Jahn Regensburg

SSV Jahn setzt gegen Aschaffenburg auf Euphorie sowie Ruhe und Geduld


EINFACHE DINGE RICHTIG MACHEN: Jahn-Trainer Christian Brand setzt auf begeisternden, durchdachten Fußball seiner Mannschaft statt auf blindwütiges Anrennen samt Brechstange.

EINFACHE DINGE RICHTIG MACHEN: Jahn-Trainer Christian Brand setzt auf begeisternden, durchdachten Fußball seiner Mannschaft statt auf blindwütiges Anrennen samt Brechstange.

Heiß auf den Saisonstart ist der SSV Jahn Regensburg, wobei sich sowohl Trainer Christian Brand als auch die Spieler nach dem Abstieg aus der 3. Liga sehr trotzig geben, ehe es am Donnerstag (19 Uhr) in der neuen Continental Arena zum Auftaktspiel der Regionalliga Bayern gegen Aufsteiger Viktoria Aschaffenburg kommt.

Die Vorzeichen stehen nicht schlecht, haben doch die Oberpfälzer eine sehr schweißtreibende sowie spielerisch und körperlich vielversprechende Vorbereitung hinter sich, die sogar einen Sieg über den 1. FC Nürnberg bescherte, während es gegen 1860 München, die SpVgg Greuther Fürth und den FC Augsburg zwar Niederlagen setzte, der Jahn aber keinesfalls enttäuschte.

Vor allem beim Arena-Eröffnungsspiel gegen Europa-League-Teilnehmer FC Augsburg hinterließ das couragiert auftretende Brand-Team einen in jeder Beziehung starken Eindruck, was auch FCA-Trainer Markus Weinzierl zu der Bemerkung veranlasste, dass seine Mannschaft von einem "gut organisierten Gegner" gefordert worden sei. "Wenn der Jahn weiterhin so spielt, mache ich mir für die nahe Zukunft keine Sorgen um ihn."

Das ist einerseits ganz im Sinne von SSV-Coach Brand, der sehr darauf bedacht ist, dass seine Truppe bei all ihrem Tun die vorgegebene Grundordnung einhält. Etwas relativierter andererseits sieht "Realist" Brand die Vorstellung seiner Mannschaft nicht nur gegen Augsburg, sondern auch gegen die anderen genannten Gegner, denn "Testspiele können sehr trügerisch sein, auch wenn ich meine, dass wir uns in der Vorbereitungsphase physisch und spielerisch sowie technisch-taktisch verbessert haben".

"Vor allem die Augsburger können sich als Europa-League-Teilnehmer hundertmal vornehmen mit voller Konzentration zu spielen, tun es aber bei einem Viertligisten dann doch nicht. Und was die übrigens guten Resultate betrifft, muss man berücksichtigen, dass es jeweils Testspiele mit entsprechendem Charakter waren, während in der Regionalliga die Gegner anders auftreten werden. So erwarte ich schon gegen Aschaffenburg einen tiefstehenden Gast, gegen den wir ruhig und geduldig agieren sowie die einfachen Dinge richtig machen müssen, um zum Erfolg zu kommen."

Brand lobt den Gegner

Brand ist von der eigenen Stärke überzeugt und will "nicht auf Understatement machen", warnt allerdings davor, in dieser "brutal schwierigen Regionalliga" in irgendeiner Form überheblich aufzutreten - schon gar nicht in einem Eröffnungsspiel, auch nicht gegen den letztjährigen Bayernligisten, der, wie Brand ausdrücklich betont, seit Oktober 2014 in Pflichtspielen ungeschlagen ist. Deshalb ließ der Coach der Oberpfälzer die Unterfranken auch beobachten, gegen deren Trainer Slobodan Komljenovic (Eintracht Frankfurt) Brand bereits als Bundesliga-Profi gespielt hat, wie er sich grinsend erinnert. "Er war ein guter Spieler und ist offensichtlich auch ein guter Trainer."

