Sturm-Trio des FC Liverpool

Vor diesen Klopp-Raketen zittert der FC Bayern schon jetzt


Von Bernhard Lackner

Jürgen Klopp und sein FC Liverpool demontieren Arsenal und dominieren die starke englische Premier League. Drei Tempofußballer dürften den FC Bayern schon Wochen vor dem Champions-League-Achtelfinale ins Grübeln bringen.

Liverpool/München - Es hätte definitiv leichter kommen können, das wusste auch Hasan Salihamidzic. "Das ist ein Brocken", sagte der Sportdirektor des FC Bayern direkt nach der Auslosung des Champions-League-Achtelfinales. Losfee Laura Georges, ehemalige Spielerin der Münchner, hatte dem deutschen Rekordmeister den FC Liverpool beschert. Die "Mannschaft der Stunde", wie Salihamidzic konstatierte.

Denn: Die "Reds" von Jürgen Klopp zeigen sich in dieser Saison in absolut beeindruckender Verfassung: 17 von 20 Partien in der Premier League entschied der 18-malige englische Meister für sich, dazukommen drei Unentschieden. Am Samstagabend wurde der FC Arsenal trotz früher Führung 5:1 abgefertigt. Aktuell führt Liverpool die Liga mit neun Punkten Vorsprung an, Manchester City kann bei einem Sieg am Sonntagnachmittag auf sieben Punkte verkürzen. Die Hoffnungen auf den ersten Meistertitel seit 1990 wachsen von Woche zu Woche, von Spieltag zu Spieltag. (Lesen Sie auch: FC Bayern erhöht Angebot für Chelsea-Juwel)

Jürgen Klopp: FC Bayern hat sich gefangen

In der Könisklasse geht es für den englischen Tabellenführer im Februar und März gegen den FC Bayern, auch für Liverpool kein angenehmes Los. Trotz der in der Hinrunde bisweilen dürftigen Auftritte zollte LFC-Teammanager Klopp dem Gegner größten Respekt.

"Was bisher passiert ist, ist für mich unwichtig. Bis Februar können wir alle noch wahnsinnig viele Phasen durchlaufen. In der Analyse zur Vorbereitung auf Bayern spielen solche Phasen sowieso keine Rolle", sagte der Liverpool-Coach im Interview mit der "Bild". Er bereite sich ohnehin "auf die besten Bayern" vor. "Und das, was wir in den letzten zwei, drei Wochen vor der Winterpause gesehen haben, ist ja wieder ganz stark", meinte Klopp.

Kein Zweifel: Klopp hat seit seinem Amtsantritt im Herbst 2015 eine funktionierende Einheit geformt. Gerade einmal acht Gegentore kassierte Liverpool in der laufenden Saison, in den bisherigen zehn Heimspielen waren es gerade einmal deren drei. Dennoch: Das Prunkstück der "Reds" bildet die Offensive um Sadio Mané, Roberto Firmino und Mohamed Salah, eines der besten Offensiv-Trios der Welt. Die AZ erklärt, was die Klopp-Raketen so stark macht:

Sadio Mané: Der Lückenreißer mit Top-Speed

Zack, zack, zack: Mo Salah (Mi.) und Roberto Firmino (re.) bei der Arbeit.

Zack, zack, zack: Mo Salah (Mi.) und Roberto Firmino (re.) bei der Arbeit.

Zwei Jahre lang spielte Sadio Mané direkt vor der Haustür des FC Bayern. Zwischen 2012 und 2014 lief der Senegalese für Red Bull Salzburg auf, bevor es ihn für 23 Millionen Euro in die Premier League zum FC Southampton zog. Dort legte der heute 26-Jährige eine bemerkenswerte Entwicklung hin. Zwei Jahre später verpflichtete ihn der FC Liverpool für vergleichsweise moderate 41 Millionen Euro.

Bei den "Reds" arbeitete sich Mané schnell zum unumstrittenen Stammspieler und Leistungsträger hoch. Unter Klopp kommt der pfeilschnelle Angreifer überwiegend über den linken Flügel, wo er mit seiner enormen Schnelligkeit (Top-Speed in der Vorsaison: 34,86 Stundenkilometer) immer wieder an den gegnerischen Außenverteidigern vorbeizieht und Lücken für die Nebenmänner reißt. Vor allem auf den ersten Metern gibt es international kaum Spieler, die mit dem Antritt des Senegalesen mithalten können.

