Neun Verträge ausgelaufen
FC Bayern Basketball: Fragezeichen beim Meisterpuzzle
27. Juni 2019, 8:53 Uhr aktualisiert am 27. Juni 2019, 8:53 Uhr
Gleich neun Verträge sind beim Meisterteam der Bayern-Basketballer ausgelaufen, darunter auch die von Williams, Lucic und Djedovic. Die AZ erklärt den aktuellen Stand der Verhandlungen.
München - Kapitän Danilo Barthel trug den Pokal, sein Trainer Dejan Radonjic kam mit Laptoptasche in der Hand zur Meisterfeier der Bayern-Basketballer im Paulaner-Biergarten am Nockherberg. Er sei eben noch kurz im Büro gewesen, erklärte Radonjic.
Na klar. Denn während die Spieler sich ab heute in ihren Sommerurlaub verabschieden, beginnt für die Verantwortlichen des FCBB die Arbeit jetzt erst so richtig. Nach der Titelverteidigung gilt es, die Weichen für die Zukunft zu stellen. "Wir haben eine historische Saison hinter uns", sagte Marko Pesic und sprach mit Blick auf die Titel der U16 und der U19 vom "besten Jahr der Vereinsgeschichte". Genug das noch lange nicht: "Wir wollen noch besser werden." Dabei hat Pesic ein kniffliges Meisterpuzzle zu lösen. Denn aus dem aktuellen Kader haben mit Maodo Lo, Leon Radosevic, Robin Amaize, Kapitän Danilo Barthel und Petteri Koponen lediglich noch fünf Profis gültige Verträge, gleich neun andere sind dagegen ausgelaufen.
Nur fünf Spieler mit gültigen Verträgen
Ganz neu ist diese Situation für die Bayern nicht - und im Basketball ohnehin fast üblich. Schon im Sommer 2018 waren acht Bayern-Verträge ausgelaufen. Neben Maik Zirbes und Anton Gavel (Karriereende) verabschiedeten sich auch die beiden Schlüsselspieler Reggie Redding und Jared Cunningham. Erschwerend kommt nun hinzu, dass Finanz-Geschäftsführer Volker Stix den Klub zum 30. Juni verlassen und kein Nachfolger kommen wird. "Wir werden versuchen, das intern zu organisieren", sagte Pesic.
Mit Blick auf den Kader kündigte Sportdirektor Daniele Baiesi an: "Es wird einige Veränderungen geben, aber keine radikalen." Man habe "über die Zeit einen Kern gebaut, der bei uns bleiben wird". Baiesi will das mit etwas Abstand angehen. Denn: "Basierend auf Emotionen über Verträge zu sprechen, ist nie gut." Tendenzen und erste Entscheidungen bei den neun Vertragslosen gibt es aber schon jetzt. Die AZ erklärt, welche.
Wer geht, wer bleiben soll
Braydon Hobbs: Nach AZ-Informationen steht der Point Guard als erster Abgang fest und wechselt zum Hauptrunden-Zweiten Oldenburg.
In den Playoffs hatte Radonjic den 30-Jährigen als siebten Ausländer nicht mehr berücksichtigt. "Wenn Braydon mich fragt, dann rate ich ihm, dass er irgendwo hingehen soll, wo er spielen kann", sagte Pesic, "und dann nach seiner Karriere zu uns zurückkommen."
Alex King: Der Routinier, 34, ist neben Hobbs der zweite Spieler, den Bayern in dieser Woche bereits kontaktiert hat. Das verriet Pesic, genau wie das Ergebnis der Gespräche: "Er soll unbedingt bleiben."
Stefan Jovic: Der Spielmacher der, der in der Meisternacht zum Feierbiest mutierte, hat Begehrlichkeiten geweckt. Dem 28-jährigen Serben liegt wohl eine Anfrage der Houston Rockets aus der NBA vor. Pesic: "Wenn er dorthin wechseln kann, muss er wechseln - wenn er das will."
Nemanja Dangubic: Der Flügelspieler kam letzten Sommer als Radonjics Wunschspieler vom gemeinsamen Ex-Verein Roter Stern Belgrad. Lange unterschätzt überzeugte er als Rollenspieler vor allem in den Playoffs. Und empfahl sich damit für eine Weiterbeschäftigung.
Vladimir Lucic: Wie wichtig der Serbe für Bayern ist, zeigte er auch im dritten Finalspiel, in dem er 23 Punkte erzielte. Der Vizekapitän ist in den Fokus einiger Euroleague-Topklubs gerückt. "Wenn Bayern ihm ein Angebot macht, wird es ein sehr, sehr gutes Angebot sein, aber wir werden uns nicht von Beratern und Spielern irreführen lassen", so Pesic: "Wir werden kein Wettbieten machen."
Nihad Djedovic: Beim Finals-MVP deutet vieles auf eine schon erfolgte Einigung hin. "Ich habe immer gesagt, dass das mein Zuhause ist. Normalerweise bleibe ich hier", sagte Bayerns Rekordspieler, der seit 2013 beim Klub ist. Pesic: "Nihad kann seine Karriere in München beenden, wenn er will."
Williams - NBA oder Bayern München
Derrick Williams: Pesic bat den Amerikaner kürzlich zu einem Treffen mit Präsident Uli Hoeneß im Freihaus Brenner am Tegernsee. "Entweder gehe ich in die NBA zu einem Verein, wo ich eine Rolle habe und spielen kann, oder ich möchte hierbleiben", habe Williams dabei laut Pesic gesagt. Sein Schluss: "Wenn die NBA nicht infrage kommt, bin ich mir sicher, dass wir einen Weg finden, dass er bleibt." Am 1. Juli öffnet in der NBA das Transferfenster.
Milan Macvan: Nach seinem zweiten Kreuzbandriss in Folge verpasste der Serbe, 29, die komplette Saison. Pesic hat ihn aber noch nicht abgeschrieben. Aber: "Er muss erst mal richtig gesund werden."
Devin Booker: Der Center sei Pesic "sehr ans Herz gewachsen". Er spielte nach mehrmonatiger Verletzungspause starke Playoffs. Pesic sagte: "Er war da, wenn er gebraucht wurde." Das wird er auch in Zukunft.
T.J. Bray: Nummer zehn ist (noch) kein Bayer. Der Aufbauspieler aus den USA von Halbfinalgegner Vechta empfahl sich aber etwa mit 38 Punkten in Spiel drei in München. "Der Verein, der ihn unter Vertrag nimmt, hat eine richtig gute Entscheidung getroffen", sagte Pesic.
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