Wie dem auch sei, Brand fordert von seiner Mannschaft natürlich am Donnerstag zum Saisonauftakt drei Punkte, wobei es der Wusnch des Trainers ist, wenn es seine Truppe mit (einem) entsprechenden Auftritt(en) schafft, die derzeit spürbare Aufbruchstimmung zu fördern, gar eine "Art Euphorie in der Stadt zu entfachen". Übrigens: Mehr als 3 000 Tickets wurden bereits im Vorverkauf abgesetzt - so viele wie in keinem Drittliga-Spiel der vergangenen Saison.

"Eine gefestigte Truppe"

Überhaupt nicht im Sinne der offensichtlich sehr ehrgeizigen Regensburger Spieler war dagegen bei der 1:3-Niederlage gegen die Schwaben das Ergebnis, da "weitaus mehr möglich gewesen wäre", wie nicht nur Oliver Hein befand.

Bezüglich der anstehenden Regionalliga-Saison hatte allerdings Hein das untrügliche Gefühl, dass die neue Heimspielstätte die SSV-Spieler extrem motivieren wird, ihnen gar Flügel verleihen könnte. "Da muss es brennen, egal, welcher Gegner in dieser Saison zu uns kommt. Wir müssen die Continental Arena in eine uneinnehmbare Festung verwandeln. Das ist ganz klar unser Anspruch."

Die Gefahr von Überheblichkeit auf Grund des nun klassentieferen Daseins und der achtbaren Vorbereitungsergebnisse sieht Hein nicht. Warum? "Weil wir eine gefestigte Truppe sind und natürlich keinen einzigen Gegner unterschätzen. Zudem sorgt notfalls auch unser Trainer dafür, dass wir nicht leichtsinnig agieren."

Rollenwechsel

Gut so, denn nach drei Spielzeiten in Folge, in denen es ausschließlich darum ging, die jeweilige Liga zu halten, startet der Jahn als Meisterschaftsmitfavorit nun unter völlig umgekehrten Vorzeichen in die Saison. Die Erwartungshaltung des Umfelds ist den Verantwortlichen, dem Trainerteam und der Mannschaft bewusst.

Konzentration vom Anstoß weg fordert demzufolge Brand von seinen Spielern - vor allem zum Sasonauftakt, bei dem die Jahn-Mannschaft nach dem sehr beachtlichen Auftritt gegen Augsburg gleich wieder Eigenwerbung in Sachen Zuschauer betreiben soll.

Wen genau Brand in welchem System zum Regionalliga-Saisonauftakt auflaufen lassen wird, "hängt von den letzten Trainingseindrücken und den Gesundheitszuständen der Spieler ab". Fest steht lediglich, dass Neuzugang Thomas Paulus und Fabian Trettenbach weiterhin verletzt fehlen werden sowie Sebastian Nachreiner wegen Adduktorenproblemen wahrscheinlich ebenfalls nicht wird auflaufen können.

"Alles ist möglich"

Nicht einverstanden ist Christian Brand mit der Tatsache, dass die Regionalliga nichts anderes zu tun hat, als den SSV Jahn neben der U 23-Mannschaft des FC Bayern zum Meisterschaftsfavoriten abzustempeln. "Wir wissen ja, wie solche Umfragen ablaufen. 16 Vereine spielen gegen den Abstieg und nennen ganz einfach den Drittliga-Absteiger Regensburg und die Bayern aus Gewohnheit zu den Favoriten."

Dazu zählt allerdings Brand auch noch die U 23-Teams des TSV 1860 München, der SpVgg Greuther Fürth und des 1. FC Nürnberg sowie die oberbayerischen Erzrivalen SpVgg Unterhaching und Wacker Burghausen, gegen die die erbitterten Duelle nun eine Klasse tiefer über die Bühne gehen.

Aus der Rolle des ambitionierten Mitfavoriten will sich der Jahn-Trainer gar nicht stehlen, weshalb er klipp und klar feststellt: "Wir haben eine gute Mannschaft - alles ist möglich."