Bayern-Kapitän im AZ-Interview

Danilo Barthel: "Die EuroLeague ist deutlich stärker geworden"


Kapitän der Bayern-Basketballer: Danilo Barthel

Kapitän der Bayern-Basketballer: Danilo Barthel

Von Bernhard Lackner

Danilo Barthel, der Mannschaftskapitän der Bayern-Basketballer, spricht im AZ-Interview über die verkorkste Weltmeisterschaft, kräftezehrende Langstreckenflüge und seine neuen Mitspieler.

Danilo Barthel ist seit vergangener Saison Kapitän des FC Bayern Basketball. Im AZ-Interview spricht er über das blamable Aus Deutschlands bei der Basketball-WM, die kräftezehrende Vorbereitung und den Saisonstart am Montag.

AZ: Herr Barthel, Sie haben zuletzt viele Meilen gesammelt: WM in China, dann der Trip nach Uruguay. Wie sehr zehrt Vielfliegerei an den Kräften?
DANILO BARTHEL: Das war nicht ohne! Allein die ganzen Zeitzonen: Das dauert, bis man da den Jetlag rausbekommt. Das zieht schon ganz ordentlich Energie. Davor hatte ich noch nie einen Zehn-Stunden-Flug, und jetzt vier innerhalb von drei Wochen.

Wie viel Pause hatten Sie zwischen der WM in China und dem Trip nach Uruguay?
Drei Tage war ich in München, hab' mich hier halbwegs wieder an die Zeit gewöhnt - und dann noch mal in die andere Richtung. Jetzt habe ich die Welt sozusagen umrundet. Aber klar: Das zehrt. In den ersten zwei, drei Tagen merkt man schon, dass man eine neue Zeit hat, dass der Körper ein bisschen anders mitspielt als gewohnt. Es tut auf jeden Fall wieder gut, zuhause zu sein, im eigenen Bett zu schlafen, das gewohnte Umfeld und seinen Rhythmus zu haben.

Richtig erfreulich war Ihr Aufenthalt mit der Nationalmannschaft in China ja auch nicht: raus nach der Vorrunde - da hatte man sich mehr versprochen.
Auf jeden Fall. Das kommt dann noch dazu: Strapazen hin oder her, aber wenn man ein erfolgreiches Gefühl aus dem Sommer mitnehmen kann, dann hat man das alles gern gemacht. Aber so überwiegt der Sommer jetzt doch mit eher negativen Erfahrungen und Gedanken, die man da hatte. Zum Glück geht es jetzt Schlag auf Schlag weiter.

Wie ist das Nationalteam nach der verkorksten WM auseinandergegangen?
Als Team haben wir eh die ganze Zeit zusammengehalten. Da kamen keine negativen Gefühle gegeneinander auf.

Wobei genau das ja oft der Vorwurf war: Das ist kein Team, das da auf dem Platz steht.
Das war der Vorwurf, aber wer um das Team herum war, hat gemerkt, dass wir uns gut verstanden haben.

Können Sie das Scheitern erklären?
Richtig erklären kann man das nicht. Letztendlich war es wirklich ein Spiel, das wir halt echt versaut haben, gegen die Dominikanische Republik. Natürlich haben wir nicht unseren besten Basketball gezeigt. Wir sind aber nicht auseinandergegangen und haben gesagt: 'Die letzten Jahre waren alle für die Katz'. Manchmal braucht man auch so was, um in Zukunft Erfolg zu haben.

Barthel: "Ich bin natürlich nicht bei hundert Prozent"

Am Team wird sich ja wahrscheinlich nicht allzu viel ändern.
Ich glaube nicht, dass jetzt nach so einer Erfahrung viele sagen: 'Das war's!'. Wir sind alle noch in einem guten Alter. Bei den meisten kommen die besten Jahre erst noch, so dass wir da schon zusammen bleiben und gefestigt sind.

