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Nach-Pokal-Aus: Zweifel und Chaos sind zurück beim FC Bayern

Die Pleite gegen den SC Freiburg wirft beim FC Bayern erneut grundlegende Fragen auf: Warum schwanken die Leistungen so extrem? "Ein Tick zu wenig Leidenschaft", kritisiert Joshua Kimmich


Bilder des Entsetzens beim 1:2 gegen Freiburg (v.l.): Die Bayern-Stars Leroy Sané, Dayot Upamecano, Thomas Müller, Leon Goretzka, Benjamin Pavard und Joshua Kimmich.  Fotos: imago (4), dpa, sampics/Augenklick Zweites Spiel als Bayern-Trainer, erster Titel futsch: Thomas Tuchel fliegt mit den Münchnern überraschend aus dem DFB-Pokal.  Foto: sampics/AK

Bilder des Entsetzens beim 1:2 gegen Freiburg (v.l.): Die Bayern-Stars Leroy Sané, Dayot Upamecano, Thomas Müller, Leon Goretzka, Benjamin Pavard und Joshua Kimmich. Fotos: imago (4), dpa, sampics/Augenklick Zweites Spiel als Bayern-Trainer, erster Titel futsch: Thomas Tuchel fliegt mit den Münchnern überraschend aus dem DFB-Pokal. Foto: sampics/AK

Von Maximilian Koch

München - Oliver Kahn war völlig niedergeschlagen, als er nach dem 1:2-Pokal-Knockout gegen den SC Freiburg durch die Katakomben der Allianz Arena lief.

Bayerns Vorstandschef hatte den Kopf gesenkt, er ging ganz langsam Richtung Kabine, tief in Gedanken versunken. Wie konnte das passieren? Nur drei Tage nach dem überzeugenden, energiegeladenen Auftritt beim 4:2 gegen Dortmund in der Bundesliga zeigte Bayern an diesem frostigen Abend in Fröttmaning eine der schwächsten Leistungen der gesamten Saison.

Diese Mannschaft bleibt ein Rätsel - ob nun unter Julian Nagelsmann oder unter Nachfolger Thomas Tuchel.

"Man steht jetzt mit dem Scherbenhaufen da und weiß, dass es für dieses Jahr im DFB-Pokal wieder vorbei ist", sagte Thomas Müller über das Ende der Triple-Träume: "Das kratzt natürlich schon am Ehrgefühl. Das tut schon weh."

Noch deutlicher wurde Joshua Kimmich. "Es kotzt mich einfach brutal an, je mehr Titel wir verspielen", meinte er: "Jetzt haben wir wieder einen, den wir in dieser Saison nicht gewinnen. Am Ende des Tages scheint es uns nicht zu motivieren, wenn wir Titel verspielen."

Eine deutliche Kritik - auch an den Mitspielern.

Das Chaos und die Zweifel sind zurück beim FC Bayern.

Die Frage ist: Woran liegt es, dass dieses herausragend besetzte Team an manchen Tagen Weltklasse-Leistungen bietet und dann wieder völlig uninspirierte Darbietungen, speziell gegen kleinere Gegner? ARD-Experte Bastian Schweinsteiger hatte da so eine Vermutung. "Die Galligkeit von den einzelnen Spielern musst du permanent sehen, auch so ein bisschen Boshaftigkeit", analysierte er: "Das ist Mentalität - und das hat Bayern auch in der Vergangenheit so ein bisschen gefehlt." Coach Tuchel sah es ähnlich, er sagte: "Eine Wucht und Gier gemeinschaftlich zu entwickeln und dauerhaft zu halten, das ist ein bisschen das Thema." Das war es schon in der Zeit, als der Trainer noch Nagelsmann hieß. Die Probleme liegen also tiefer, Bayerns Verantwortliche finden bislang keine Erklärung - und schon recht keine Lösung - für die extrem schwankenden Leistungen. Sportvorstand Hasan Salihamidzic sagte nur: "Wir haben oft die ein oder andere Phase, wo es dahinplätschert, wo wir nicht die Energie und die Schlagzahl hochhalten."

Tuchel nahm er ausdrücklich in Schutz. "Das ist für uns alle bitter, aber das hat doch mit dem Trainer nichts zu tun. Das ist ein Prozess. Er macht einen sehr guten Eindruck und einen sehr guten Job. Heute war das bitter für uns alle, aber Samstag geht es weiter."

Mit dem Auswärtsspiel in Freiburg, der kleinen Chance zur Revanche in der Liga. Im Pokal aber ist nichts mehr zu "reparieren", wie Müller treffend anmerkte.

Und nächsten Dienstag wartet dann schon das formstarke Manchester City in der Champions League. Der nächste Titeltraum könnte schnell ausgeträumt sein, wenn Bayern nicht endlicher konstanter und stabiler auftritt. Besonders Kimmich wirkte alarmiert. "Generell verlieren wir zu viele Spiele nach Führung", sagte der Mittelfeld-Anführer: "Heute auch wieder, das war nicht gegen einen Gegner, wo ich sage: Die wollten das unbedingt, die haben gebrannt, die haben uns den Schneid abgekauft. Das war überhaupt nicht der Fall."

Bei seiner Mannschaft habe er allerdings das Gefühl, "dass es ein Tick zu wenig ist", so Kimmich: "Ein Tick zu wenig Leidenschaft, ein bisschen zu wenig Emotionen. Wir müssen diese Wut jetzt in Leidenschaft umsetzen." Schon am Samstag.