Formel 1

Verstappen siegt auch im Chaos: «Was für ein Durcheinander!»

So hatte sich Max Verstappen seine Siegpremiere in Australien nicht vorgestellt. Das Rennen in Melbourne wird lange in Erinnerung bleiben. Die Rennleitung sorgt wieder für maximalen Gesprächsstoff.


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Max Verstappen (l) feiert seinen Sieg in Melbourne mit Fernando Alonso.

Am Ende eines denkwürdigen Chaos-Rennens mit drei Unterbrechungen und der Zieldurchfahrt hinter dem Safety-Car musste Max Verstappen tief durchatmen. "Was für ein Durcheinander", sagte der Formel-1-Weltmeister.

Sein verdienter Triumph im australischen Melbourne lässt den Red-Bull-Fahrer früh in der Saison auf seinen dritten WM-Titel nacheinander zusteuern. "Das war ein ziemlich langer Nachmittag, aber ein Sieg ist ein Sieg - und wir nehmen ihn gerne mit", sagte der 25-jährige Niederländer.

Verstappens erster Erfolg in Down Under wird aber vor allem wegen der chaotischen Umstände gegen Ende in Erinnerung bleiben. Rekordchampion Lewis Hamilton kam im Mercedes auf den zweiten Platz, Fernando Alonso wurde im Aston Martin Dritter. Im Klassement baute Verstappen durch das Ende seines Australien-Fluchs den Vorsprung auf Teamkollege Sergio Perez, der nur Fünfter wurde, auf 15 Punkte aus.

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Charles Leclerc landete mit seinem Ferrari bereits in der ersten Runde im Kiesbett.

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Für George Russell (l) war das Rennen in Australien früh beendet.

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Für Verstappen war es der erste Sieg in Melbourne.

Viel Unverständnis löste die Rennleitung mit der Entscheidung aus, einen Restart bei nur noch einer zu fahrenden Runde anzuordnen. "Ich denke nicht, dass wir die zweite Rote Flagge gebraucht haben", kritisierte Verstappen: "Das hat sehr viele Fahrer verwirrt hinterlassen. Es war sehr chaotisch." Bei dem Neustart mit nur noch wenigen Kilometern bis ins Ziel wurde es erwartbar hektisch, mehrere Unfälle sorgten für kostenintensive Schäden und viel Frust bei den Piloten. "Sie haben das Problem selbst geschaffen", sagte Verstappen in Richtung der Rennleitung: "Wir hätten hinter dem Safety-Car zu Ende fahren sollen."

Doch die Rennleitung unter dem deutschen Hauptverantwortlichen Nils Wittich legte fest, dass nach einem Unfall von Haas-Fahrer Kevin Magnussen der Grand Prix für nur einen Umlauf wieder freigegeben wurde. "Regelkonform war es auf jeden Fall", sagte Magnussens Teamkollege Nico Hülkenberg. Allerdings hätte nicht nur er sich mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. "Wir wollen alle geiles Racing und Entertainment, aber den Sport darf man auch nicht vergessen", sagte der Routinier, der als Siebter erstmals in dieser Saison Punkte holte. Für einen Fahrer sei es eine Katastrophe, wenn er am Ende eines langen Rennens ausscheidet, weil es womöglich vermeidbares Chaos gibt, betonte der Emmericher.

So erging es den Franzosen Pierre Gasly und Esteban Ocon von Alpine, die bei der emotional diskutierten Runde in die Streckenbegrenzung abflogen. Auch wegen dieser Unfälle gab es zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 anschließend zum dritten Mal eine Rote Flagge. Entschieden wurde, dass die abschließende Runde hinter dem Safety-Car wiederholt wird, dabei wurden die Autos so angeordnet wie beim Restart davor.

Die Überholmanöver auf der Chaos-Runde zählten nicht. Bitter für Hülkenberg: Der einzige Deutsche im Feld wäre im dritten Rennen nach seinem Comeback sonst sogar noch sensationell Vierter geworden. Haas legte deswegen noch Protest gegen die Wertung des Großen Preises ein, dieser blieb aber erfolglos und das Ergebnis wurde nicht verändert.

"Es ist toll, hier zu gewinnen. Ich bin sehr, sehr glücklich", sagte Verstappen trotz der Umstände: "Wir haben alles überstanden und gewonnen, das war am Ende am wichtigsten. Unsere Geschwindigkeit war richtig gut." Ihm hatte nach der Zieldurchfahrt noch Ärger gedroht, weil er beim letzten stehenden Start schief und weit vorne in seiner Startbox stand. "Es war am Limit, aber nicht über dem Limit", sagte der Dominator, der nicht bestraft wurde.

Im Rennen hatte es zuvor nur am Anfang Spannung gegeben. Verstappen wurde auf der Pole Position am Start von den starken Mercedes-Fahrern düpiert. Erst zog George Russell, der später mit einem brennenden Motor ausschied, von Platz zwei vorbei, dann kam auch noch der Qualifikationsdritte Hamilton und überholte. Weil Vorjahressieger Charles Leclerc ins Kiesbett abflog und liegenblieb, fuhr früh das Safety-Car auf die Strecke. Als das Rennen wieder freigegeben wurde, behielten die in diesem Jahr wieder schwarz lackierten Silberpfeile zunächst die Führung vor Verstappen.

Es blieb hektisch. Alexander Albon krachte mit seinem Williams nach einem Fahrfehler in die Streckenbegrenzung, der Wagen musste mit einem Kran geborgen werden. Zum zweiten Mal kam das Safety-Car heraus. Bei dem Unfall wurde die Piste aber derart verschmutzt, dass der Grand Prix mit der ersten Roten Flagge unterbrochen werden musste. Alle Fahrer kamen während der gut 15-minütigen Reinigungsarbeiten zurück an die Box.

Beim stehenden Neustart kam Verstappen nicht an Rekordchampion Hamilton vorbei, von hinten machte Alonso Druck. Danach übernahm der Weltmeister: In Runde zwölf überholte Verstappen Hamilton spielerisch. Der Red Bull zeigte sich in der Folge derart stark, dass die Konkurrenz verzweifeln konnte. Einen Doppelerfolg verhinderte wohl einzig, dass Sergio Perez am Samstag das Qualifying verkorkst hatte. Der Mexikaner musste vom Ende des Feldes starten, nachdem der 33-Jährige vor zwei Wochen in Saudi-Arabien gewonnen hatte. Für Red Bull war es der erste Triumph in Melbourne seit Vettels erstem Platz 2011.