Kapitän Schönberger mit deutlichen Worten
Tigers gehen bei den Kölner Haien klar mit 2:7 baden
9. Oktober 2022, 19:34 Uhr aktualisiert am 9. Oktober 2022, 20:00 Uhr
Auf den Europa-Jubel folgt der Liga-Blues: Die Straubing Tigers haben nach der erfolgreichen Qualifikation für die CHL-K.O.-Phase und einem spielfreien Freitag zum Leidwesen ihrer Fans ihr derzeitig überwiegend vorhandenes Liga-Gesicht gezeigt und das Verfolgerduell bei den Kölner Haien am gestrigen Sonntagnachmittag deutlich mit 2:7 (2:1, 0:2, 0:4) verloren.
Nach der vierten Auswärtsniederlage in Folge und insgesamt nur neun Punkten aus acht Liga-Spielen müssen sich die Niederbayern auf Rang zwölf liegend nach unten orientieren. Insbesondere der komplette Einbruch im Schlussdrittel sowie die weiter grassierende Harmlosigkeit bei Fünf gegen Fünf dürften Cheftrainer Tom Pokel und seiner Mannschaft Kopfzerbrechen in der Vorbereitung auf nächste Liga-Heimspiel am kommenden Freitag um 19.30 Uhr gegen Wolfsburg bereiten. Kapitän Sandro Schönberger war nach Spielende am Mikrofon von MagentaSport entsprechend bedient, attestierte Teilen der Mannschaft Einstellungsprobleme in der Liga und kündigte ernste Gespräche an: "Das war absolutes Chaos und eines der schlechtesten Spiele, das ich je von uns gesehen habe."
Tigers zumindest im Überzahlspiel stark
Die Partie begann mit einer schnellen Strafe für die Gäste, die jedoch ohne Folgen blieb. Die Tigers ihrerseits demonstrierten den Domstädtern bei ihrem ersten Powerplay ihre derzeit zumindest in Überzahl vorhandene Stärke: Am Ende einer Kombination über JC Lipon und Mark Zengerle nahm Taylor Leier die Scheibe von halblinks direkt und überwand Oleg Shilin zum 1:0 (5.). Beinahe hätte Schönberger das neunte Powerplay-Tor der Tigers (Liga-Bestwert) veredelt, doch der Kapitän scheiterte mit einem zu zentral geratenen Schuss am Kölner Goalie (6.). Die Gastgeber jubelten dann in ihrem zweiten Powerplay des Spiels über den Ausgleich - und der fiel aus Sicht der Tigers denkbar unglücklich, denn der Puck prallte von Benedikt Kohls Schlittschuh nach einer Parade von Hunter Miska ins eigene Tor (11.). Nur 73 Sekunden nach dem 1:1 stellten die Niederbayern per Shorthander auf 2:1 und konnten sich dabei insbesondere bei Jon Matsumoto bedanken: Zuerst unterlief dem Center ein Stockfehler in der Offensivzone, danach legte er - zwischenzeitlich zurückgeeilt - Travis St. Denis die Scheibe über Shilins Schoner auf (12.). In der Folge präsentierte sich Straubing in einer von beiden Seiten fehlerbehafteten Partie weiter zu undiszipliniert, zehn Strafminuten in einem Drittel sprechen da eine deutliche Sprache.
Den besseren Start in den Mittelabschnitt erwischte das Team von Ex-Bundestrainer Uwe Krupp. David McIntyre narrte die komplette Straubinger Defensive, den Rebound von Carter Proft kratzte Adrian Klein von der Linie (23.). Auf der anderen Seite fasste sich Parker Tuomie ungläubig an den Kopf, nachdem er völlig freistehend zentral vor dem Tor an der Fanghand des stark reagierenden Shilin gescheitert war (25.). In der Folge plätscherte die Partie etwas vor sich hin, das 2:2 durch einen satten Handgelenksschuss von Andreas Thuresson kam daher ein bisschen aus dem Nichts (33.). Danach wurde es unschön: Proft setzte mit dem Schläger unnötig gegen Miska nach, was sowohl den Straubinger Schlussmann als auch so manchen Feldspieler auf den Plan rief (34.). Der körperliche Wachmacher sprang auf das Spiel über, fortan war wieder deutlich mehr Zug dahinter - zum allergrößten Teil bei den Hausherren, die einen über Zach Sill und besonders Bailen stark herausgespielten Konter in Person von Ex-Tiger Alex Oblinger zu ihrer erstmaligen Führung (37.) nutzten. Das gab Köln erkennbar Auftrieb, das 4:2 lag in der Luft - doch hinten war es der glänzend aufgelegte Shilin, der mit einem Monster-Save gegen Leier das 3:3 verhinderte (40.).
In den letzten 20 Minuten waren also die Gäste gefordert, um die vierte Auswärtsniederlage nacheinander zu verhindern. Doch statt eines forschen Drängens auf den Ausgleich kam von den Niederbayern so gut wie gar nichts mehr und es folgte relativ schnell die doppelte kalte Dusche: Erst verzettelte sich Brandon Manning gegen zwei Gegner, verlor die Scheibe in der eigenen Zone und Maxi Kammerer brachte den Puck in Baseball-Manier aus der Nahdistanz zum 4:2 im Tigers-Gehäuse unter (45.). Und keine zwei Minuten später überwand Haie-Kapitän Moritz Müller den dabei nicht gut aussehenden Miska aus der Halbdistanz zum vorentscheidenden 5:2, was den Arbeitstag der Nummer eins der Tigers vorzeitig beendete und Florian Bugl das DEL-Debüt bescherte (47.). Das 2:6 durch McIntyre bei eigener Überzahl war dann beinahe schon symptomatisch für den mittlerweile viel zu pomadigen Auftritt in der Domstadt (50.) und auch beim 2:7 durch Doppeltorschütze Nicholas Baptiste war die Defensive nicht auf der Höhe (53.). Der Rest war ein Kölner Auslaufen gegen geschlagene Tigers.