Masters in Madrid
Zverev chancenlos gegen Alcaraz - Altmaier und Struff weiter
2. Mai 2023, 17:48 Uhr
Fast ungläubig schüttelte Alexander Zverev den Kopf. Dann gratulierte er Carlos Alcaraz zum Sieg in einem höchst einseitigen Match, das für ihn selbst eine Lehrstunde war. Bei der 1:6, 2:6-Niederlage im Achtelfinale des ATP-Turniers von Madrid bekam der chancenlose Olympiasieger vom spanischen Tennisstar klar die Grenzen aufgezeigt.
Knapp einen Monat vor Beginn der French Open in Paris war das Duell gegen den Weltranglistenzweiten für Deutschlands besten Tennisspieler ein großer Stimmungsdämpfer.
"Ich bin gerade weit davon entfernt, gegen ihn zu gewinnen - und das hat man heute auch gesehen", sagte der niedergeschlagene Zverev hinterher bei Pay-TV-Sender Sky: "Er macht momentan alles besser als ich, deswegen ist es eigentlich auch völlig egal, was ich mir vorgenommen habe."
Dabei war der 26-Jährige mit großer Freude in das von ihm selbst als "Riesentest" bezeichnete Duell gegen den US-Open-Gewinner gegangen. Doch die Vorfreude wich auf dem Sandplatz im Manolo Santana Stadium schnell Frust. Die Mängelliste war lang: Zverev holte viel zu selten mit dem ersten Aufschlag Punkte, seinen Angriffsschlägen fehlten Power und Präzision, ein Serve-and-Volley-Spiel war für den Gegner zu ausrechenbar. Mitunter wirkte Zverev fast hilflos.
Alcaraz dagegen agierte nahezu fehlerlos und verwandelte nach 1:22 Stunden seinen dritten Matchball. Der Spanier hatte mit mehr Gegenwehr von Zverev gerechnet. "Das Ergebnis ist für mich nicht normal", sagte der 19-Jährige, "aber ich habe großartig gespielt und mich sehr gut gefühlt. Dieses Match gibt mir sehr viel Selbstvertrauen." Im Viertelfinale trifft der an Nummer zwei gesetzte Alcaraz auf den Russen Karen Chatschanow.
Anders als Zverev meisterten dagegen Daniel Altmaier und Jan Lennard Struff ihre Achtelfinalhürden. Der 24-Jährige Altmaier aus Kempen besiegte den angeschlagenen Spanier Jaume Munar in 85 Minuten mit 6:3, 6:0. Im Viertelfinale trifft Altmaier nun auf den Kroaten Borna Coric. Der Warsteiner Struff setzte sich am Abend gegen den Argentinier Pedro Cachin 7:6 (9:7), 6:7 (7:9), 6:3 durch und bekommt es nun mit dem Griechen Stefanos Tsitsipas oder dem Spanier Bernabe Zapata Miralles zu tun.
Für Zverev ist das Turnier dagegen vorbei. Wieder ein relativ frühes Aus, wie so oft seit seiner Rückkehr nach langer Verletzungspause wegen der schweren Fußverletzung bei den French Open im Vorjahr. In der Weltrangliste wird Zverev erstmals seit April 2017 wieder aus den Top-20 fallen, doch noch mehr schmerzt die Erkenntnis: Mit einem Ausnahmekönner wie Alcaraz kann er es aktuell nicht aufnehmen.
Dabei war es Zverevs Ziel gewesen, in der Sandplatzsaison wieder sein "bestes Tennis" zu spielen. Er sah sich auch auf einem guten Weg dorthin. Ihm würden nur noch "ein, zwei Prozent zur absoluten Topform" fehlen, hatte der Hamburger Mitte April kurz vor Start des ATP-Turniers in München gesagt, bei dem er sein Auftaktmatch verlor.
Zverevs Spiel fehlt es an Konstanz. Physisch scheint er sich von der Verletzung erholt zu haben, aber die mentale Stärke hat Zverev noch nicht zurück. Der chancenlose Auftritt gegen Alcaraz dürfte das Problem nochmals verschärfen.