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Der Holzhauser-Krimi: Sechzigs Wunschtransfer hängt jetzt an Leicester City

Alles war organisiert für den Wunschzugang der Löwen: Flug, Medizincheck, Testspielerlaubnis. Doch Leuven unterzeichnete ein wichtiges Papier nicht. Nun hängt alles an deren Partnerklub Leicester City.


Von Ruben Stark

Belek - Das Mobiltelefon von Günther Gorenzel war am Montag sehr wahrscheinlich wieder im Dauerbetrieb - wie in den Tagen zuvor. Einige der Gespräche führte der Sportchef des TSV 1860 gewiss auch mit Peter Willems, dem CEO des belgischen Erstligisten OH Leuven. Inhalt: Wie bringen wir den nervenden Transfer-Krimi um Raphael Holzhauser zu einem Happy End für die Löwen?

Die Situation ist verfahren, weil alles auf dem Weg war, und dann wieder nicht. "Von meiner Seite gibt es eine Einigung sowohl mit dem Spieler als auch mit dem Verein. Das ist schriftlich bestätigt und der Spieler will unbedingt zu uns", erklärte Gorenzel. Klingt ganz einfach, Aber: "Das Einzige ist: Man braucht bei dem Leihgeschäft einen Aussetzungsvertrag und darauf warte ich seit Dienstag." Womit wir wieder bei Willems sind. "Der CEO unterschreibt nicht, mit Argumenten, die nicht nachzuvollziehen sind. Er hat mir alle Details der Konditionen bestätigt."

Zusammengefasst heißt das aus 1860-Sicht. Es gibt den Leihvertrag, es gibt die Einigung mit dem Spieler, es gibt Klarheit über die Leihzahlung und das Gehalt Holzhausers. Dass der Deal trotzdem hakt, wirkt absurd.

Der Bremsschuh ist laut Gorenzel der Trainer des Klubs, Marc Brys. Nachdem er Holzhauser vor Wochen nahegelegt hatte, sich anderweitig umzusehen, sagte er jetzt: "Jeder Spieler hat seinen Preis." Da war dieser Preis aber schon festgelegt, hält Gorenzel dagegen. "Der Trainer will Holzhauser nicht gehen lassen", lautet seine Erklärung für das Manöver. Holzhauser selbst fühlt sich offenbar veräppelt.

Am Sonntag nun spielte der Löwen-Wunschzugang über 90 Minuten bei Leuvens 2:3 gegen Kortrijk. Was nach einem weiteren Rückschlag für die Blauen aussieht, soll ihnen aber in die Karte spielen. Holzhauser hatte bereits eine Gastspielgenehmigung für den Test der Münchner gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:1) erhalten.

Also hätte er nach Gorenzels Rechtsverständnis nicht für Leuven auflaufen dürfen: "Das ist schon brisant, weil ich schriftlich was vorliegen habe. Ich habe mich mit zwei Juristen ausgetauscht. Es ist rechtsgültig. Wenn das nicht umgesetzt wird, dann müssen wir das erstmal zur Kenntnis nehmen."

Eine juristische Auseinandersetzung scheint nicht ausgeschlossen - das Ganze könnte schmutzig werden.

Dabei war Holzhauser quasi schon auf dem Weg an die türkische Riviera. Am Donnerstag habe der 29-Jährige noch ein Belastungs-EKG in Belgien gemacht, dann aber die Freigabe zur Abreise nicht erhalten. Zweimal hatte Sechzig schon einen Flug über Wien gebucht und in Belek auch den nötigen Medizincheck organisiert.

Wie es weitergeht, liegt nun vor allem an Leuvens Partnerklub Leicester City. Bei den Foxes ist für Gorenzel Jon Rudkin der Ansprechpartner. Der dortige Director of Football könnte Holzhausers Weg zum Löwen endgültig freimachen.

Und wenn der Wunschtransfer doch platzt? "Schauen wir, dass wir Dinge parallel vorbereiten. Es ist kein: Holzhauser oder keiner", versicherte Gorenzel, der auch das Interesse am Ex-Hoffenheimer Lukas Rupp bestätigte, mit dem aber keine Einigung gelang.

Für die Sechzger steht fest. "Wenn wir was machen, dann muss das ein klarer Unterschiedsspieler sein", sagte Gorenzel. Einer wie Holzhauser. "Ein Typ, der vor 15 000 Leuten sagt: 'Moment, gebt's mir die Kugel'." Trainer Michael Köllner hält ohnehin an seinem Wunsch nach mehr Qualität fest: "Wir haben in beiden Testspielen ja auch nicht zweimal 5:0 gewonnen."