Klub mit großen Zielen
Wie Türkgücü München in die 2. Liga stürmen will
12. Juli 2019, 6:27 Uhr aktualisiert am 18. Juli 2019, 15:21 Uhr
Türkgücü München startet am Freitag in die Regionalliga. Das Ziel ist aber höher: Die 2. Liga.
München - Was die Verantwortlichen von Türkgücü München am Sonntag auf dem Campus des FC Bayern sahen, war für sie auch ein kleiner Blick in die gewünschte Zukunft. Zum Abschluss einer starken Vorbereitung trotzte der Regionalliga-Aufsteiger dort der zweiten Mannschaft des FC Bayern ein 0:0 ab und begegnete dem Drittligisten auf Augenhöhe.
Und das ist ja genau das, was sie sich bei der "türkischen Kraft", was Türkgücü übersetzt bedeutet, wünschen. Mehr noch. Wenn es nach Präsident Hasan Kivran geht, soll der Klub, der zuletzt zwei Aufstiege in Folge schaffte, in vier Jahren in der Zweiten Liga spielen. "Da weiß jeder, wo es langgeht. Wir werden Schritt für Schritt daran arbeiten", sagt Robert Hettich, der im Verein nun vom Sportlichen Leiter zum Geschäftsführer aufgestiegen ist. Der 44-Jährige arbeitete elf Jahre lang beim TSV 1860 - als Leiter der Medienabteilung und sechs Jahre in Personalunion als Teammanager.
Ex-Löwe ist bei Türkgücü Trainer
Seit November plant er nun den Regionalligakader für Türkgücü. "Eine Mammutaufgabe", wie er sagt. Dafür holte er einen alten Sechzger-Bekannten als Trainer mit ins Boot: Reiner Maurer. Der coachte zuletzt in der zweiten thailändischen Liga und ist laut Hettich "ein Glücksfall für uns".
Türkgücü mit 21 neuen Spielern
Gespräche mit Kivran überzeugten Maurer von dem "sehr interessanten Projekt", wie der sagt: "Für mich ist es wichtig, dass der Präsident ambitioniert ist, wir ein ambitionierter Verein sind - und wir ambitionierte Spieler haben." Gemeinsam mit dem Präsidenten tüftelten sie dann seit der Winterpause am Kader. "Hasan war in jeden Transfer involviert", sagt Hettich. Bei insgesamt 21 Neuen. Denn nach der Umstellung auf Profibedingungen mit sechs, sieben Trainingseinheiten pro Woche sind nur noch vier Spieler aus dem Aufstiegsteam übrig. Hettich ist aber überzeugt davon, "dass wir eine sehr gute Truppe zusammengebaut haben".
Alle Spieler kamen ablösefrei, unter anderem Mario Erb, der Kapitän des KFC Uerdingen, und Karl-Heinz Lappe, die beide früher bei Bayern II spielten. Auch das Löwenherz der türkischen Kraft wuchs weiter. Ex-Profi Michael Hofmann war als Torwarttrainer ohnehin schon da. Dazu kamen Marcel Spitzer und Severin Buchta aus der zweiten Mannschaft des TSV 1860 sowie U19-Kapitän Kilian Fischer. "Aus unserer Sicht ist er der talentierteste Spieler, den Sechzig im Nachwuchs hatte", sagt Hettich.
Verein mit türkischen und bayerischen Wurzeln
Neben den beiden Ausländern, dem Österreicher Patrick Hasenhüttl, Sohn von Ralph Hasenhüttl, und dem Japaner Masaaki Takahara stehen fünf Deutsch-Türken im Kader, darunter Kapitän Yasin Yilmaz. "Unsere Fans benötigen die ein oder andere Identifikationsfigur", sagt Hettich: "Die türkischen Wurzeln sind schon ganz wichtig." Aber auch die bayerischen. Im neuen Vereinslogo wurde neben der türkischen nun auch die bayerische Flagge integriert.
Als SV Türk Gücü München war der Klub 1975 von türkischen Migranten gegründet worden und spielte vor 30 Jahren schon mal in der dritthöchsten Spielklasse. Ex-Nationalspieler Cacau ging später daraus hervor. Kürzlich wurde der Verein umbenannt. Ohnehin wird gerade vieles professionalisiert. Die Infrastruktur hinkt der Entwicklung noch hinterher. Trainiert wird an der Bezirkssportanlage im Ostpark, wo der Klub mittlerweile einen eigenen Holzcontainer mit einem Raum für die Geschäftsstelle und einem Zimmer für Teambesprechungen hat. Für die Heimspiele muss man aber noch nach Heimstetten ausweichen. In der Rückrunde darf Türkgücü zumindest für fünf Spiele ins Grünwalder Stadion umziehen.
Saison: Ein Platz unter den ersten Sechs
Die treibende Kraft bei Türkgücü ist Hasan Kivran. Er kickte einst selbst für den Klub und soll einen hohen sechsstelligen Betrag darin investiert haben. Er knüpfte die Kontakte zu den Sponsoren Gazi, Aon und FTI. "Er ist die Marketing-Abteilung", sagt Hettich, der vorsichtig einen Platz unter den ersten Sechs als Saisonziel ausgibt. Schweinfurt sei "der Topfavorit". Maurer erklärte: "Die Zukunft ist Schalding-Heining."
Dort beginnt für Türkgücü am Freitagabend (18.30 Uhr) das von allen Seiten mit Spannung erwartete Abenteuer Regionalliga. Mit nach oben hin ganz weit offenem Ausgang.
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