Mané nur auf seine Geschwindigkeit zu reduzieren, wäre allerdings falsch: Wie Sturmkollege Mohamed Salah, zieht auch der Senegalese immer wieder in die Mitte, um für Unordnung zu sorgen. Unter Klopp hat der 26-Jährige außerdem eine bemerkenswerte Zielstrebigkeit entwickelt: In der vergangenen Saison war er wettbewerbsübergreifend in 44 Spielen an 29 Treffern beteiligt (20 Tore, neun Vorlagen). Obacht, Bayern!

Roberto Firmino: Initiator und Vollstrecker zugleich

Auch von drei Leuten nicht zu stoppen: Mohamed Salah

Auch von drei Leuten nicht zu stoppen: Mohamed Salah

Auch Roberto Firmino dürften die Bayern bestens kennen: Zwischen 2011 und 2015 lief der Brasilianer für 1899 Hoffenheim auf, wechselte anschließend für 41 Millionen Euro an die Anfield Road. Auch die Münchner solle seinerzeit Interesse an einer Verpflichtung gezeigt haben, allerdings soll die Ablöse als zu hoch eingestuft worden sein. Ein Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte: Dreieinhalb Jahre später hat Firmino seinen Marktwert laut Fußballportal "transfermarkt.de" auf 80 Millionen verdoppelt.

Und: Roberto "Bobby" Firmino passt mit seiner Umtriebigkeit perfekt ins Klopp'sche System. Der 27-Jährige setzt die gegnerischen Abwehrreihen immer wieder mit seinem frühen Anlaufen unter Druck und provoziert so Fehlpässe, welche mit überfallartigen Konterangriffen zu brandgefährlichen Situationen führen können.

Für die gegnerischen Verteidiger ist Firmino kaum zu greifen. In eigenem Ballbesitz lässt er sich gerne ins Mittelfeld zurückfallen und initiiert auf diese Weise selbst Angriffe, anschließend stößt er in hohem Tempo in den Strafraum vor und kommt so immer wieder in gefährliche Schusspositionen. Vorsicht, Bayern!

Mohamed Salah: Keiner netzt häufiger als er

Ob Sergio Ramos wusste, was er da tat? Nicht einmal 30 Minuten waren im Champions-League-Finale 2018 gespielt, da packte der Kapitän von Real Madrid den Ägypter am Arm, riss ihn zu Boden und ließ sich mit vollem Körpergewicht auf seinen Gegner fallen. Salah musste anschließend verletzt raus, es war der Knackpunkt des Endspiels. "Brutal" sei der Einsatz gewesen, meinte Klopp im Anschluss, und bezeichnete diesen sogar als "Wrestling-Attacke".

Dass sich ein Weltklasse-Verteidiger wie Sergio Ramos ausgerechnet im Zweikampf mit Salah derart unlauterer Mittel bedient, kommt - pragmatisch gesehen - nicht von Ungefähr: Mo Salah hat sich in den letzten eineinhalb Jahren zu einem der gefährlichsten Angreifer der Welt entwickelt. "Die Genialität des Ägypters ist eine der beeindruckenden Geschichten dieser Saison", schrieb die Boulevard-Zeitung "Daily Mirror" im April, als Salah Liverpool praktisch im Alleingang ins Finale der Königsklasse schoss.

Am Ende standen beeindruckende 44 Tore in 52 Pflichtspielen, plus 16 Vorlagen. In dieser Spielzeit sind es bisher 16 Tore und acht Vorlagen in 27 Pflichtspielen.

Ein Grund: Im System von Klopp kommt Salah perfekt zur Entfaltung. Durch das frühe Gegenpressing eröffnen sich für ihn immer wieder Räume, in die der 26-Jährige mit seiner enormen Schnelligkeit hineinstoßen und entweder selbst zum Abschluss kommen kann - oder so seine Nebenleute einsetzen kann. Auch bei ihm gilt: Bloß aupassen, Bayern!

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