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Klaus Fischer: "Ich traue Kolo Muani den FC Bayern zu"

Torjäger-Legende Klaus Fischer spricht in der AZ über Bayerns Stürmersuche und den Meisterkampf: "Der BVB denkt zu viel nach."


Von Interview: Maximilian Koch

AZ: Herr Fischer, der FC Bayern liegt vier Spieltage vor Saisonende nur einen Punkt vor Borussia Dortmund, die Tabellenführung wechselt hin und her. Wer setzt sich am Ende durch?

KLAUS FISCHER: Der FC Bayern macht's wieder! Ich bin ja selbst ein Bayer (aus dem Landkreis Regen, Anm.d.Red.) - und daher halte ich auch zu Bayern.

Was fehlt den Dortmundern, um die Titelserie der Münchner zu beenden nach elf Jahren?

Der BVB hat wieder die große Chance ausgelassen, letztes Wochenende erst in Bochum den Sieg verpasst. Auch wenn das nach dem Foul an Karim Adeyemi natürlich ein klarer Elfmeter war. Unter dem Strich bleibt stehen: Dortmund war vorne in der Tabelle und hat die Chance vergeben. Jetzt ist wieder Bayern in der besseren Position. Die Mannschaft hat mehr Erfahrung, beim BVB wird zu viel nachgedacht - weil man eben genau weiß, dass man schon viele Möglichkeiten ausgelassen hat.

Erwarten Sie ein ähnliches Herzschlagfinale wie 2001 mit Bayern und Ihren Schalkern, die sich damals nur vier Minuten als Meister fühlen durften?

Ich glaube auf jeden Fall nicht, dass sich Bayern jetzt absetzen wird. Ich erwarte eine Entscheidung am letzten Spieltag.

Und Schalke? Gelingt noch der Klassenerhalt?

Wir haben ein schweres Restprogramm mit Mainz, Bayern, Frankfurt und Leipzig. Aber der Heimsieg vergangene Woche gegen Bremen hat uns gutgetan. Es wäre ganz wichtig, am Samstag einen Überraschungssieg in Mainz zu landen.

Beim FC Bayern ist mit Eric Maxim Choupo-Moting der einzige echte Mittelstürmer im Kader verletzt. Müssen die Münchner auf dieser Position nachlegen im Sommer?

Natürlich, das haben die Verantwortlichen mittlerweile auch erkannt. Das war das Problem in dieser Saison, dass kein Neuner da war in der Zeit nach Robert Lewandowski. Übrigens hat die Nationalmannschaft genau das gleiche Problem, seit Miroslav Klose aufgehört hat. Hansi Flick hat es bei der WM verpasst, voll auf Niclas Füllkrug zu setzen. Der macht Tore aus dem Nichts.

Wäre Füllkrug eine Verstärkung für den FC Bayern?

Ja.

Warum?

Weil er kopfballstark ist, beidfüßig. Er macht die Dinger einfach rein, das ist seine Aufgabe. Viele Topstürmer sind ohnehin nicht auf dem Markt.

Aus der Bundesliga wird Randal Kolo Muani von Eintracht Frankfurt bei Bayern gehandelt, genauso Tottenhams Harry Kane und Victor Osimhen von der SSC Neapel. Wer würde am besten passen?

Kolo Muani wäre sicher einer für den FC Bayern, er ist sehr schnell, gut im Abschluss. Bayern braucht einen Stürmer, der Tore erzielt, der die vielen Vorlagen verwertet. Es kommen bei Bayern ja ständig Flanken von links und rechts reingeflogen in den Strafraum. Da muss man da sein. Ich traue es Kolo Muani zu, Bayern voranzubringen. Die anderen beiden Kandidaten wären wohl noch teurer als Kolo Muani.

Manchester Citys Erling Haaland, an dem die Bayern vergangenes Jahr mal dran waren, hat gerade den Torrekord in der Premier League gebrochen (siehe auch S. 20). Ist der Norweger derzeit der beste Stürmer der Welt?

Zunächst einmal: Das Paket Haaland hätte 300 Millionen Euro gekostet, da hat Bayern Abstand genommen. Das muss man auch verstehen. Aber klar: Auf dieser Position ist er der weltweit Beste aktuell. Wobei mich immer wieder überrascht, dass die Verteidiger keine Manndeckung gegen ihn spielen. Den Mann kann man doch nicht laufen lassen!