Überblick

Schale in Gefahr! Bayerns Meisterkampf gegen Dortmund und Union

Der FC Bayern leistet sich reihenweise Patzer, die Konkurrenz ist plötzlich gleichauf. "Wir haben alle Lust auf Titel", sagt Dortmund-Star Reus.


Von Maximilian Koch

Es sind Zahlen, die für sich stehen, die eigentlich keiner weiteren Erklärung bedürfen. Zahlen, die belegen, wie angespannt und kritisch die Situation für den FC Bayern und speziell Trainer Julian Nagelsmann derzeit ist.

43 Punkte nach 21 Bundesliga-Spieltagen - so gering war die Ausbeute der Münchner zuletzt in der Saison 2019/20, als Ex-Coach Niko Kovac sehr schwach begann, nach zehn Partien vorzeitig gehen musste, ehe Hansi Flick übernahm und das Triple holte.

Und: Der Nagelsmann-Punkteschnitt in der Liga von 2,18 Zählern im Schnitt seit Amtsantritt im Sommer 2021 ist exakt der, den auch Kovac in seiner Bayern-Amtszeit erreichte.

Ganz klar: Die Ansprüche beim Rekordmeister sind höher, daher gerät Nagelsmann immer stärker unter Druck. Zumal sich der 35-Jährige mit verbalen Entgleisungen wie am Wochenende mit seiner Schiedsrichter-Schelte in Mönchengladbach selbst beschädigt. Und nicht zuletzt seinen Klub, den FC Bayern (siehe auch Seite 18)i.

Die Folgen dieser Entwicklung kann man inzwischen in der Tabelle ablesen. Union Berlin und Borussia Dortmund haben mit jeweils 43 Punkten zu Bayern aufgeschlossen, die Schale ist ernsthaft in Gefahr! Auch der SC Freiburg (40 Punkte), RB Leipzig (39) und Eintracht Frankfurt (38) zählen noch zum Kreis der Titelanwärter. Gibt es zum ersten Mal seit 2012 einen Meister, der nicht aus München kommt?

Der Trend spricht dafür, denn: Seit der WM-Pause im November hat Bayern deutlich an Vorsprung eingebüßt. Union lag an jenem 15. Spieltag noch sieben Punkte hinter den Münchnern zurück, Dortmund sogar neun.

Und besonders beim BVB wächst die Überzeugung, dass Bayern in dieser Saison zu packen ist. "Ich glaube, vor der Winterpause hat keiner damit gerechnet, dass es jetzt so eng ist vorne", sagte Kapitän Marco Reus nach dem 4:1 gegen Hertha BSC. Acht Pflichtspiele nacheinander hat Dortmund mittlerweile gewonnen.

"Wir haben alle Lust auf Titel und spielen deshalb auch Fußball. Dementsprechend ist es natürlich unser Ziel, auch weiter erfolgreich zu sein", ergänzte Reus. "Wir versuchen einfach, weiter auf dieser Welle zu tanzen und dann wird man sehen, was am Ende dabei rauskommt." Der BVB gewinnt inzwischen auch komplizierte Spiele, teilweise in Bayern-Manier. Die Mentalitätsfrage wird nicht mehr gestellt. "Wir spielen nicht die Sterne vom Himmel. Wir sind einfach effektiv, das zeichnet uns momentan aus", sagte Reus.

Das macht Dortmund gefährlich. Am 1. April kommt es in München zum direkten Duell zwischen Bayern und dem BVB. Bereits am kommenden Sonntag steht für die Nagelsmann-Elf das andere Topspiel an - gegen das Sensationsteam Union. Die Berliner verpassten am Sonntag beim 0:0 gegen Schalke 04 den Sprung auf Platz eins, doch sie bleiben angriffslustig.

"Schöne Aufgaben, die anstehen. Ist doch toll. Was will man mehr?", sagte Union-Trainer Urs Fischer, der mit seiner Mannschaft zunächst am Donnerstag in der Europa League auf Ajax Amsterdam trifft (Hinspiel 0:0): "Das wichtigste Ziel haben wir erreicht und das ist der Klassenerhalt. Auch wenn du was erreicht hast, musst du ambitioniert bleiben. Im Moment sieht es nicht schlecht aus und ich habe auch gesagt, dass wir versuchen, uns zum dritten Mal für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren." Oder geht noch mehr?

Beim FC Bayern ist man jedenfalls gewarnt. "Wenn wir selbstkritisch sind, können wir auch zu zehnt besser spielen, können wir auch zu zehnt ein größeres Feuer entfachen, können wir auch zu zehnt ein paar Tore mehr schießen", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic über die Rote Karte gegen Dayot Upamecano in Gladbach. Sonntag gegen Union muss eine Reaktion her.