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AZ-Kolumne von Pfaff: "Kahn ist und bleibt der richtige Mann"
12. Mai 2023, 17:09 Uhr
München - Drei Spieltage sind es nur noch. Drei Chancen für Borussia Dortmund, den FC Bayern zu überholen. Wer am Ende die Meisterschale in den Händen halten wird?
Das lässt sich nur schwer vorhersagen, denn: Beide Klubs waren in dieser Spielzeit immer wieder für den einen oder anderen Lapsus gut. Und die letzten Spiele bergen für beide Titelaspiranten Stolperfallen. Die Gefahr, dass es in München erstmals seit 2012 keinen Titel zu bejubeln gibt, ruft freilich einige Kritiker auf den Plan. Auch die Fans sind unruhig und mit ihrer Vereinsführung nur bedingt zufrieden. Vorstandsboss Oliver Kahn steht dabei im Mittelpunkt der Kritik. Er ist der Chef, der Mann, der für alles, was im Klub passiert, verantwortlich ist. Über seine vorzeitige Entlassung wird bereits seit Wochen spekuliert.
Ich aber sage: Gebt Kahn die Zeit, sich in seinem Job weiter zu entwickeln! Selbst bei Uli Hoeneß klappte bei seinem Antritt als Manager nicht alles sofort auf Knopfdruck, Karl-Heinz Rummenigge musste sich ebenso erst in den Job einarbeiten.
Heute ist Kahn nicht nur der Torwart, der mehr als 20 Jahre lang seinen Kasten sauber halten musste. Er hat jetzt die Verantwortung für alles, was im Verein passiert: für jeden Mitarbeiter - vom Werkstudenten bis hin zu den Kollegen in der Vorstandsebene.
Kahn hat ein enormes Erbe übernommen und muss als Vorstandsboss seinen eigenen Weg finden. Ich vergleiche das immer mit einer großen Familie.
Irgendwann zieht sich der Opa immer mehr zurück und der Papa muss als Familienoberhaupt nach und nach in diese Rolle hineinwachsen. So ist es auch beim FC Bayern. Kahn kann die Bayern in eine neue Ära führen, er muss aber präsenter werden und sich den Gegebenheiten im Klub anpassen, für alles und jeden ein offenes Ohr haben, so wie es bei Hoeneß über Jahrzehnte der Fall war.
Ich bin sicher: Kahn ist und bleibt der richtige Mann. Mit starken Leuten um sich herum kann er den FC Bayern zu neuen Erfolgen führen. Gebt ihm die Zeit, dann wird der FC Bayern bald wieder der Verein sein, den wir uns alle wünschen.
Euer Jean-Marie
Der jetzt 69-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die AZ ist er nun als Kolumnist tätig.