Chamer NLZ
"In die Jugend zu investieren macht immer Sinn"
15. November 2018, 14:10 Uhr aktualisiert am 13. August 2021, 17:20 Uhr
Der ASV Cham hat seinen Status als Nachwuchsleistungszentrum gefestigt und will auch zukünftig intensive Jugendarbeit betreiben.
Mehr als drei Jahre ist es nun schon her, dass die Nachwuchsabteilung des ASV Cham als Nachwuchsleistungszentrum des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) zertifiziert worden ist. Drei Jahre, in denen eine Menge passiert ist. Am Mittwochnachmittag stand nun ein wichtiger Termin für die Verantwortlichen an. Im Rahmen einer Evaluierung wurde das Chamer NLZ neu bewertet.
Das genaue Ergebnis erhält der Verein erst später, aber die Grundtendenz war sehr positiv. Das bestätigt Johannes Ederer, der das NLZ einst nach Cham geholt hat und inzwischen als Stützpunktkoordinator für die Talententwicklung in ganz Ostbayern zuständig ist. "Das NLZ in Cham hat wirklich gut abgeschnitten", so Ederer. Für seinen Nachfolger Uwe Mißlinger, der das NLZ seit Ende 2016 leitet, hat er viel Lob übrig: "Uwe ist es nicht nur gelungen, das Niveau zu halten, sondern es sogar weiter auszubauen." Mißlinger sei ein ganz wichtiger Bestandteil der Talentförderung im Landkreis: "Mit seiner Art und Weise prägt er den Nachwuchsfußball, von dem der ASV Cham und die gesamte Region profitieren."
Bewertet wurden bei der Evaluierung Bereiche wie Infrastruktur, das sportliche Niveau oder die Qualifikation der Trainer. "In allen Bereichen konnte der ASV sein Niveau mindestens halten, hat sich in einigen Punkten aber auch weiterentwickelt", so die Einschätzung Ederers. Das Feedback des Gremiums, dem neben Ederer unter anderem auch FIFA-Schiedsrichter Dr. Felix Brych in seiner Funktion als Abteilungsleiter Talentförderung und Schiedsrichter des BFV angehörte, fiel sehr positiv aus.
Sportliche Ziele erreicht
Beim ASV Cham hat sich in den vergangenen Jahren vieles entwickelt. Man sei mit allen Mannschaften aufgestiegen, mit denen man sich dies zum Ziel gesetzt habe, erläutert Mißlinger. Die A-Jugend ist nach einem Jahr Abstinenz in die Landesliga zurückgekehrt, die U17 spielt ebenfalls in der Landesliga. Mit der C- und D-Jugend ist der ASV in der Bayernliga beziehungsweise der Bezirksoberliga vertreten.
Dazu beliefert die erfolgreiche Nachwuchsarbeit seit Jahren nicht nur die eigene Herrenmannschaft, die derzeit gute Chancen auf den Aufstieg in die Bayernliga hat, sondern bildet Spieler für den gesamten Landkreis aus. Als zum Beispiel kürzlich in der Bezirksliga Ränkam und Roding gegeneinander spielten, standen 14 Spieler auf dem Platz, die unter anderem im ASV-Nachwuchs ausgebildet wurden. Auch beim Bayernligisten DJK Vilzing oder bei anderen Landesliga-Clubs findet man Akteure mit Chamer Vergangenheit.
Altmann: Weiter intensive Nachwuchsarbeit betreiben
"Unsere Arbeit fängt an Früchte zu tragen", freut sich Abteilungsleiter Matthias Altmann. "Wir stellen fest, dass wir Spieler aus unserem Nachwuchs in der ersten Mannschaft einsetzen können. Das ist auch unsere Idee dahinter." Durch das NLZ sei im Verein eine Dynamik entstanden. "Trainer und Funktionäre sind überaus engagiert, es herrscht eine insgesamt positive Stimmung", sagt Altmann und hält fest: "Wenn man in die Jugend investiert, dann macht das immer Sinn." Dementsprechend sei auch geplant, zukünftig intensive Nachwuchsarbeit zu betreiben. "Ich glaube, dass noch sehr viel möglich ist und der Verein noch großes Potenzial hat", sagt Altmann.
Neben der sportlichen Arbeit ist ein großer Pluspunkt des ASV Cham das in den letzten Jahren entstandene Sportzentrum im Quader. "Hier muss man Matthias Altmann danken für die Verbesserung der Infrastruktur. Da ist ein richtiges Schmuckkästchen entstanden, das sich sehen lassen kann", sagt Ederer. Das sieht auch Uwe Mißlinger so, der zusätzlich der Stadt Cham dankt, die den Verein über die eigentlichen Verpflichtungen hinaus unterstützt hätte.
Der Status quo ist für den ASV Cham also sehr zufriedenstellend. Aber wo kann die Reise noch hingehen? Hier bremst Mißlinger ein wenig ein. "Für ein kleines NLZ wie uns gibt es Grenzen", sagt er. "Es ist erst einmal unsere Aufgabe, dass wir dieses Niveau halten." Der Apparat sei in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, das Personal sei aber nicht mehr geworden. "Man muss aufpassen, dass man den Ehrenamtlichen nicht zu viel abverlangt", sagt Mißlinger. Er ist überzeugt: "Unser großes Ziel muss jetzt Nachhaltigkeit sein. Was wir geschaffen haben, wollen wir festigen. Es geht nicht immer nur um höher, schneller, weiter. Viel mehr wäre für den Verein eventuell gar nicht mehr gesund."
"Zu warten, war es wert"
Die Arbeit koste wahnsinnig viel Energie, sagt Mißlinger. Aber man merkt ihm an, dass er seinen Job mit viel Leidenschaft ausübt. Und die Früchte der Arbeit kann man Woche für Woche bei der ersten Mannschaft sehen, die aktuell Tabellenzweiter in der Landesliga ist. Franz-Xaver Brandl führt die Mannschaft als Kapitän an und Johannes Bierlmeier ist mit 17 Treffern Erster in der Torjägerliste der Landesliga, um nur zwei Beispiele zu nennen. "Solche Jungs geben dem Verein ganz viel wieder zurück", sagt Mißlinger mit einer mächtigen Portion Stolz in seiner Stimme. "Auf solche Spieler zu warten, war es wert."
Uwe Mißlinger hat die Brandls, Bierlmeiers und Drexlers zu seiner Zeit als Trainer in die erste Mannschaft hochgezogen. Er war immer ein Verfechter davon, auf den Nachwuchs zu setzen. "Die Bedeutung des Nachwuchses ist für einen Verein wie den ASV Cham gar nicht hoch genug zu bewerten", sagt Mißlinger. Diesem Motto ist er auch nach seinem Abschied als Trainer der Landesliga-Mannschaft 2017 treu geblieben. "Eigentlich habe ich damals aufgehört, um mal durchzuschnaufen und etwas kürzer zu treten", sagt der Familienvater und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: "Daraus wurde leider nichts." Als NLZ-Leiter investiere er fast noch mehr Zeit als zuvor.
Am Abend der Evaluierung und nachdem er sich Zeit genommen hatte für ein Gespräch mit idowa steht für Uwe Mißlinger noch ein beruflicher Termin an, schließlich ist er auch stellvertretender Rektor am Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium. Die Gefahr der Langeweile besteht beim 49-Jährigen also nicht. Aber die viele Arbeit ist es wert. Das hat Mißlinger nicht zuletzt das positive Feedback am Mittwochnachmittag gezeigt.