Ur-Bayer ist zufrieden

Warum es bei Thomas Müller und seinem FC Bayern wieder stimmt


"Gesamtpaket passt": Thomas Müller ist wieder zufrieden.

"Gesamtpaket passt": Thomas Müller ist wieder zufrieden.

Von Christina Stelzl

Im Herbst dachte der Ur-Bayer noch an Abschied - nun hat er bis 2023 verlängert. Das "Gesamtpaket" stimmt jetzt wieder bei seinem FC Bayern: "Spieler, Trainer und Verein gehen in die gleiche Richtung".

München - Es klingt paradox, aber für Thomas Müller hat der Corona-Shutdown tatsächlich auch seine guten Seiten.

Körperlich ist der 30-Jährige dank Cybertrainings aktuell in einem Topzustand. "Ich habe selten so eine gute Bauchmuskulatur gehabt wie zu diesem Zeitpunkt", sagt er. Diese Fitness wird der bayerische Sixpacker auch brauchen, wenn es voraussichtlich Anfang Mai wieder losgeht und die Bundesliga dann ihr Restprogramm bis 30. Juni im Schweinsgalopp mit Geisterspielen und vielen Englischen Wochen durchziehen will.

Die Vorbereitung auf den Tag X sei aktuell "kein leichtes Unterfangen", räumt Routinier Müller ein. Man befinde sich angesichts der Corona-Krise in einer "Ausnahmesituation nicht nur für den Fußball" und fühle sich "so ein bisschen in der Schwebe".

Thomas Müller: "Hier passt das Gesamtensemble"

Dafür sorgte er in unsicheren Zeiten bei sich selbst für sportliche Klarheit. Wie auch Trainer Hansi Flick verlängerte er seinen ursprünglich 2021 auslaufenden Vertrag bis zum 30. Juni 2023. "Ich bin froh, dass Thomas verlängert hat, und hoffe, dass der eine oder andere auch kommt", sagt Flick - und dürfte damit vor allem Leistungsträger wie David Alaba, Thiago oder Manuel Neuer gemeint haben, deren Arbeitspapiere nur noch bis nächstes Jahr Gültigkeit besitzen.

Müller als Vorbild für Alaba und Co.? Seine vorzeitige Vertragsverlängerung sieht der Vize-Kapitän zwar nicht als Empfehlung an die Kollegen: "Man verlängert für sich selbst, weil man das Gefühl hat, hier passt das Gesamtensemble - und das Gesamtpaket." Ein wenig überrascht wäre er aber wohl schon, sollten diese Stammspieler nun die Segel in München streichen, schließlich "haben wir alle das Gefühl, dass wir bei diesem Projekt dabei bleiben wollen. Spieler, Trainer und Verein gehen in die gleiche Richtung. Das ist immer gut!"

Neuer soll 20 Millionen Jahresgehalt fordern

Das Gefühl ist schön, doch die Finanzen müssen auch stimmen. Wie die "Bild" berichtet, hat Neuers Berater bei den Verhandlungen eine Jahresgage von strammen 20 Millionen eingefordert. Da pokert einer hoch, verzockt er sich gar?

Ums Pokern ging es Müller vor ein paar Monaten nicht. Doch das Ende seiner Bayern-Ära stand trotzdem im Raum. Es hätte wahrlich nicht viel gefehlt und Müller, der - laut Präsident Herbert Hainer - zum FC Bayern gehört "wie das Oktoberfest zur Stadt München", hätte für Katerstimmung gesorgt. "Die Gefühlslage im Herbst war ziemlich angespannt. Da hatte ich nicht im Sinn, im Frühjahr den Vertrag zu verlängern", erklärt er.

Unter Trainer Niko Kovac war er zum Notnagel degradiert worden, unter Flick ist er wieder Führungskraft - und kann dem Bayern-Spiel, wie er sagt, wieder den "Thomas-Müller-Stempel" aufdrücken. In der Bundesliga wie in der Champions League.

Thomas Müller kann sich Rolle als Vorstandsmitglied vorstellen

Im Pokal im Viertelfinale, in der Liga sind die Bayern bereits wieder an RB Leipzig auf Platz eins vorbeigezogen. Und auch in der Königsklasse schaut es laut Müller gut aus: "Es gibt aktuell international keine Über-Mannschaft. Ich sehe unseren Kader - mit dem Gefühl der letzten Wochen vor der Unterbrechung - ganz oben mit dabei."

Die Perspektive stimmt bei Müller. Auch für die Zeit nach der Karriere. Ob er selbst eines Tages zur Klubführung gehören könnte, so wie Oliver Kahn als neues Vorstandsmitglied, ließ Müller offen. "Das ist sicher nicht ausgeschlossen." Der Ur- und Ober-Bayer wird so womöglich noch zum ewigen Bayern.

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