23. Spieltag

Punkt geholt, Sieg vergeben - Viele Baustellen bei Gladbach

Ein 0:0 als Muntermacher, zwei undisziplinierte Spieler und ein Trainer, auf den viel Arbeit wartet. Gladbach hält sich nach dem 0:0 gegen Freiburg im Niemandsland der Tabelle auf.


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Gladbachs Ko Itakura (l) und Freiburgs Philipp Lienhart im Kopfballduell.

In schwierigen Zeiten werden die Ansprüche bescheidener. Nach den fetten Jahren mit internationalen Spielen und großen Fußballabenden in der Champions League kann bei Borussia Mönchengladbach sogar ein 0:0 gegen den SC Freiburg für Begeisterung sorgen.

"Ich bin stolz auf die Truppe die hervorragend und mit großer Leidenschaft verteidigt hat", befand Sportdirektor Roland Virkus nach der Partie gegen den Champions-League-Aspiranten aus dem Breisgau am Samstag.

Immerhin gab es vergangenes Wochenende ein 0:4 in Mainz, im letzten Heimspiel gegen Freiburg sogar ein 0:6. Da kann man mit einem 0:0 gegen den Tabellenfünften schon mal zufrieden sein.

Insgesamt ist die Berg- und Talfahrt in dieser Saison eine erwartbare Reaktion nach dem großen Umbruch mit neuem Trainer und Sportdirektor. Auch Freiburgs Trainer Christian Streich, der mit dem Punktgewinn sehr zufrieden war, hat die Unterschiede in Gladbach erkannt. "Man kann nicht erwarten, dass die Mannschaft jedes Jahr auf Platz vier oder fünf kommt. Mönchengladbach hat eine gute Mannschaft, aber nicht so gut, dass sie fünf, sechs Spiele nacheinander gewinnen kann", befand der Freiburger Coach. "Normalerweise hätten die doch nächste Woche gegen Juventus Turin gespielt und nicht wir", sagte Streich.

Für Daniel Farke war nach der 3:2-Gala gegen den FC Bayern und der bitteren Pleite beim FSV Mainz 05 ein solider Auftritt seines Teams wichtig. "Wir haben zu Recht viel Kritik bekommen wegen zu vieler Gegentore und schlechter Laufleistung. Darum kann ich den Jungs heut nur ein Kompliment machen", sagte der 39-Jährige, dessen Nervenkostüm auch gelitten hat. Farke kassierte für eine angebliche Beschwerde beim Schiedsrichter die erste Gelbe Karte seiner Karriere.

Damit hat der Trainer sicher kein gutes Vorbild gegeben, denn die Disziplin seiner Spieler ließ doch sehr zu wünschen übrig. Marcus Thuram erntete für seine Schwalbe in der zweiten Halbzeit harsche Kritik. Ex-Nationalspieler und Sky-Experte Dietmar Hamann forderte für den Vize-Weltmeister sogar eine harte Strafe. "Für mich gehört Thuram gesperrt. Für mich ist das eine Schande für den Fußball", sagte Sky-Experte Hamann und fügte hinzu: "Es ist eine grobe Unsportlichkeit und eine grobe Unsportlichkeit wird mit Rot geahndet."

Farke kündigte an, dass er mit Thuram reden will, "dass er das nicht tun soll. Normalerweise will er so etwas nicht schinden".

Auch Ramy Bensebaini, der ebenso wie Thuram den Club am Ende der Saison verlassen wird, leistete sich in der Schlussphase ein Unsportlichkeit und sah für seinen höhnischen Applaus die Gelb-Rote Karte (87.). "Da muss er sich besser im Griff haben. Das darf nicht passieren", sagte sein Trainer, dessen Team sich mit dem Zu-Null-Spiel und dem Punktgewinn ein wenig stabilisiert hat.

Doch viele Baustellen bleiben, der Umbruch wird nicht in der nächsten Saison beendet sein. Virkus sprach sogar von bis zu vier Transferperioden. Auf dem Weg zurück in die Erfolgsspur wird Geduld nötig sein und kleine Erfolgserlebnisse könnten dabei helfen. Darum verbarg Farke auch die Enttäuschung über zwei verlorene Punkte und sagte stattdessen: "Ich kann der Mannschaft zu der Leistung nur gratulieren."