Pandemie hat den Sport im Griff

Was passiert, wenn ein Spieler positiv auf das Coronavirus getestet wird?


Das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League des FC Bayern gegen den FC Chelsea wird als Geisterspiel ausgetragen. Schon die Partie bei Union Berlin am Samstag findet ohne Zuschauer statt.

Das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League des FC Bayern gegen den FC Chelsea wird als Geisterspiel ausgetragen. Schon die Partie bei Union Berlin am Samstag findet ohne Zuschauer statt.

Von Guido Verstegen / Online

Die Partie der Bayern bei Union Berlin wird zum Geisterspiel, Hannovers Hübers wird als erster Profi positiv auf das Coronavirus getestet. Wie geht es weiter? Was ist mit der EM? Fragen und Antworten.

München/Berlin - Das Coronavirus ist jetzt auch in den Köpfen in Berlin angekommen. Aufgrund einer amtsärztlichen Anordnung wurde am Mittwoch bestimmt, dass die Partie des FC Bayern bei Union Berlin - anders als geplant - ohne Zuschauer ausgetragen werden muss.

Damit erhalten die Bayern einen ersten bitteren Vorgeschmack auf die Geisterkulissen-Atmosphäre, die am Mittwoch im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League in der Allianz Arena gegen den FC Chelsea herrschen wird. Eins ist klar: Das ist erst der Anfang. Die Angst geht viral.

Seit Mittwoch, 12.59 Uhr, gibt es offiziell den ersten Coronavirus-Fall im deutschen Profifußball. Timo Hübers von Hannover 96 wurde positiv getestet, befindet sich in häuslicher Quarantäne. Der komplette Kader sowie das Trainerteam um Kenan Kocak werden auf das Virus getestet. Doch wie geht es weiter? Hübers wird nicht der einzige Fall bleiben.

Hier einige der wichtigsten Fragen und Antworten über den Sport in Zeiten des Coronavirus.

Wie muss reagiert werden, wenn sich ein Spieler angesteckt hat?

Wichtig ist, das "gesamte Umfeld zu testen und jeden Einzelnen, mit dem die Person in Kontakt war, in individuelle Quarantäne zu begeben, bis das Ergebnis vorliegt", sagt Dr. Helmut Pabst, Ehrenpräsident des bayerischen Sportärzteverbandes, der AZ: "Innerhalb von 24 Stunden nach dem Kontakt kann man im Regelfall sagen, ob sich eine Person infiziert hat. Bis die Ergebnisse da sind, darf es eigentlich keine Spieltätigkeit geben."

In Hübers Fall soll es keinen Kontakt zu Mitspielern gegeben haben. Wäre der Fall anders gelagert, wären aber Spielverschiebungen und damit Auswirkungen auf den Spielplan unumgänglich.

Coronavirus: Was machen die Ligen?

Helge Leonhardt, Präsident des Zweitligisten Erzgebirge Aue, sagte: "Ich gehe davon aus, dass die Saison nicht zu Ende gespielt werden kann." Es sei schließlich sehr wahrscheinlich, dass sich Spieler anstecken: "Und dann brechen der ganze Spielplan und der gesamte Spielbetrieb zusammen"

Ein infizierter Spieler, Trainer, Arzt oder Betreuer würde womöglich die Akteure anstecken. Die müssten alle im Infektionsfall 14 Tage in Quarantäne. Doch der Spielplan lässt kaum Ausweichmöglichkeiten. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) verkündete am Montag: "Die Saison 2019/20 muss wie vorgesehen bis zum Sommer 2020 zu Ende gespielt werden, um Auf- und Absteiger sowie die Teilnehmer für die internationalen Wettbewerbe zu ermitteln. Nur so erhalten Klubs und DFL trotz schwieriger Umstände für die kommende Saison Planungssicherheit." Dass dies möglich ist, wird immer unwahrscheinlicher.

Coronavirus: Was wird aus der EM, was wird aus Olympia?

Diese EM ist als paneuropäische Veranstaltung konzipiert, in der die Teams an verschiedenen Orten spielen - und die Fans mitreisen würden. "Es muss darüber nachgedacht werden, ob an diesem Konzept festgehalten werden kann. Die Corona-Problematik wird sich bis dahin nicht aufgelöst haben", sagt Pabst, "im Zweifel muss im Sinne des gesunden Sportlers und des gesunden Fans die Veranstaltung abgesagt werden. Wer will die Verantwortung dafür haben, wenn einer stirbt und man eigentlich wusste, was zu tun war?"

Die Uefa hat eine Task Force gebildet, die drei Szenarien entwickelt hat. Laut "Sport Bild" wäre die erste Maßnahme Geisterspiele bei der EM, die zweite die Verlegung von Spielen aus besonders betroffenen Regionen und als Ultima Ratio die Verschiebung der EM.

In Tokio, Austragungsort der Olympischen Spiele, machte erstmals die Kunde von Notfallplänen die Runde. Haruyuki Takahashi, Vorstandsmitglied von Tokio 2020, sagte der Tageszeitung "Asahi Shimbu": "Es wäre ideal, die Spiele auszutragen, aber es muss einen Alternativplan geben." Takahashi sieht seinen Vorstoß als "Warnglocke" für das Organisationskomitee. Dieses müsse "sich der Situation stellen und überlegen, welche Maßnahmen im Falle einer Verschiebung ergriffen werden müssen". Der Sommer 2022 biete angesichts des internationalen Sportkalenders "die beste Möglichkeit" für eine eventuelle Verlegung, die Vorbereitung müsse "jetzt beginnen".

Coronavirus: Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr auf dem Platz?

"Die Spieler kommen sich natürlich sehr nahe, und es sind Szenarien denkbar, in denen es auf dem Spielfeld zu Infizierungen kommen könnte", sagte Pabst, "es wäre sinnvoll, wenn die Spieler nicht dauernd auf den Platz spucken oder rotzen würden. An sich ist das Immunsystem von Leistungssportlern aber recht gut, außer sie sind überspielt, dann ist die Anfälligkeit klar erhöht."

Coronavirus: Wie sieht es im Stadion aus, wenn Fans zugelassen sind?

"Die Ansteckungsgefahr ist in einem geschlossenen Raum, in dem zehn Leute Karten spielen, viel höher als im offenen Stadion. Wobei es schon so ist, dass wenn 40.000 Leute eng gedrängt zusammenstehen und alle husten und schniefen, ein Ansteckungsrisiko besteht", sagt Pabst, "es wäre sinnvoll, dass alle Leute, die Krankheitssymptome aufweisen, Atemmasken tragen. Sie müssen die Masken tragen und nicht etwa die Gesunden."

Coronavirus: Wie kann man sich schützen?

"Abstand halten, wenn möglich 1,5 Meter, denn das Virus trocknet sehr schnell aus. Befindet es sich in feuchten Umgebungen, kann es länger überleben. Und ganz viel Hände waschen! Zehn Mal am Tag kann eher wenig sein", sagt Pabst, "auch, wenn es nicht appetitlich ist: Wenn man zu viel Spucke hat, es nicht ins Taschentuch tun, sondern runterschlucken - die Magensäure tötet das Virus ab, wie Stuhlproben von Infizierten belegt haben. Man sollte auch viel Wasser trinken, weil dies die Produktion von Magensäure anregt."

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