AZ-Interview
Box-Promoter Alexander Petkovic: "Boxen war tot in München"
6. April 2019, 8:00 Uhr aktualisiert am 6. April 2019, 8:00 Uhr
Der Münchner Promoter Alexander Petkovic spricht über die große Box-Gala in Unterschleißheim.
München - Der Münchner Alexander Petkovic boxte 2003 gegen Johnny Nelson um die WM im Cruisergewicht und verlor. Der zweimalige Promoter des Jahres hat seinen eigenen Boxstall "Petkos Boxpromotion". Im AZ-Interview spricht er über die große Box-Gala in Unterschleißheim, anstehende Kämpfe und den Status des Box-Sports in Deutschland.
AZ: Herr Petkovic, Sie können stolz sein, dass die Gala zum 70-jährigen Bestehen des Bundes Deutscher Berufsboxer von Ihnen in Unterschleißheim ausgetragen wird.
ALEXANDER PETKOVIC: Das bin ich. Und ich muss auch sagen, ich kann mich nicht erinnern, wann zuletzt so viele Superstars des Box-Sports an einem Ort zusammen gekommen sind, das ist Jahre, eher Jahrzehnte her. Wladimir und Vitali Klitschko, der Tiger Dariusz Michalczewski, Sven Ottke, Trainer-Legende Ulli Wegner, Arthur Abraham und noch viele mehr. Ich durfte ja auch in meiner aktiven Zeit ein Teil der goldenen Ära des Boxens in Deutschland sein und ich bin froh, dass ich jetzt meinen Teil dazu beitrage, dass der Boxsport seine Relevanz behält. In Deutschland, aber auch vor allem in München. Denn man muss nicht groß drumherum reden: Boxen war tot in München. Aber die Fans sind da, man muss ihnen nur ehrliche Kämpfe auf Augenhöhe bieten.
Früher wurde sehr oft mit Fallobst der Kampfrekord eines Fighters künstlich aufgebläht.
Das stimmt, aber das gibt es bei mir und meinen Kämpfern nicht. Ich lebe lieber mit einer ehrlichen Niederlage nach einem guten Kampf, als dass ich akzeptiere, dass das Publikum beschissen wird und damit letztlich auch die Boxer selber, denn im Herzen wissen sie ja, dass sie verloren haben. Mit dem Betrug kommt man heute zum Glück auch gar nicht mehr durch. Heute kann sich im Internet jeder über den Gegner informieren, sich Videos ansehen, da sieht ja jeder sofort, wenn ein Kontrahent - überspitzt formuliert - nur einen Arm oder ein Bein hat.
Petkovic: "Ich denke, sie kann die neue Regina Halmich werden"
Einen der Hauptkämpfe bestreitet die Augsburgerin Tina Rupprecht, die ihren WM-Titel gegen Maricela Quintero verteidigt.
Tina ist mit ihren 26 Jahren in meinen Augen zusammen mit Christina Hammer, die am 13. April in Amerika gegen Box-Superstar Clarissa Shields antritt, die beste Boxerin in Deutschland. Sie hat boxerisch alles drauf, kann aber auch mit der Öffentlichkeit sehr gut umgehen, das macht sie besser als viele meiner Jungs. Sie wird eine große Karriere machen, ich denke, sie kann die neue Regina Halmich werden.
Ihr Schwergewichtler Petar Milas wiederum tritt gegen den Ersatzmann des Ersatzmannes an. Der hat aber einen guten Namen: Dennis Bakhtov, der schon gegen Anthony Joshua um die WM geboxt hat oder Mike-Tyson-Bezwinger Danny Williams besiegt hat.
Petar ist ja erst 23, er ist noch ein Box-Baby, der mit und an jedem Gegner wächst. Aber er hat ein ungeheures Potenzial, wenn er das ausschöpft, kann er ganz weit kommen. Er schlägt wirklich zu wie ein Pferd. So etwas habe ich selten gesehen. Unser Trainer kann ein schmerzhaftes Lied davon singen.
Wieso?
Er musste sich jetzt schon drei Mal operieren lassen - an der Schulter, am Ellenbogen. Die Schlagkraft von Milas ist phänomenal.
Kommen wir zu Ihrem boxenden Aushängeschild Serge Michel.
Er ist der vielleicht beste Boxer, den München in den letzten 50 Jahren hervorgebracht hat, er war bei Olympia dabei und wird jetzt nach nur acht Profikämpfen schon extrem gut in der Weltrangliste geführt. Sein Gegner Ryan Ford ist ein echter Prüfstein. Ich freue mich auf den Kampf. Es gibt ja nie eine Garantie, dass ein guter Amateur sich auch bei den Profis durchsetzen kann. Viele Beispiele haben gezeigt, dass auch Olympiasieger bei den Profis nicht viel gerissen haben. Aber Serge wird seinen Weg gehen, da bin ich mir sicher.
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