Überblick

Bayerns brisante Müller-Frage

Bayerns Fan-Liebling sitzt auch gegen Hertha BSC zunächst nur auf der Bank, Tuchel hat die ideale Rolle für ihn bislang nicht gefunden. Matthäus:"Dann wird er sich den Transfermarkt anschauen. . ."


In acht Spielen unter Trainer Thomas Tuchel (l.) dreimal nur Einwechselspieler: Bayern-Legende Thomas Müller.

In acht Spielen unter Trainer Thomas Tuchel (l.) dreimal nur Einwechselspieler: Bayern-Legende Thomas Müller.

Von Maximilian Koch

München - Triple-Triumphe mag Thomas Müller, der bayerische Dreifach-Champion von 2013 und 2020 besonders gern - doch auf diese Trilogie unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel hätte der 33-Jährige liebend gern verzichtet.

Wie schon in den beiden Viertelfinal-Partien der Champions League gegen Manchester City saß Müller nun auch am Sonntag im äußerst bedeutenden Bundesliga-Spiel gegen Hertha BSC zunächst nur auf der Ersatzbank, er wurde in der 61. Minute für den ganz schwachen Sadio Mané eingewechselt. Macht insgesamt eine Bilanz von fünfmal Startelf und drei Jokereinsätzen für Müller in acht Begegnungen unter Tuchel.

Gerade in dieser heißen Saisonphase kann Müller damit nicht zufrieden sein - doch er verhält sich weiter top-professionell. "Es war nur einer von fünf Schritten", schrieb der Bayern-Anführer nach dem 2:0-Sieg gegen Hertha bei Instagram: "Aber es waren mehr als nur die Punkte für uns." Müller ergänzte: "Nach Wochen des Leidens und schlechten Resultaten brauchen wir jeden Tropfen Selbstvertrauen für die letzten vier Spiele."

Auch er selbst, zweifellos. Denn abgesehen von der Tuchel-Premiere am 1. April gegen Borussia Dortmund, als Müller zwei Tore erzielte, war er anschließend an keinem einzigen Treffer mehr beteiligt. Ob Tuchel den Fan-Liebling nun trotzdem am Samstag in Bremen starten lässt?

Die große Müller-Frage wird den FC Bayern im Sommer mit Sicherheit beschäftigen. Jamal Musiala (20) ist als Zehner der Zukunft auserkoren, die Rückrunde hat allerdings gezeigt, das der Youngster noch reifen muss. Formschwankungen gehören in diesem Alter einfach dazu, ein Leader kann Musiala daher noch gar nicht sein. Müller hingegen geht immer voran, er ist ein wichtiger Orientierungspunkt für seine Teamkollegen auf dem Platz.

"In dieser schwierigen Phase würde ich eher auf die Anführer-Qualitäten setzen, als mich an meinen Positionsplan zu halten", erklärte nun Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne: "Deshalb würde für mich aktuell kein Weg an Müller vorbeiführen, erst recht nicht gegen so einen schwachen Gegner wie Hertha BSC und in einer Phase, in der es unbedingt darum geht, wenigstens deutscher Meister zu werden."

Man müsse sich nur mal daran erinnern, so Matthäus weiter, "wie laut die Fans seinen Namen beim Rückspiel gegen Manchester City gerufen haben, als er eingewechselt wurde. Das war lauter als bei allen Einwechselspielern zusammen."

Tuchel sehe im aktuellen Kader aber "wohl nicht die ideale Position für ihn", ergänzte Matthäus, der sogar einen Abgang Müllers im Sommer thematisierte. "Wenn man nach der Saison eine Analyse macht und der Trainer sowohl der Mannschaft als auch den Verantwortlichen erklärt, was er sich für die kommende Saison wünscht und vorstellt, dann würde es mich überraschen, wenn Müller plötzlich wieder zum Stammspieler wird. Und dann ist wohl der Punkt erreicht, an dem er sich den Transfermarkt mindestens ganz genau anschaut, um nicht zu sagen: geht."

Das wäre den Fans, die seit Monaten Kritik an der Klubführung äußern und das Mia-san-mia-Gefühl vermissen, kaum zu vermitteln. Müllers Vertrag läuft 2024 aus. Allerdings sieht auch Didi Hamann die Lage des Urbayern kritisch. "Unter Tuchel wird Thomas Müller nächste Saison kein Bayern-Spieler mehr sein", prognostizierte Sky-Experte Hamann und bezog sich dabei auf Müllers Joker-Rolle gegen Manchester City: "Wenn er (...) heute schon weiß, dass er in einem Jahr in solchen Spielen zuschauen muss, wird ihn das nicht befriedigen. Ohne Einsätze wird auch sein Einfluss in der Kabine kleiner", so Hamann.

Die Bayern ohne Müller? Eigentlich undenkbar. Doch Coach Tuchel muss sich überlegen, wie er in Zukunft mit diesem besonderen Spieler plant.