren Horizont erweitern", sagt Frank.
Andererseits macht das die tägliche Arbeit natürlich nicht einfacher. Genauso wie die schwierige Hallensituation. Nur eine Vormittagseinheit pro Woche, bei der nicht alle Spielerinnen anwesend sind, findet in der eigentlichen Spielstätte am Turmair-Gymnasium statt. Zum Teil muss in der Einfachhalle der Ursulinen-Realschule trainiert werden, obwohl Frank eigentlich zwei Felder bräuchte. Hier ist der Verein der Ursulinen-Realschule für die Trainingsmöglichkeit aber sehr dankbar. "Es ist schade, dass es die Stadt nicht schafft, für uns Erstliga-Voraussetzungen zu schaffen", sagt Frank.
Lösungsorientiertes Denken
Doch lange hadern will er deshalb nicht, Frank denkt lösungsorientiert. Weil beispielsweise in manchen Hallen nicht genügend Volleybälle vorhanden sind, hat einfach jede WG einen Ballsack erhalten, den die Spielerinnen zu den Einheiten mitbringen müssen. "Wir bauen uns viele Dinge so zusammen, wie wir es brauchen", sagt Frank. So schafft NawaRo durch kreatives Arbeiten in diesem Bereich Erstliganiveau. "Wirtschaftlich, im Marketing und bei den Trainingszeiten - wo wir Erstliga-Niveau brauchen, bekommen wir es auch hin", sagt Frank.
Ob es am Ende sportlich für die 1. Bundesliga reicht? Bene Frank ist optimistisch, aber auch realistisch. "Wir haben noch viel Weg vor uns", sagt er. Er ist überzeugt, dass man mit vielen Gegnern in dieser Liga mithalten kann. Für wie viele Punkte es dann reicht, das würden Kleinigkeiten entscheiden. Mal die Tagesform, mal die mentale Verfassung. "Es wird interessant sein, wie wir mit Rückschlägen umgehen", sagt Frank und fügt hinzu: "Denn wir werden schon ein paar Spiele verlieren."
NawaRo geht als Underdog in die 1. Liga und fühlt sich in dieser Rolle durchaus wohl. "Wir stellen uns als Aufsteiger erst einmal weit hinten an. Mit den Playoff-Plätzen werden wir zunächst nichts zu tun haben. Wir werden uns keine Ziele setzen, die Panik machen", sagt Frank. Das Ziel sei, dass man mit den hinteren Teams der Tabelle mithalten kann und zwei von ihnen hinter sich lässt.
Zukunftsorientiert und nachhaltig
Der Klassenerhalt wäre für NawaRo der zweite Schritt in der Entwicklung unter Bene Frank. Der erste wurde mit dem Aufstieg in die erste Liga gemacht. Auf den Klassenerhalt soll dann im dritten Schritt die Etablierung in der Bundesliga folgen. "Wir haben einen Kader zusammengestellt, der zukunftsorientiert ist", sagt Frank. Er wolle in Straubing, getreu dem Vereinsnamen NawaRo ("nachwachsende Rohstoffe"), etwas Nachhaltiges aufbauen und nicht im Hauruck-Verfahren den Erfolg suchen.
Das NawaRo-Team soll in der kommenden Saison laut Frank für "Emotionalität und Kampf" stehen, aber auch schnell spielen und unberechenbar bleiben. Dazu sollen seine Spielerinnen wie "fleißige Bienchen" sein und Punkt für Punkt arbeiten. "Wir müssen es schaffen, mental die Überlegenheit der Gegner anzuerkennen. Dann können wir daraus Profit schlagen, indem wir nie aufgeben."
Der NawaRo-Vorbereitungsplan im Überblick:
Datum Aktion
22.9. Testspiel in Linz
29.9. Testspiel gegen Linz
5.10. Testspiel gegen Vilsbiburg in Regensburg
6.10. "Saisoneröffnung" gegen Stuttgart
13./14.10. Turnier in Jestetten
20./21.10. Trainingswochenende in Wiesbaden
27.10. Testspiel geplant (Gegner offen)
31.10. Saisonauftakt gegen Schwerin