Champions-League-Sperre
Was die ManCity-Strafe für den FC Bayern und Leroy Sané bedeutet
17. Februar 2020, 6:17 Uhr aktualisiert am 18. Februar 2020, 9:41 Uhr
Die zweijährige Verbannung von Manchester City aus der Champions League sorgt für ein Beben im europäischen Fußball. Die AZ erklärt die Folgen - für Pep Guardiola, Leroy Sané und den FC Bayern.
München - Der Mann, der Manchester City zu Fall gebracht hat, sitzt aktuell in einem Gefängnis in Lissabon und wartet darauf, dass ihm der Prozess gemacht wird. Whistleblower Rui Pinto legte mit den "Football Leaks" die Machenschaften im europäischen Spitzenfußball offen - und wurde dafür bestraft. Im Januar 2019 nahm die Polizei Pinto wegen Cyberkriminalität fest. Nun sorgen Pintos Enthüllungen, die unter anderem der "Spiegel" veröffentlicht hat, für ein Beben im Kreise des Fußballadels.
ManCity kündigt Einspruch gegen Sperre an
Zwischen 2012 und 2016 soll ManCity Sponsoreneinnahmen in der Bilanz überbewertet und unerlaubte Geldspritzen seines arabischen Besitzers Scheich Mansour bin Zayed verschleiert haben. Der klare Verstoß gegen das zuvor oft als "zahnloser Tiger" belächelte Financial Fair Play (FFP) der Uefa führte zu einer Geldstrafe von 30 Millionen Euro und - viel schlimmer - dem zweijährigen Ausschluss von den Europapokalwettbewerben.
Der Klub von Startrainer Pep Guardiola hat umgehend Einspruch gegen das "Massaker am Valentinstag" ("Mirror") vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS angekündigt. Ob ein Erfolg in Lausanne gelingt, ist allerdings fraglich. "Um ehrlich zu sein, tut es mir wirklich leid für sie, für Pep und die Spieler", sagte Liverpools Trainer Jürgen Klopp.
Dabei ist Mitgefühl eigentlich nicht angebracht. Mit den Tricksereien in der Vergangenheit hat sich City letztlich selbst ausgetrickst. Gut, dass die Uefa endlich mal so entschieden gegen einen der mächtigen Klubs durchgreift. Vielleicht hat die Entscheidung ja wirklich abschreckende Wirkung auf andere Betrüger.
Sané-Verkauf könnte für wichtige Einnahmen sorgen
Wie es nun weitergeht beim Guardiola-Verein? Sollte der Einspruch vor dem CAS scheitern und die zweijährige Champions-League-Sperre bestehen bleiben, sind finanzielle und personelle Folgen unvermeidbar. Ein dreistelliger Millionenbetrag aus der Königsklasse geht den Engländern verloren, Geld, das man sicher eingeplant hat für Neuverpflichtungen und die hohen Gehälter der Topstars.
Für den FC Bayern sind das nicht unbedingt schlechte Nachrichten. Wunschspieler Leroy Sané (24), der im Sommer gern nach München wechseln würde, könnte ManCity wichtige Einnahmen bescheren. Sanés Marktwert liegt derzeit bei 100 Millionen Euro, Bayern müsste aber wohl weniger für den Außenstürmer zahlen - zumal Sanés Vertrag 2021 ausläuft.
Auch andere Topspieler wie Kevin de Bruyne (28) oder Raheem Sterling (25) werden nun über einen vorzeitigen Abschied nachdenken, um sich den Traum vom Triumph in der Champions League zu erfüllen.
Gladbachs Eberl spricht von "Präzedenzfall"
Bei Guardiola selbst sieht es ähnlich aus. Der Katalane ist mit City bereits Meister und Pokalsieger geworden, was ihn reizt, ist der Henkelpott. Präsident Andrea Agnelli von Juventus Turin gilt als großer Pep-Fan und soll sein Werben direkt nach dem Urteil vom Freitag noch einmal intensiviert haben. Für den laufenden Spielbetrieb hat die Uefa-Entscheidung keinen Einfluss, am Mittwoch in einer Woche trifft City in der Königsklasse auf Real Madrid. "City ist weiterhin sehr stark und konkurrenzfähig", warnte Madrids Trainer Zinédine Zidane, der das Urteil im Sinne der Gerechtigkeit ähnlich zufrieden aufgenommen haben dürfte wie einige Verantwortliche in Deutschland.
Gladbachs Max Eberl sagte bei "Sky": "Ich finde es super, wenn auch bei großen Mannschaften die Regel durchgesetzt wird. Es ist eine drastische Strafe, daraus könnte ein Präzedenzfall werden."
Und es könnte nicht die einzige Sanktion bleiben. Zahlreiche englische Medien berichten, dass die Premier League die zurückliegenden Bilanzen des Vereins ebenfalls überprüft und City neben Punkten sogar die Meisterschaft aus dem Jahr 2014 entziehen könnte. Es kommt etwas ins Rollen - das ist nicht zuletzt Whistleblower Rui Pinto zu verdanken.
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