K.o.-Sieg gegen Wilder in 7. Runde

König Tyson II.: Tyson Fury ist Box-Weltmeister


Vom ersten Gong an ging es gut zur Sache im Ring. Fury setzte immer wieder stark den Jab ein.

Vom ersten Gong an ging es gut zur Sache im Ring. Fury setzte immer wieder stark den Jab ein.

Von Matthias Kerber

Tyson Fury zerstört in Las Vegas den Weltmeister Deontay Wilder und ist damit der neue Champion im Schwergewicht.

Las Vegas - Nein, Bescheidenheit, Understatement, das war noch nie die Sache des britischen Showmannes Tyson Fury, der von sich und seinen boxerischen Fähigkeiten gerne und oft in den allerhöchsten Tönen schwärmt, dabei bei allem Verbal-Getöse nie das selbstironische Zwinkern in den Augen vergisst.

Und so zog der 31-jährige Berufsexzentriker in der Spielerstadt, der Glitzermetropole Las Vegas gleich mit einer Krone, einem Herrschermantel und auf einem Thron sitzend zum Titelkampf mit Weltmeister Deontay Wilder gen Ring, getragen von Amazonen. Nur wenig später hatte er auch den größten Zweiflern bewiesen, dass er der König des Schwergewichts ist.

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Tyson Fury feiert seinen Titelgewinn.

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Schon der Auftritt von Tyson Fury vor dem Kampf war majestätisch.

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Und auch mit der Rechten traf Fury den bisherigen Champion immer wieder.

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Das Outfit von Deontay Wilder beim Einlauf war auch recht speziell.

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Schon bevor der Ringrichter in der siebten Runde den einseitigen Kampf abbrach, hatte Fury Wilder zweimal auf den Boden geschickt.

In einer gewaltigen Machtdemonstration nahm er Wilder in diesem Duell der ungeschlagenen Fighter auseinander. 14 Monate nachdem Wilder im ersten Kampf ein Remis geschenkt worden war, zerstörte Fury, der sich selber Gypsy King (Zigeunerkönig) nennt, den Bronze Bomber nach allen Regeln der Faustkampf-Kunst. In der siebten Runde hatte Wilders Ecke genug, sie warf das Handtuch, beendete das Kräftemessen, das an diesem Abend kein echtes war.

"Der König ist zurück auf dem Thron"

"Der König ist zurück auf dem Thron", verkündete Fury gewohnt vollmundig. Aber er ist eben einer, der seinen großen Worten, große Taten - in diesem Fälle gewaltige Schläge - folgen lässt. Nach dem unvergessenen Mike Tyson, dem einst "bösesten Menschen auf dem Planeten", ist also wieder ein Tyson der Herrscher des Schwergewichts.

Vom Frühchen zum Champion

Furys Vater John Fury hatte seinen Sohn nach Mike Tyson benannt, weil der Filius als Sechs-Monatsfrühchen zur Welt gekommen war und ihm die Ärzte kaum eine Überlebenschance gegeben hatten. Als das Baby über den Damm war, gab ihm sein Vater den Tyson, "weil er seinen ersten Kampf, den um sein Leben, gewonnen hat. Er muss als ein gewaltiger Kämpfer wie Tyson sein."

"Mann mit Kissenfäusten"

"Das war nicht schlecht für einen alten Fettsack, der keine Power in den Fäusten hat", lobte Fury sicher selber. Wilder hatte vor dem Kampf Fury noch als den "Mann mit den Kissenfäusten" verspottet. Nach dem Fight dürfte er das wohl nicht mal mehr gedacht haben.

Bereits in der zweiten Runde donnerte Fury dem Champion eine Rechte aufs Ohr. Sofort floss Blut, das Trommelfell war wohl geplatzt, auf jeden Fall war Wilder, dessen Boxtechnik selbst im Normalzustand maximal überschaubar ist, noch staksiger auf den Beinen. Doch er bewies das Herz eines Boxers, eines Champions. In der dritten Runde fällte Fury seinen Gegenspieler erstmals, zum erst zweiten Mal in seiner Karriere musste Wilder mit dem harten Boden der Realität Bekanntschaft machen.

"Ich wusste, dass er keine Chance hatte"

"Ich war ziemlich angepisst, dass ich ihn erst in der dritten Runde erwischt habe", sagte Fury, "ich hatte erklärt, dass ich ihn in der zweiten Runde ausknocke. Ich wusste, dass er keine Chance hat. Wie sollte er mich jetzt schlagen, wenn er im ersten Fight nur ein Unentschieden gekriegt hat - und ich damals nur 50 Prozent des Mannes war, der ich jetzt bin?"

Fury war zu überlegen, er hatte Blut geleckt. Im wahrsten Sinne des Wortes. In der sechsten Runde leckte er bei einem Clinch seinem Gegner das Blut vom Hals.

König der harten Jungs

Eine Runde später das Aus, Wilder geschlagen, gebrochen, gedemütigt und Fury obenauf. Er, der 2015 sensationell Wladimir Klitschko vom Box-Thron geprügelt hatte, dann aber in Depressionen verfiel, dem Kokain und Alkohol huldigte, ist wieder der König der schweren und harten Jungs. Und er zeigte einen anderen Tyson Fury, einen, der nicht nur im Ring herumtantzt und seine überlegenen boxerischen Fähigkeiten ausspielt, sondern ein Tyson Fury, der den Knockout sucht.

"Ich werde jetzt meine Legende fortschreiben"

"Jeder weiß, dass ich der beste und intelligenteste Boxmeister bin, aber im ersten Kampf hat mir das nicht zum Sieg gereicht. Für mich ist ein Unentschieden nichts anderes als Versagen", sagte Fury, "ich tue nur eins: Gewinnen, gewinnen, gewinnen. Nur ein Knockout garantiert, dass man mir den Sieg nicht nehmen kann. Ich werde in Zukunft meine Gegner links, rechts und in der Mitte des Rings zu Boden schicken."

Fury ist nun Weltmeister der WBC, Klitschko hatte er 2015 die Titel der WBA, IBO, IBF und WBA abgenommen, die anderen Gürtel hat zur Zeit Anthony Joshua inne.

"Jetzt ist die Gürtel-Sammlung komplett"

"Dieser WBC-Gürtel war der, der sich mir viel zu lange entzogen hat, jetzt ist die Sammlung komplett", sagte Tyson, "ich will jetzt meine Legende fortschreiben. Ich kämpfe gegen jeden, der sich traut.

Wenn Wilder einen dritten Kampf haben will, kann er ihn haben. Er hat viel Mut bewiesen. Aber er ist eben nicht Tyson Fury." Nicht König Tyson II.

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