Rote Raben Vilsbiburg

Lenka Dürr: "Ich wollte mich nicht unter Wert verkaufen"


Lenka Dürr läuft aktuell wieder im Trikot der Roten Raben Vilsbiburg auf.

Lenka Dürr läuft aktuell wieder im Trikot der Roten Raben Vilsbiburg auf.

Seit Mitte Dezember spielt Lenka Dürr wieder für die Roten Raben Vilsbiburg. Schon von 2006 bis 2013 war die Libera der deutschen Nationalmannschaft für den Verein aktiv. Im idowa-Interview spricht sie über Ihre Rückkehr nach Niederbayern, die Entwicklung der Roten Raben und die Zukunft.

Frau Dürr, seit eineinhalb Monaten spielen Sie wieder für die Roten Raben Vilsbiburg, für die Sie bereits von 2006 bis 2013 aktiv waren. Wie fühlt es sich an, zurück zu sein?
Lenka Dürr: Es ist natürlich schön. Das Umfeld hat es mir sehr leicht gemacht. Viele Sachen kannte ich schon. Ich fühle mich hier zuhause.

Was hat sich denn bei den Raben verändert seit ihrer ersten Zeit im Verein?
Dürr: Es ist vieles gleich geblieben, wie die Halle und die Fans. Aber einiges hat sich auch verändert. Von den Physios kannte ich zum Beispiel noch keinen, auch die Geschäftsstelle ist personell neu aufgestellt. André Wehnert war zwar damals schon im Verein, aber noch nicht in der Funktion als Geschäftsführer.

Hat sich der Verein weiterentwickelt?
Dürr: Sicherlich. Vilsbiburg geht den Trend der Bundesliga mit. Die gesamte Liga hat sich gut entwickelt und ist positiv aufstrebend.

Wie kam es denn zu Ihrem Engagement bei den Raben?
Dürr: Nach der Sommersaison mit der Nationalmannschaft war ich vereinslos. Deshalb habe ich mich bei den Roten Raben als Trainingsgast fitgehalten. Vilsbiburg ist nah an meinem Zuhause und ich konnte somit gut pendeln.

Und dann verletzte sich Raben-Libera Myrthe Schoot…
Dürr: Leider, ja. Deshalb hatte der Verein auf der Libera-Position Bedarf und ich wurde gefragt, ob ich aushelfen würde. Da ich ja ohnehin vor Ort war und auch kein anderer Verein etwas von mir wollte, musste ich nicht lange überlegen (lacht).

Ihr erstes Spiel fand gegen NawaRo Straubing, einen weiteren Ex-Club, statt. Etwas Besonderes?
Dürr: Es war deshalb besonders, weil es ein Bayernderby war, das hat man beim Spiel schon gemerkt. Es sind auch einige Leute nach Vilsbiburg gekommen, die ich aus meiner Straubinger Zeit noch kenne.

Acht Spiele haben Sie inzwischen gespielt, die Bilanz ist mit vier Siegen und vier Niederlagen ausgeglichen. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Dürr: Ich würde das gar nicht so sehr auf die reinen Ergebnisse beschränken. Ich sehe eher das große Ganze. Durch den super Fleiß und den Ehrgeiz des Teams konnten wir das Level und die Qualität steigern. Zwischendurch fehlten zahlreiche Spielerinnen, das ist auf diesem Niveau für keinen Verein leicht zu kompensieren.

Dass drei der vergangenen vier Spiele gewonnen wurden, verdeutlicht die positive Entwicklung.
Dürr: Genau, das ist ein Spiegelbild unserer Arbeit. Es ist für einen Sportler doch immer schön, wenn sich der Einsatz am Ende auszahlt.

Sie haben in den vergangenen Jahren viele Erfahrungen gesammelt. Inwieweit konnten Sie dem Team dadurch helfen?
Dürr: Generell habe ich einfach versucht, meine Leistung zu bringen. Ich wollte Sicherheit und Stabilität im Spiel ausstrahlen. Aber ich habe auch meinen Anspruch ins Team eingebracht. Es gibt Dinge, die ich in meiner Laufbahn kennengelernt habe, die eingefordert wurden, und die ich auch so beibehalten wollte. Wenn man auf einem gewissen Niveau unterwegs ist, dann weiß man einfach, was man leisten muss, um erfolgreich zu sein. Ich hoffe, dass ich da ein bisschen etwas einbringen konnte.

Handelte es sich dabei eher um kleinere Dinge oder um grundlegende Veränderungen?
Dürr: Nein, das waren vor allem Kleinigkeiten. Aber gerade die werden oft ein Stück weit vernachlässigt. Es ist wichtig, dass man immer mit vollem Fokus dabei ist. Denn am Ende macht es die Summe aus, und da gehören die vielen kleinen Dinge auch dazu.

Der Verein hat nun bekannt gegeben, dass Sie bis Mitte Februar für die Roten Raben spielen werden. Wie geht es danach weiter? Können Sie sich vorstellen, die Saison in Vilsbiburg zu beenden?
Dürr: Das ist immer vorstellbar, da gehören aber immer zwei Seiten dazu. Es kommt auch auf die Ideen an, die der Verein hat. Der Verein wird sich fragen, ob eine Dreier-Konstellation auf der Libera-Position Sinn macht. Man hat sich ja zu Myrthe Schoot bekannt, die auch eine weitere Saison da sein wird. Sie arbeitet unglaublich fleißig. Deshalb glaube ich nicht, dass mich der Verein weiter brauchen wird. Bis Mitte des Monats werde ich aber mein Bestes geben, und dann vermutlich wieder in die Rolle des Trainingsgastes rücken.

Schauen Sie sich nebenbei nach anderen Clubs um?
Dürr: Nein, die Wechselfrist ist Ende Januar ja abgelaufen. Deshalb wäre nur ein Wechsel beispielsweise nach Asien vorstellbar oder in ein Land, in dem die Saison auf die zweite Hälfte des Winters gerichtet und eher kürzer ist, wie zum Beispiel Indonesien oder die Philippinen. Aber das kann ich mir aktuell nicht vorstellen.

Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie als gefragte Libera nach dem Sommer ohne Verein dastanden?
Dürr: Da gibt es immer verschiedene Komponenten. Ich will gar nicht verhehlen, dass auch das Wirtschaftliche und der Volleyballmarkt, der immer schwieriger geworden ist, eine Rolle spielten. Ich hatte natürlich Angebote, hab mich aber teilweise gegen sie entschieden. Man muss sich immer fragen, was Sinn macht. Und ich wollte mich auch nicht unter Wert verkaufen. Ich wollte mir treubleiben und kann und möchte nicht ein Angebot annehmen, das nicht hundertprozentig passt. Dafür habe ich in meiner Karriere zu viel gearbeitet, erreicht und Erfahrungen gesammelt.

Stichwort Erfahrungen: Davon haben Sie in den vergangenen Jahren im Ausland - Sie spielten in Aserbaidschan, Polen und Rumänien - vermutlich reichlich gesammelt.
Dürr: Das stimmt. Da war natürlich die sportliche Seite. Ich habe mich volleyballtechnisch sehr weiterentwickelt. In den verschiedenen Ligen und bei den Spielerinnen war das Niveau sehr hoch. Aber vor allem war die Zeit super cool für meine Persönlichkeitsentwicklung. Ich weiß, für was ich stehen möchte und habe gelernt, was mir wirklich wichtig ist.