Viel Zeit zum Grübeln blieb Ihnen ja nicht. Wie war denn der Trip nach Uruguay?
Das war neu für uns, ein bisschen von den Fußballern adaptiert, die so was ja immer wieder machen, um mehr Aufmerksamkeit auf Bayern München zu lenken.

Warum gerade Uruguay?
Das kam glaube ich durch die Einladung zur NBA-Challenge zustande. Dann gab es noch die Möglichkeit, das mit Miami zu verbinden, mit nur einer Stunde Zeitunterschied. Es war eine gute Erfahrung. Für mich war es das erste Mal Südamerika. Ich war beeindruckt von Uruguay, von Montevideo als Stadt, von den Menschen dort, wie offen die alle waren. Es war alles top organisiert durch die NBA, so dass das schon ein gelungenes Vorbereitungsturnier für uns war.

Aber mal eine andere Art der Vorbereitung.
Klar, ich habe ja nur die Tage in Uruguay mitbekommen, aber was ich gehört habe, wurde davor schon intensiv trainiert. Die vielen Spiele waren dann noch mal ein Ausgleich zum Trainingsalltag.

Wie sind Sie nach einer solchen Tour nun körperlich beinander?
Ich bin natürlich nicht bei hundert Prozent. Ich bin normal jemand, der gern viel trainiert. Aber mit den vielen Spielen in Uruguay konnte man halt nicht so viel machen, gerade im Kraftraum. Man muss das dosieren, um fit zu sein für die Spiele. Ich denke, ich werde noch ein, zwei Wochen brauchen, bis ich im vollen Trainingsumfang und komplett im Rhythmus bin.

Barthel: Die Neuen "sind alle gute Charaktere"

Nun beginnt aber schon am Montag mit dem Heimspiel gegen Hamburg die Bundesliga-Saison. Wie ist Ihr Eindruck vom neuen Bayern-Team?
Das ist bisher schwer zu sagen, wie das mal sein wird. Wir haben noch nicht einmal mit der ganzen Mannschaft trainiert. In Uruguay haben noch zwei Spieler gefehlt. Fünf von uns waren bei der WM, und gerade die, die mit Serbien und Frankreich weitergekommen sind, sind erst vergangenen Sonntag nach München gekommen. Sicherlich nicht die Wunsch-Vorbereitung des Trainers. Wir haben viele Jugendspieler im Training integrieren müssen. Aber in den nächsten Tagen wird sich das sicher intensivieren, so dass wir halbwegs bereit sein werden, die ersten Spiele zu spielen.

Wie stellen sich die Neuen an?
Die, die ich bislang gesehen habe, sind alle gute Charaktere, sicherlich Verstärkungen für uns, die ihre Fähigkeiten gut einbringen werden können. Ich glaube, dass wir einen guten Kader haben, in dem wir uns gegenseitig alle gut ergänzen.

Die Erwartungen an die Mannschaft sind nicht eben gering. Gibt es ein formuliertes Saisonziel?
Nein, da kann man noch nicht wirklich etwas sagen. Natürlich haben wir den Anspruch, eine erfolgreiche Saison zu spielen, das steht außer Frage. Aber gerade was die EuroLeague angeht, muss man mal sehen, wie die anderen Mannschaften aussehen. Ich glaube, dass die EuroLeague noch mal deutlich stärker geworden ist als dieses Jahr. Wir haben vier Spiele mehr: noch mal mehr Belastung. Deswegen muss man das alles erst mal abwarten. Aber klar haben wir Ziele in Deutschland.

Der Saisonstart kollidiert mit einem anderen Münchner Großereignis: der Wiesn. Ist das überhaupt ein Thema für die Mannschaft?
Nicht wirklich. Wir waren am Mittwochabend mit der ganzen Basketball-Abteilung für ein paar Stündchen. Aber das war mehr ein gutes Zusammenkommen und nicht das, was die meisten wohl unter Aufs-Oktoberfest-gehen verstehen.

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