"Ein surreales Leben"

Runder Geburtstag: Hubertus von Hohenlohe wird 60


Bei der WM 2017 im Trikot von Mexiko: Hubertus von Hohenlohe.

Bei der WM 2017 im Trikot von Mexiko: Hubertus von Hohenlohe.

Von Sven Geißelhardt

Der Ski-Exot Hubertus von Hohenlohe mit dem Jet-Set-Leben startet bei der WM. "Die Sause kommt im Sommer".

Seinen 60. Geburtstag feiert Hubertus von Hohenlohe an diesem Samstag im kleinen Kreis. In Cortina d'Ampezzo, seine Freundin Simona Gandolfi wird dabei sein, das ist die Cousine von Alberto Tomba, dazu auch ihre Kinder, alte Freunde, Weggefährten. "Nichts Besonderes", sagt der Jubilar. "Die große Sause kommt im Sommer in Marbella. Mit DJs, Bands, ganz cool. Da lasse ich es dann krachen." Standesgemäß.

Hubertus von Hohenlohe fährt immer noch

Aber jetzt in Cortina mal ganz bescheiden. Geht ja auch. Sogar bei ihm. Mit dabei unter den Gratulanten ist auch Werner Grissmann. Der österreichische Ex-Abfahrer, der einst fünf Flaschen Champagner verwettete, weil der junge Hubertus bei seinem Debüt im alpinen Weltcup mit weniger als zehn Sekunden Rückstand auf ihn ins Ziel kam. Im Dezember 1981.

Nun fährt Hubertus von Hohenlohe immer noch - und geht in Are ab kommender Woche wieder an den Start, es ist seine 13. Ski-WM. In Slalom und Riesenslalom, wie immer für Mexiko. Dorthin reisen wird er mit dem Auto, das hat er auf einem aktuellen Foto dokumentiert. Er im selbst entworfenen Rennanzug mit Totenkopf-Design, dahinter sein Fahrzeug. Ein Bentley. Stilecht. Hubertus von Hohenlohe, geboren 1959 in Mexiko-Stadt, Sohn von Ira zu Fürstenberg und Alfonso Prinz zu Hohenlohe. Das schillernde Promi-Paar der damaligen Zeit, das mit baldiger Scheidungsschlammschlacht die Klatschkolumnen üppigst füllte.

Ist sein Leben heute immer noch "surreal?

Die ersten zehn Jahre lebte Hubertus beim Vater in dessen mondänem Marbella Club Hotel, damals der Hotspot des Jetset. Die High Society ging dort ein und aus, Sean Connery und Laurence Olivier, die Hepburn und die Callas. Im Rückblick sagt von Hohenlohe: "Ein surreales Leben." Aber ist es das nicht heute auch noch?

Mochte die kurze Zeit in einem gestrengen Klosterinternat in Vorarlberg samt Prügelpraxis auch eine wahrlich harte Schule gewesen sein - der Vater hatte ihn mit zehn Jahren dorthin gesteckt, damit er nicht wie andere vom Überfluss gelangweilte Schnöselknaben in der Pubertät auf dumme Gedanken kommt, Drogen und so: Er fiel dann doch recht weich, als ihn eine Tante zu sich nahm. Auf ihr Schloss in der Steiermark.

1981 startete von Hohenlohe für Mexico

Von einem "Ausbruch aus der behüteten Welt" spricht von Hohenlohe heute über seine damalige Motivation, Skirennfahrer zu werden. "Ich wollte mir selbst etwas erarbeiten, selbst etwas erreichen." Für das Skiteam Austria reichte es nicht. Aber es gab da ja noch die Option seines Geburtslandes, weshalb er nun seit 1981 für Mexiko startet. Natürlich hatte Hubertus von Hohenlohe damals für seine Ski-Karriere viel investiert und viel trainiert, mit Fleiß, Beharrlichkeit. Diese Herausforderung mit mehr Einsatz gemeistert als sein Bruder das ganze Leben. Christoph von Hohenlohe, der im Müßiggang verweilte und nach einer Visumsfälschung 2006 in einem thailändischen Gefängnis starb.

"Mein Leben fand er immer zu anstrengend", sagt von Hohenlohe - und ergänzt, als er über seinen Weg zum Skirennfahrer spricht, über das Training und über Selbstdisziplin: "Ich bin durch die Scheiße gegangen, um dorthin zu kommen." Was dann doch sonderbar klingt. Als einer, der sich nie Gedanken ums Geld machen musste, sich mit Wohnsitzen in Marbella, Wien und Liechtenstein den Luxus leisten kann, in den Tag zu leben und sich selbst zu inszenieren, ob mit seiner Fotokamera oder in seiner eigenen Fernsehshow "Hubertusjagd", in der er ab diesem Samstag, kurz vor halb sechs, wieder auf Servus TV sendet. Das Universum des Hubertus von Hohenlohe ist noch immer der Schicki-Micki-Kosmos.

2021, die Ski-WM in Cortina, das ist noch sein Ziel. "Dort, wo ich das Skifahren gelernt habe, danach ist Schluss." Aber weil Hubertus von Hohenlohe schon oft sein Karriereende angekündigt hat, wird er bei den Winterspielen 2022 sicher auch wieder dabei sein, mit 63 wäre er dann ältester Olympia-Teilnehmer aller Zeiten. Problem ist nur: Die Spiele sind in Peking. Könnte schwierig werden, die Anreise mit dem Bentley.